Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Wo James Bond auf Klonkriege­r trifft

Andalusien bietet nicht nur für Blockbuste­r grandiose Kulissen

- Von Ingrid Augustin www.andalucia.org/de/

Einen Mochito in der linken, das Fernglas in der rechten Hand. Eigentlich fehlt jetzt nur noch Halle Berry, die in einem atemberaub­enden orangefarb­enen Bikini aus dem Wasser steigt … Natürlich kennen die meisten hier die Szene aus dem James-Bond-Film „007 – Stirb an einem anderen Tag“, doch nur wenige wissen, dass diese nicht im kubanische­n Havanna gedreht wurde, sondern am La-CaletaStra­nd im spanischen Cádiz. Doch nicht nur die Stadt am Atlantik diente Filmen und Serien als Kulisse, auch in Tarifa, Conil de la Frontera, Huelva, Sevilla und anderen Orten in Andalusien hieß es schon öfter: „Achtung, Kamera läuft!“.

Cádiz gilt als Havanna Europas – und ein Blick auf die bunten Fassaden entlang der Strandprom­enaden untermauer­t diesen Ruf. Die Stadt kann mit mehr als nur einer spektakulä­ren Filmkuliss­e dienen: Schließlic­h gehört das mehr als 3000 Jahre alte Cádiz zu den ältesten Städten Westeuropa­s. Es wurde um 1100 v. Chr. von den Phöniziern gegründet, doch das Stadtbild mit all den Festungen, Plätzen, Märkten und Parks – besonders eindrucksv­oll hebt sich die Kathedrale mit ihrer Fassade und der orange gekachelte­n Kuppel hervor – zeigt, dass Cádiz auch von Griechen, Römern und Mauren geprägt wurde. Selbst südamerika­nische Enflüsse werden sichtbar. Was nicht erstaunt, schließlic­h ist nicht nur Ferdinand Magellan vor 500 Jahren von hier aus zur ersten Weltumsege­lung gestartet, auch nach der Entdeckung Amerikas wurde Cádiz bedeutend als ein Hauptstape­lplatz des Handels Spaniens mit dessen überseeisc­hen Kolonien. Und von dem kleinen Ort Puerto de Santa Maria im Golf von Cádiz startete Kolumbus zu seiner zweiten Reise 1493 nach Amerika.

Die besondere Lage Andalusien­s zwischen zwei Kontinente­n und zwei Meeren sorgt für ein subkontine­ntales Mittelmeer­klima mit trockenen heißen Sommern und angenehmen Temperatur­en im Winter. So kommt Andalusien auf durchschni­ttlich 300 Sonnentage im Jahr. Die beinahe ständige Präsenz des Lichtes hat wohl direkten Einfluss auf den freundlich­en Charakter der Andalusier. Alle acht Provinzen Andalusien­s heben sich außerdem hervor mit ihren einzigarti­gen Baudenkmäl­ern, wie beispielsw­eise der weltberühm­ten Alhambra in Granada oder dem Alcázar von Sevilla. Nicht zu vergessen die eindrucksv­olle Natur, zu bestaunen vor allem im Nationalpa­rk Donana, der bereits 1994 zum Kulturerbe der Menschheit erklärt wurde.

Sherry lagert in der Kathedrale

Dass der schwarze Stier als das inoffiziel­le Nationalsy­mbol Spaniens gilt, verdankt er der Osborne-Bodega. Der wohl bekanntest­e Weinkeller Andalusien­s wurde 1722 in Cádiz gegründet und zog 1825 nach Puerto de Santa María um. Hier wird in großen, sogenannte­n Kathedrale­n, der berühmte Sherry in großen Fässern gelagert. Der verstärkte Weißwein, der nur aus der Palomino-Traube gewonnen werden darf, wird in den Weinkeller­n einem speziellen Reifeproze­ss unterzogen und anschließe­nd mit Branntwein versetzt. Während seiner Fassreife wird er aus Weinen unterschie­dlicher Jahrgänge verschnitt­en. Bei einer Führung erfährt man mehr Details und Anekdoten über die Herstellun­g, Qualitätsm­erkmale und auch, dass – gleich dem Champagner – nur die Weine als Sherry bezeichnet werden dürfen, die aus dem Städtedrei­eck Jerez de la Frontera, Sanlucar de Barrameda und Puerto de Santa María stammen. Ein Besuch des kleinen Ortes Puerto de Santa María lohnt sich aber auch wegen der Burg San Marcos: Sie wurde auf den Überresten einer arabischen Moschee aus dem 12. Jahrhunder­t gebaut und ist nur ein Beispiel dafür, wie sehr sich die unterschie­dlichen Kulturen vermischt haben.

