Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Radikale verlieren in Indonesien
Präsident Widodo dürfte im Amt bleiben
JAKARTA (dpa) - Indonesien wird mit großer Wahrscheinlichkeit auch in den nächsten fünf Jahren vom bisherigen Präsidenten Joko Widodo regiert. Bei der Wahl im weltweit bevölkerungsreichsten muslimischen Land lag der amtierende Staatschef am Mittwoch klar vor Herausforderer Prabowo Subianto. Der 57-Jährige kam nach übereinstimmenden Prognosen verschiedener Forschungsinstitute auf etwa 55 Prozent. Für den nationalistischen Ex-General (67) stimmten etwa 44 Prozent.
Der südostasiatische Staat aus mehr als 17 000 Inseln ist die drittgrößte Demokratie der Welt. Von den mehr als 260 Millionen Einwohnern sind annähernd 90 Prozent Muslime. Joko gilt eigentlich als Vertreter eines gemäßigten Islam. Mehrfach musste er sich vorwerfen lassen, nicht muslimisch genug zu sein. Daraufhin holte er sich einen bekannten Geistlichen als Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten an die Seite, Ma'ruf Amin.
Lange Zeit galt Indonesien als Modell für einen toleranten Islam. In den vergangenen Jahren gewannen auch dort aber konservative Kräfte an Einfluss. Der frühere Gouverneur von Jakarta, ein Weggefährte Jokos, musste wegen Verunglimpfung des Korans ins Gefängnis. Auch Homosexuelle bekamen die geänderte Stimmung zu spüren. Joko wurde vorgeworfen, zu wenig dagegen zu tun. Im Vergleich zu Prabowo gilt er jedoch als deutlich liberaler.
Der Wahlsieg fiel nach bislang noch inoffiziellen Ergebnissen deutlich aus. Alle Meinungsforschungsinstitute waren sich gleich nach Schließung der Wahllokale über den Sieger einig. Im Lauf des Mittwochs wurden noch genauere Zahlen erwartet. Das amtliche Endergebnis soll allerdings erst im Mai vorliegen. Beide Kandidaten hatten sich bereits bei der Wahl 2014 gegenüber gestanden. Damals gewann Joko mit 53,1 zu 46,9 Prozent.
In der ersten Amtszeit hatte er auch Anhänger enttäuscht. Zu Beginn wurde er noch als großer Hoffnungsträger gefeiert, als „indonesischer Obama“. Davon ist nicht mehr viel übrig. Auch Korruption ist immer noch weit verbreitet. Im Wahlkampf stellte Joko nun Infrastrukturprojekte wie den Bau neuer Straßen und Flughäfen sowie die neue UBahn für Jakarta heraus – offensichtlich mit Erfolg.
Parallel zur Entscheidung über das Staatsoberhaupt wurden auch das Parlament sowie Provinz- und Kommunalvertretungen neu gewählt. Wahlberechtigt waren 193 Millionen Indonesier, von der Hauptstadt bis hin zu entlegenen Inseln. Nach ersten Berichten gab es keine größeren Zwischenfälle.