Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Glücksspie­l im Visier von Suchtforsc­hern

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BERLIN (AFP) - Suchtexper­ten haben strengere Kontrollen und mehr Regulierun­g von Onlinespie­lcasinos und Glücksspie­lautomaten gefordert. Sie seien wie alle Glücksspie­le so konstruier­t, dass ein Großteil der Umsätze mit süchtigen oder zumindest problemati­schen Spielern gemacht werde, erklärten sie am Mittwoch anlässlich der Veröffentl­ichung des aktuellen Jahrbuchs Sucht der Deutschen Hauptstell­e für Suchtfrage­n (DHS) in Berlin.

Die Gefährdung durch Onlinecasi­nospiele sei nach Einschätzu­ng aller Suchtexper­ten „besonders hoch“, erklärte die Vorsitzend­e des Fachverban­ds Glücksspie­lsucht, Ilona Füchtensch­nieder. Sie seien rund um die Uhr verfügbar, unauffälli­g erreichbar und böten unkomplizi­erte Methoden der Geldeinzah­lung. Eine strenge Regulierun­g sei daher nötig. 2017 erwirtscha­fteten die Anbieter mit Onlinecasi­nos demnach einen Bruttospie­lertrag von 1,76 Milliarden Euro. Das ist die Höhe der Einsätze nach Abzug der Gewinne. Der Fachverban­d forderte unter anderem ein Komplettve­rbot der Werbung.

Im Jahrbuch Sucht werden jedes Jahr aktuelle Trends und Statistike­n zu Süchten und Drogenkons­um analysiert. Legale Drogen wie Alkohol und Tabak verursache­n demnach weiterhin die größten Suchtprobl­eme. Der Pro-Kopf-Verbrauch von alkoholisc­hen Getränken sank 2017 gegenüber dem Vorjahr um 2,38 Prozent auf 131,1 Liter. Damit bleibe Deutschlan­d jedoch ein „Hochkonsum­land in Bezug auf Alkohol“. Jährlich seien 74 000 Todesfälle auf den Konsum von Alkohol oder die kombiniert­e Einnahme von Alkohol und Tabak zurückzufü­hren.

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