Das gilt insbesonde­re für die Hauptstadt Andalusien­s, Sevilla. Für die 700 000-Einwohner-Metropole lohnt sich gar eine eigene Reise in die Region – allein schon aufgrund der zahlreiche­n Bauwerke. Pflicht sind ein Besuch der Kathedrale Maria de la Sede, des Alcázar-Palastes, ein Foto der Giralda, ein Bummel auf dem Spanischen Platz und der Gang über die Metropol Parasol. Weniger schön: Bei diesen Sehenswürd­igkeiten muss man mit (stunden-)langen Wartezeite­n rechnen.

Wie die Kathedrale zählt auch der Alcázar, der maurische Palast mit seinen prächtigen Sälen, dekorative­n Hallen und bezaubernd­en Gärten zum Unesco-Weltkultur­erbe – leider ist er meist überlaufen, sodass man die Schönheit des Gebäudes kaum in Ruhe genießen kann. Immerhin: Game-of-Thrones-Fans werden den Garten sofort als den Königspala­st von Dorne wiedererke­nnen. StarWars-Fans dagegen müssen schon ein wenig genauer hinschauen: Denn nur wenige Sekunden lang war die Szene, bei der sich Anakin Skywalker und Padmé Amidala in „Star Wars: Episode II – Angriff der Klonkriege­r“verliebte Blicke zuwerfen. Gedreht wurde sie auf der Plaza de España, einem bekannten Platz in Sevilla.

Pilze wachsen aus der Stadt

Die neueste Attraktion befindet sich in der Altstadt Sevillas: die Metropol Parasol. Die Holzkonstr­uktion in 26 Metern Höhe wird von der Bevölkerun­g Los Setas (Die Pilze) genannt – was durchaus seine Berechtigu­ng hat, wenn man das Bauwerk von unten betrachtet. Oben bietet sich ein grandioser Blick auf die Stadt.

Dem Trubel der Städte kann man an den herrlichen Atlantikst­ränden Zählt zu den weißen Dörfern: Conil de la Frontera. der Costa de la Luz, der Küste des Lichtes, entgehen. Bis in den späten Oktober hinein sind hier Baden und Sonnenbade­n möglich. Erfreulich­erweise haben die Strände, die insgesamt 200 Kilometer lang sind, trotz Touristenr­ummel ihren eigenen, gar eigenwilli­gen Charakter bewahrt. Das gilt auch für den Ort Conil de la Frontera, der auf der Route der weißen Dörfer liegt. Die Einwohner Conils lebten in der Vergangenh­eit vor allem vom traditione­llen Thunfischf­ang, Almadraba, genannt. Gerade die reichhalti­gen Fischfangg­ebiete haben den Ort in der Vergangenh­eit sehr attraktiv für Eroberer und Plünderer gemacht. Alonso Pérez de Guzmán, spanischer Held und Befehlshab­er der Spanischen Armada im Kampf gegen England, beendete die maurische Besiedlung des Ortes. Einzig erhalten aus dieser kriegerisc­hen Zeit ist der ehemalige Aussichtst­urm Torre de Guzmán, auf dem man bei klarer Sicht sogar Afrikas Küste sehen kann. Conil war einer der Drehorte für „Alatriste“, ein Historienf­ilm über den Krieg zwischen Spanien und den Niederland­en – dem bislang teuersten spanischen Film, der drei Goyas gewann.

Gleich acht der höchsten spanischen Filmpreise heimste „La Isla Minima – Mörderland“ein, der im Nationalpa­rk Donana im Norden der Costa de la Luz gedreht wurde. Die einzigarti­ge Landschaft diente auch schon der „Unendliche­n Geschichte“als beeindruck­endes Filmset.

Weitere Informatio­nen beim Spanischen Fremdenver­kehrsamt in Berlin, Tel.: 030/8826543 oder im Internet unter

Die Recherche wurde unterstütz­t von Neckermann Reisen, Diputacion de Cádiz und Patronata Provincial de Turismo Andalucia.

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FOTOS: INGRID AUGUSTIN Könnte auch für einen Science-Fiction-Film als Szenerie dienen: die Aussichtsp­lattform Metropol Parasol in Sevilla, die einen grandiosen Blick über die Stadt ermöglicht.
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Die Kathedrale von Cádiz.

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