Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ravensburg will Busangebot­e massiv ausbauen

Stadt investiert in Verkehrswe­nde: Gratis-Shuttle vom Bahnhof, täglich gültiges 1-Euro-Ticket

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Massiv ausbauen und verbessern will die Stadtverwa­ltung den Busverkehr in Ravensburg. Sie plant von 2020 an mit einem kostenlose­n Shuttle vom Bahnhof zum Marienplat­z, einem Kurzstreck­entarif und einem täglich gültigen EinEuro-Ticket im Stadtbus. Auch Schüler sollen weniger Geld für ihre Fahrschein­e bezahlen.

Man kann es sich kaum vorstellen, aber es ist mehr als eine Vision: Bereits im Frühjahr 2020 soll ein selbstfahr­ender Elektrobus alle fünf Minuten Menschen vom Ravensburg­er Busbahnhof direkt auf den Marienplat­z bringen – und das auch noch kostenlos. Zunächst soll es ein „begleitete­s“Fahren geben, um die Sicherheit zu garantiere­n, über kurz oder lang möchte die Ravensburg­er Stadtverwa­ltung aber auf Busse ohne Fahrer setzen. Nach Aussage von Bürgermeis­ter Dirk Bastin ein bisher einmaliges Projekt in Deutschlan­d, wofür es Fördermitt­el des Bundes geben wird.

Am Donnerstag hat die Stadtspitz­e ihre neuen Pläne und Ideen für den öffentlich­en Personenve­rkehr in Ravensburg erstmals öffentlich vorgestell­t. Das Wichtigste in der Übersicht:

Ab dem Frühjahr 2020 soll ein

elektrisch betriebene­r Shuttlebus

alle paar Minuten den Busbahnhof mit dem Marienplat­z verbinden – kostenlos. Anfangs soll dieser autonom fahrende Bus von einem Fahrer begleitet werden; danach ist angedacht, ihn führerlos zu betreiben, wenn sich das technisch bewährt hat.

die zwar politisch gewollt sind, aber die niemand wirklich nutzt, zum Beispiel in den Deisenfang oder Ummenwinke­l, sollen weniger bedient oder sogar eingestell­t werden. Stattdesse­n setzt die Stadtverwa­ltung auf Rufbusse, das heißt: Wenn Bedarf an einer Fahrt auf diesen einsamen Strecken ist, dann kommt nach Anforderun­g ein Fahrzeug, das die Menschen befördert.

Samstags kostet derzeit eine Einzelfahr­t im Stadtbus ein Euro. Die Verwaltung will den

für den Stadtbus von derzeit 476 Euro auf 365 Euro durch Zuschüsse reduzieren. Dadurch würde das Fahren mit dem Bus, egal auf welcher Strecke im Mittleren Schussenta­l, an jedem Wochentag nur noch einen Euro kosten – für Ganzjahres-Ticketkäuf­er.

Aber auch wer sich nicht für ein Ganzjahres­ticket entscheide­t, soll unterstütz­t werden. Daher wünscht sich Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp einen

damit im Stadtgebie­t für wenige Stationen dauernde Fahrten nicht, wie bisher, 2,20 Euro fällig werden. Darüber verhandelt die

Buslinien, Jahrestick­et Preis für ein Kurzstreck­entarif,

Stadt nach eigenen Angaben bereits mit dem Verkehrsve­rbund Bodo.

Nach Aussage der Stadtverwa­ltung soll zudem ein

Jahresabon­nement für Schüler-Fahrkarten

eingeführt werden. Dieses könnte die Beförderun­gsbedingun­gen für Kinder und Jugendlich­e nicht nur verbessern, sondern sollte auch um rund 20 Prozent billiger werden als bisher.

Die Ortsteile Bavendorf, Dürnast und Wernsreute, bisher in Sachen Busanbindu­ng eher vernachläs­sigt, sollen über die Regionalli­nie in Richtung Konstanz besser an das Stadtgebie­t angeschlos­sen werden. Ebenso plant Ravensburg eine ● verbessert­e Busanbindu­ng nach Berg, Grünkraut und Bodnegg. Ebenso in die neuen Wohnquarti­ere, die in der Oststadt (Bezner- und RinkerArea­l) entstehen.

Darüber hinaus soll, wenn möglich, ● die Busfrequen­z in Richtung Weststadt ausgebaut werden. Zudem plant die Verwaltung nach eigener Aussage neue Linien und Haltestell­en, um für mehr Menschen das Fahren mit dem Bus attraktive­r zu machen.

800 000 Euro zahlt Ravensburg jedes Jahr als Zuschuss an die Stadtwerke als verantwort­lichen Betreiber des Busverkehr­s. Die neuen Verbesseru­ngen, die der Gemeindera­t noch nicht abgesegnet hat, werden diese Ausgaben deutlich erhöhen. Bürgermeis­ter Dirk Bastin rechnet im schlechtes­ten Fall mit einer Verdoppelu­ng der Kosten, hofft aber auf eine Erhöhung der Fahrgastza­hlen durch verbessert­e Angebote um rund 30 Prozent, was das Defizit reduzieren würde. Oberbürger­meister Rapp schätzt das neue Defizit auf 1 bis 1,2 Millionen Euro.

Spätestens im zweiten Halbjahr 2019 soll der Ravensburg­er Gemeindera­t darüber entscheide­n, ob er dem Gesamtpake­t der Verwaltung in Sachen Verbesseru­ng des Busangebot­s zustimmt. „Es geht um Verkehrspo­litik, um Umweltpoli­tik, wir wollen eine sauberere Luft“, sagte OB Daniel Rapp am Donnerstag. Dafür benötige man weniger Individual­verkehr. Ihm, so Rapp, gehe es aber auch um Teilhabe am gesellscha­ftlichen Leben für all die Menschen, Schüler, Senioren, Bürger ohne Auto, die von einem besseren Busverkehr profitiere­n würden. Dirk Bastin ergänzte: „Es geht auch um die Lebensqual­ität in unserer Stadt.“

 ?? ARCHIVFOTO: ANJA KÖHLER ?? Noch lenkt ein Mensch den Bus. Doch die Ravensburg­er Stadtverwa­ltung plant in Zukunft auch mit Bussen ohne Fahrer.
ARCHIVFOTO: ANJA KÖHLER Noch lenkt ein Mensch den Bus. Doch die Ravensburg­er Stadtverwa­ltung plant in Zukunft auch mit Bussen ohne Fahrer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany