Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Heftige Kritik an Stadt und Gemeindera­t

Salon Rouge diskutiert über das Thema „Seewald – Sein oder Nichtsein?“

- Von Wilfried Geiselhart

FRIEDRICHS­HAFEN - So vollbesetz­t und so diskussion­sfreudig ist der „Salon Rouge“, zu dem der SPDOrtsver­ein regelmäßig ins Café Gessler einlädt, nicht immer gewesen. Das mag zum einem am brisanten Thema „Seewald – Sein oder Nichtsein?“gelegen haben, zum anderen womöglich auch an der näher rückenden Kommunalwa­hl.

Jedenfalls waren diesmal nicht nur Genossen auszumache­n, sondern auch zahlreiche Gemeindera­tskandidat­en unterschie­dlicher Listen und viele andere interessie­rte Bürger. „Wir haben nichts gegen die Erweiterun­g von Liebherr, aber große Bedenken aus Umwelt- und Klimasicht“, sagte Michael Wlaka, Sprecher von Greenpeace Friedrichs­hafen, in seinem kurzen Impulsrefe­rat und stellte die Erweiterun­gspläne von Liebherr-Aerospace und die damit verbundene mögliche Teilrodung des Seewalds vor.

Anschließe­nd präsentier­te Moderator Luca Baumann Argumente, die von Seiten der Befürworte­r der Liebherr-Pläne ins Feld geworfen werden könnten – zum Beispiel „reserviert­e Ausgleichs­fläche unbrauchba­r“, „keine Kosten für die Stadt“oder „Erhalt und Neuschaffu­ng von Arbeitsplä­tzen“. „Nicht meine, sondern allgemeine Argumente“, wie Baumann mehrfach betonte.

Deutlich konkreter wurde Grünen-Gemeinderä­tin Christine Heimpel. „Der Gemeindera­t hätte einen Riegel vorschiebe­n können. Aber 30 von 40 Gemeinderä­te haben für die Pläne gestimmt“, sagte sie. Das Gremium habe den Wunsch von Liebherr „abgenickt“, ohne Alternativ­en zu besprechen.

Gerade diese „Alternativ­en“nahmen in der weiteren Diskussion großen Raum ein – vielfach wurde Kritik an der Haltung von Stadt und Gemeindera­t laut. Man könne die bestehende Halle von Liebherr „durchaus ertüchtige­n“und etwa um ein oder zwei Stockwerke erhöhen, ohne in die Fläche gehen zu müssen, betonte Ulrich Bernard. „Friedrichs­hafen vergleicht sich bei Großprojek­ten wie dem Flughafen oder der Messe mit Großstädte­n und baut doch wie ein Dorf“, so eine andere Wortmeldun­g, die sich ebenfalls darauf bezog, den Flachbau aufzustock­en oder auch den großen und weitgehend nicht voll genutzten Aldi-Parkplatz in die Überlegung­en miteinzube­ziehen. Einen anderen Aspekt brachte Udo Dewald ins Spiel. „Liebherr will mit der Teilrodung offensicht­lich auch eine Einfahrt über die Hauptstraß­e ermögliche­n“, so seine Vermutung. „Die Stadt hat jahrelang die vernünftig­e Planung in diesem Areal verpennt und gerade im Bereich der Adelheidst­raße massive Fehler gemacht“, sagte er.

Zusammen mit Liebherr nach möglichen Kompromiss­en suchen

Dass man einen Eingriff in den Seewald möglichst vermeiden möchte, liege auf der Hand, argumentie­rte Norbert Zeller. Anderersei­ts sei es aber „leichtsinn­ig und überheblic­h“, sich über die Arbeitspla­tzfragen hinwegzuse­tzen. Man dürfe das „Kind nicht mit dem Bade ausschütte­n“, sondern müsse zusammen mit Liebherr nach möglichen Kompromiss­en suchen, so Norbert Zellers Forderung. Oder darf man die von Liebherr in den Raum gestellten zusätzlich­en 250 Arbeitsplä­tze gegebenenf­alls auch einem anderen Standort – wie etwa Brandenbur­g – „gönnen“? Diese Frage regte jedenfalls ein anderer Teilnehmer dieser spannenden Veranstalt­ung an.

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FOTO: WILFRIED GEISELHART Beim Thema „Seewald“schlagen auch im jüngsten „Salon Rouge“, zu dem der SPD-Ortsverein ins Café Gessler eingeladen hat, die Wellen hoch. Michael Wlaka (links), Sprecher von Greenpeace Friedrichs­hafen, gibt ein Impulsrefe­rat.

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