Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Keine Kurz-Autobahn
Zur B 31-Debatte:
Vor vielen Jahren wurde die Bodenseeautobahn A 98 im Hinterland des Bodensees verhindert. Nun soll diese nach den Vorstellungen der Straßenplaner zumindest zwischen dem Riedlepark-Tunnel im Osten und Überlingen im Westen Wirklichkeit werden und zwar gleichgültig, welche der vorgestellten Trassenvarianten zwischen Immenstaad und Überlingen zur Ausführung gelangen.
Denn nach den Prognosen der Verkehrsgutachter wird der Kfz-Verkehr am Bodensee bis 2035 so stark anwachsen, dass dieser nur durch eine zweistreifige (vier Fahrbahnen) Straße mit Mittelstreifen sowie Standspuren und einer Gesamtstraßenbreite von 28 Metern zuzüglich der Böschungen zu bewältigen ist. Es scheint jedoch trotz noch so ausgeklügelter Modellrechnungen vermessen, die Verkehrszahlen in den nächsten 15 Jahren auf Grund der zu erwartenden Umbrüche im Verkehrssektor realitätsnah abzuschätzen.
Denn nach Aussagen von Politik und Wissenschaft muss der Straßenverkehr erheblich reduziert werden, um nur annähernd die angestrebten Klimaziele zu erreichen, zu denen sich Deutschland international verpflichtet hat. Ein Umsteuern wird deshalb nur mit einer drastischen Änderung unseres Mobilitätsverhaltens möglich sein.
In dieser Zeit des Umbruchs noch eine autobahnbreite Straße am Bodenseeufer bauen zu wollen, ist nicht nachvollziehbar. Um eine Entlastung der Bodenseegemeinden zu erreichen, bedarf es sicherlich keiner „Kurz-Autobahn“von nur rund 30 Kilometern Länge, zumal diese an den Anknüpfungsenden in Überlingen in eine dreispurige und in Friedrichshafen in eine zweispurige Straße übergeht! Dazu reicht eine dreispurige Schnellstraße wie zwischen Stockach und Überlingen aus.
Schon in dieser Phase der Planung gilt es, für den Erhalt unserer Landschaft zu kämpfen, um auch den nachfolgenden Generationen eine intakte Bodenseelandschaft zu hinterlassen. Erst zu protestieren, wenn die Bagger anrollen, ist zwecklos! Hans-Heinrich Gerth, Meersburg