Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Ob die Statik hält, ist unklar
Die Hitze hat beim Brand im Parkhaus am See auf die Stahlträger eingewirkt.
FRIEDRICHSHAFEN - Wie umfangreich das Parkhaus am See nach dem Brand saniert werden muss, ist immer noch nicht abschließend geklärt. „Derzeit wird im Labor die chemische Zusammensetzung des Betons untersucht, um zu ermitteln, wie stark die Hitze auf den Stahl direkt unter der Karlstraße eingewirkt hat“, sagt Norbert Schültke, Bereichsleiter Mobilität Stadtwerk am See. Im schlimmsten Fall müsse die Karlstraße aufgerissen werden, um die Stahlträger vollständig auszutauschen, wenn der verbaute Stahl nicht mehr tragfähig ist. Das Ergebnis der Untersuchung steht Mitte März fest.
An der Stelle, direkt unter der Karlstraße, gleich neben der Einund Ausfahrt, ist ein Elektroauto gänzlich ausgebrannt. Die Spuren sind immer noch als Abdruck auf dem Boden des Parkhauses sichtbar. Derzeit wird die Stelle mit Baumstämmen abgestützt, damit die Reinigungskräfte ohne Gefahr in der Tiefgarage arbeiten können. Die Mitarbeiter der Reinigungsfirma sind mittlerweile seit mehr als einem Monat in der Tiefgarage im Einsatz. Zu Beginn befreiten sie die kleinen Metallflächen mit einem Handschwamm vom Ruß, dann reinigten sie die Wände, Böden und Decken mit einem Spezialgerät mit einem Druck von 350 Bar. „Die Reinigung ist so intensiv, dass sich nicht nur der Ruß, sondern auch die Farbe vom Beton gelöst hat. Der ist nun wieder blank“, sagt Schültke. Das Wasser, das beim Putzen verwendet wird, sammeln die Mitarbeiter in Spezialbehältnissen, da es vom Ruß kontaminiert ist und besonders entsorgt werden muss. Je nach Verschmutzungsgrad muss das Wasser in eine Raffinerie gebracht werden.
Eine Ebene weiter unten haben drei Elektroautos, die nebeneinander abgestellt waren, gebrannt. Sie standen direkt über der Ein- und Ausfahrt des Parkhauses. Auch an der Stelle ist noch nicht geklärt, wie stark der Stahl in Mitleidenschaft gezogen wurde. „Auch dort stellt sich die Frage, ob die Ein- und Ausfahrt dauerhaft auf allen Ebenen von oben nach unten abgestützt werden muss“, sagt Schültke.
Mitte März gibt es Klarheit
Wenn die Ergebnisse aus dem Labor Mitte März feststehen, werde entschieden, wie die Baumaßnahmen genau aussehen werden – und auch, was sie kosten werden. „Wir warten aber nicht bis dahin ab, sondern arbeiten mit zwei Szenarien“, sagt Schültke. Wenn der beste Fall eintrete, bei dem die Stahlträger nicht ausgetauscht werden müssen, rechne das Stadtwerk am See damit, dass die Arbeiten im Herbst abgeschlossen sein werden. „Im schlimmsten Fall kann die Sanierung deutlich länger dauern. Das hängt vom Urteil der Fachstatiker ab“, sagt Schültke. Wichtig ist ihm eines: „Sicherheit und Sorgfalt gehen vor Schnelligkeit.“
Die Ermittlungen gegen den mutmaßlichen Täter laufen weiterhin. „Wir wissen wie er vorgegangen ist, weil wir die Aufnahmen der Kamera analysiert haben. Wir können dazu aber öffentlich nichts sagen, weil die Untersuchungen noch laufen“, sagt Schültke. Auch die Staatsanwaltschaft Ravensburg bestätigt das auf Nachfrage. Der mutmaßliche Täter sitze weiterhin in Untersuchungshaft. Noch immer werde ermittelt, ob er neben dem Brand in der Tiefgarage und bei Raumausstattung Friedrich auch für den Brand am Stadtbahnhof in der gleichen Nacht verantwortlich ist.
Eine 360-Grad-Ansicht davon, wie es im Parkhaus am See derzeit am aussieht, gibt es im Internet unter www.schwaebische.de/parkhaus