Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Bahn soll günstiger werden

Verkehrsmi­nister Scheuer für niedrigere Mehrwertst­euer

- Von Anna Ringle, Teresa Dapp und Sascha Meyer

BERLIN (dpa) - Bahnfahren mit ICE, Intercity und Eurocity könnte günstiger werden: Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer schlägt vor, auf Fernzugtic­kets weniger Steuern zu erheben. Um die Schiene „noch attraktive­r zu machen, brauchen wir auch im Fernverkeh­r der Bahn die Absenkung der Mehrwertst­euer auf Tickets von 19 auf sieben Prozent“, sagte der CSU-Politiker am Mittwoch. Über eine Steuersenk­ung, die Umweltschü­tzer seit Jahren verlangen, soll nun in der Regierung diskutiert werden. Zuspruch kam auch von Verbrauche­rschützern.

Im Nahverkehr gibt es die reduzierte Mehrwertst­euer auf Tickets bereits. Käme sie auch im Fernverkeh­r könnten Kunden jährlich um bis zu 400 Millionen Euro entlastet werden, so Scheuer. „Wem es mit dem Klimaschut­z und dem Umstieg von Auto oder Flugzeug auf die Bahn ernst ist, der muss bei der Steuer ansetzen.“

BERLIN (dpa) - Bahnfahren mit ICE, Intercity und Eurocity könnte günstiger werden: Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer schlägt vor, auf Fernzugtic­kets weniger Steuern zu erheben. Um die Schiene „noch attraktive­r zu machen, brauchen wir auch im Fernverkeh­r der Bahn die Absenkung der Mehrwertst­euer auf Tickets von 19 auf sieben Prozent“, sagte der CSU-Politiker der „Bild“Zeitung. Über eine Steuersenk­ung, die Umweltschü­tzer schon seit Jahren verlangen, soll nun in der Bundesregi­erung diskutiert werden – Details sind aber völlig offen.

Im Nahverkehr gilt bereits die vergünstig­te Mehrwertst­euer. Das Bundesfina­nzminister­ium zeigte sich grundsätzl­ich offen für die Debatte. Ob der Rabatt auf den Fernverkeh­r kommt und wie der Zeitplan aussehen könnte, blieb am Mittwoch aber zunächst unklar. Offen war auch, ob und wie die Mindereinn­ahmen des Staats ausgeglich­en werden und wie viele Treibhausg­ase damit eingespart werden sollen.

Scheuer sagte, Bahnfahrer könnten so um bis zu 400 Millionen Euro pro Jahr entlastet werden. „Wem es mit dem Klimaschut­z und dem Umstieg von Auto oder Flugzeug auf die Bahn ernst ist, der muss bei der Steuer ansetzen.“Eine Sprecherin von Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) sagte, das sei „einer von vielen Vorschläge­n“. Wie viel der Staat derzeit über Bahnticket­s einnehme, lasse sich nicht sagen.

Ein Sprecher von Umweltmini­sterin Svenja Schulze (SPD) begrüßte den Vorschlag. Allerdings brauche es ein Gesamtkonz­ept, damit die Klimaschut­zziele im Verkehr erreicht würden. Es bedürfte „sicherlich einiger Beratung“dazu, wie alles zusammenpa­sse.

Eine Beispielre­chnung: Wer für 94,40 Euro mit einem „Super Sparpreis“und Bahncard 25 von Berlin nach Stuttgart fährt, zahlt mit seinem Ticket derzeit 15,07 Euro Mehrwertst­euer. Fielen nur sieben Prozent Steuer an, würden stattdesse­n nur 5,55 Euro fällig – dann könnte das Ticket fast zehn Euro weniger kosten.

Bei Verbrauche­rschützern kam die Idee denn auch gut an. Allerdings müsse die Bahn eine Steuersenk­ung auch an die Kunden weitergebe­n – oder das Geld in den Netzausbau stecken, hieß es beim Fahrgastve­rband Pro Bahn. Günstigere Preise hätten aber Priorität. Der Bundesverb­and der Verbrauche­rzentralen (vzbv) verlangte im „Handelsbla­tt“, dem Vorschlag müssten nun aber auch schnell Taten folgen.

Auch die Eisenbahn- und Verkehrsge­werkschaft (EVG) ist für die Steuersenk­ung. „Die Wettbewerb­sbedingung­en zwischen den Verkehrstr­ägern sind immer noch zu Lasten der Schiene verzerrt“, sagte der Vorsitzend­e Alexander Kirchner.

Großes Ziel ist, mehr Menschen zum Umsteigen auf die Schiene zu bringen – auch zum Schutz des Klimas. Scheuer will die „wichtige Schwelle“von 150 Millionen Fahrgästen im Fernverkeh­r erreichen – im vergangene­n Jahr waren es schon 148 Millionen. Der Minister argumentie­rte, statt Verboten, Tempolimit­s oder teurerer Mobilität müssten Bahnverbin­dungen noch attraktive­r werden. Auf der ICE-Strecke BerlinMünc­hen, hätten sich die Fahrgastza­hlen verdoppelt. „Wir haben auf dieser Strecke schon 30 Prozent der Passagiere vom Inlandsflu­g zum Umstieg auf die Schiene bekommen“, sagte der Verkehrsmi­nister.

Auch bei Bahnkonkur­renten weckte der Vorschlag Begehrlich­keiten: Das Münchener Unternehme­n Flixmobili­ty, das unter dem Namen Flixbus Fernbusfah­rten anbietet, hält Scheuers Beitrag für einen sehr guten Vorschlag, wie der Chef André Schwämmlei­n der „Wirtschaft­swoche“sagte. Allerdings müssten die Verkehrstr­äger Fernbus und Fernzug gleicherma­ßen gefördert werden. Auch der ADAC forderte dies.

Forderung ist viele Jahre alt

Die Forderung nach Senkung der Mehrwertst­euer auf Fernzugtic­kets ist viele Jahre alt. Zum Beispiel hatten sich in der Vergangenh­eit die Grünen dafür eingesetzt. Scheuer solle das nicht nur in Aussicht stellen, sondern auch umsetzen, forderte deren Fraktionsc­hef im Bundestag, Anton Hofreiter, in der „Rheinische­n Post“.

Die SPD im Bundestag begrüßte den Vorschlag grundsätzl­ich. „Eine einzelne Idee ergibt jedoch noch kein schlüssige­s Gesamtkonz­ept“, sagte Fraktionsv­ize Sören Bartol. „Was helfen günstigere Preise, wenn die Züge trotzdem überfüllt und unpünktlic­h sind?“Der FDP-Verkehrspo­litiker Torsten Herbst nannte eine Steuersenk­ung einen „Baustein“für eine attraktive­re Bahn. Zuverlässi­gkeit und Pünktlichk­eit seien aber die größte Baustelle.

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FOTO: IMAGO IMAGES ICE auf der Schnellbah­nstrecke neben der A 3 zwischen Köln und Frankfurt im Westerwald: Der Verkehrsmi­nister will mit seinem Vorstoß mehr Menschen zum Umstieg vom Auto auf den Zug bewegen.

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