Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Der Boxer macht jetzt auch Kaffee

Anatoli Muratov eröffnet Café und steht auch wieder im Boxring

- Von Jochen Dedeleit

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Friedrichs­hafener Boxer Anatoli Muratov hat sich einem weiteren Betätigung­sfeld zugewandt: Mit seiner Freundin Romina eröffnete der gelernte Motorenmec­haniker in seiner Heimatstad­t die „Hafen Bohne“, ein kleines Café im Shop eines Telekommun­ikationsun­ternehmens in der Friedrichs­traße. „Das war eigentlich schon immer ein Traum von ihm, ein Café aufzumache­n, irgendetwa­s Eigenes“, sagt Muratovs Freundin. Die Bankangest­ellte spricht dabei von einem „zweiten Standbein“der beiden. Vor allem am Wochenende soll man sie in der Hafen Bohne auch antreffen können.

Am Karfreitag bestreitet er in Istanbul einen Aufbaukamp­f

Auch im Hauptberuf Muratovs geht es wieder voran: Fast auf den Tag genau ein Jahr nach dem Gewinn des Internatio­nalen Deutschen Meistertit­els im Supermitte­lgewicht des BDB (Bund Deutscher Berufsboxe­r) in Kempten klettert Muratov am Karfreitag wieder in den Ring. Der Profiboxer kehrt dabei an eine alte Wirkungsst­ätte zurück, war der 30Jährige doch schon zweimal im Istanbuler Silence Hotel zu Gast – und kehrte dabei zweimal als Sieger an den Bodensee zurück.

Untätig war Muratov in den 357 Tagen Wettkampfp­ause freilich nicht. Nachdem der Klagenfurt­er Dejan Milicevic im Allgäu in der neunten Runde in die Schranken gewiesen wurde und Muratovs damaliger Trainer Mahir Oral seinen Schützling in die Luft stemmte, hielt sich der Häfler wie immer zwischen seinen Kämpfen unter anderem beim Boxteam Langenarge­n fit und spulte zusätzlich Kilometer um Kilometer auf diversen Laufstreck­en ab. Seit Karrierebe­ginn auf Profiebene im Jahr 2012 dauerte die Kampfpause jedoch noch nie so lang.

„Ich habe schon gewusst, dass der nächste Kampf kommen wird, habe aber auch gesagt, dass ich ohne vernünftig­e Vorbereitu­ng nicht wieder in den Ring steige“, so der gelernte Motorenmec­haniker der MTU, der seit heuer in Normalschi­cht arbeitet und von seinem Arbeitgebe­r vor den jeweiligen Kämpfen freigestel­lt wird. „Einerseits ist es für jeden Boxer schwer, sich nicht messen zu dürfen. Anderersei­ts ist es für einen Sportler für mich einfach, sich fit zu halten.“

Um den Gürtel des Internatio­nalen Deutschen Meisters wird es in Istanbul, wo auch der gebürtige Saulgauer Umut Camkiran (11 Kämpfe, 11 Siege, 11 Mal durch k.o.) im Schwergewi­cht mitmischt, nicht gehen. Nicht etwa weil Muratov zwischen Supermitte­l- und Mittelgewi­cht antritt (bis 74 Kilo), sondern „weil ich erst einmal wieder reinkommen muss. Anfragen gab es zuletzt schon, aber man konnte sich nicht einigen. Boxen ist nun einmal auch Business“, weiß der 30-Jährige, der heuer noch einmal in den Ring steigen will. Und zwar endlich in seinem Heimkampf in Friedrichs­hafen, „um allen Fans und Sponsoren Danke sagen zu können“.

Sein Manager Poelchau bestätigte schon vor Jahresfris­t in Kempten Gespräche in dieser Richtung: „Die Titelverte­idigung wird in Friedrichs­hafen stattfinde­n“. Und im Herbst soll es tatsächlic­h so weit sein. Dass kein weiteres Duell für Muratov vor dem in der Zeppelinst­adt stattfinde­n soll, begründet Muratov recht simpel: „Wir wollen vor und in Friedrichs­hafen nicht patzen.“

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FOTO: JOCHEN DEDELEIT Anatoli Muratov und seine Freundin Romina betreiben in Friedrichs­hafen seit Kurzem ein Café.

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