Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Immer wieder Boladz
Der VfB Friedrichshafen steht im Finale, weil sein Diagonalangreifer beim 25:20, 26:24, 25:20 über Lüneburg die wichtigen Punkte macht
FRIEDRICHSHAFEN - Am Ende wurden sogar schon Medaillen verteilt in der ZF-Arena. Die Volleyballer des VfB Friedrichshafen hatten mit dem 3:0 (25:20, 26:24, 25:20) im dritten Halbfinalspiel der Bundesliga-Playoffs gegen die SVG Lüneburg gerade unter dem Jubel der 1985 Zuschauer das siebte Finalticket hintereinander gelöst, als sie ihrerseits die unterlegenen Gäste beklatschten.
Die Norddeutschen erhielten die Medaillen für den dritten Platz in dieser Saison. Für die Häfler geht diese noch ein paar Wochen weiter. Am 27. April beginnt in der ZF-Arena die Finalserie, mögliche Gegner: Dauerrivale Berlin Volleys, die am Mittwochabend in der zweiten Halbfinalserie mit 2:1 in Führung gingen, oder die Alpenvolleys Haching.
„Das war heute nicht das Ende“
Egal, wer der Gegner wird: „Das war heute noch nicht das Ende, jetzt geht es Schritt um Schritt weiter“, sagte der Spieler, der auch im dritten Halbfinale der entscheidende Akteur auf dem Parkett war: Diagonalangreifer Bartlomiej Boladz, der in den ersten zwei Sätzen wieder nicht nur die wichtigen, sondern auch die entscheidenden Punkte machte – und der immer mehr zum Gesicht des VfB Friedrichshafen in diesen Playoffs wird.
Der Beginn des ersten Satzes hatte noch nichts von der Intensität des ersten Spiels gehabt. Der VfB leistete sich einfache Fehler – ausgerechnet im Angriff. Trainer Vital Heynen stand von Anfang an wild gestikulierend und gar nicht entspannt an der Außenlinie. Er musste erkennen: Die Lüneburger hatten ihre Hausaufgaben gemacht und sich auf die Angriffsschläge der Friedrichshafener, die noch in den ersten beiden Spielen extrem erfolgsbringend waren, eingestellt. Die Folge: Nach mehr als einem Drittel des Satzes betrug die Angriffseffizienz der Häfler gerade mal sieben Prozent
Und so lag Lüneburg mit 10:7 vorne, als Vital Heynen seine erste Auszeit nahm, um den „LüneHünen“den Lauf zu nehmen und wohl auch, um seine eigene Mannschaft zurück in die Spur zu bringen. Mit Erfolg. Ein harter Angriffsschlag David Sossenheimers brachte die Häfler schließlich wieder mit 12:11 in Führung. Lüneburg schaffte zwar noch den 14:14Ausgleich. Doch dann griff Boladz an und beförderte den Ball vom Lüneburger Block ins Aus. Danach gelang es Friedrichshafen, mithilfe eines wie schon im ersten Play-off-Halbfinale überragend aufspielenden Boladz, auf 20:17 davonzuziehen. Er war es auch, der den Satz schließlich mit einem perfekt platzierten Ass und einem nicht minder perfekten Angriffsschlag beendete.
Zweiter Satz. Lüneburg schien sich davon zunächst nicht beeindrucken zu lassen. Wieder war der Gast die Mannschaft, die zuerst Druck machte. Die Folge: Bei der ersten technischen Auszeit stand es 8:5 für die Norddeutschen. Vital Heynen brauchte eine Auszeit. Doch ein Collin-Angriff, der vom gegnerischen Block ins Aus sprang, und ein Block von Bartlomiej Boladz brachten den VfB wieder in die Spur. Die Führung wechselte hin und her. Das Spiel blieb – auch nach der Auswechslung Boladzs – eines auf hohem Niveau.
Schließlich stand es 23:22 für Lüneburg. Da sprang den Friedrichshafenern der Ball vom Block. Satzball Lüneburg. Ein bisschen Glück und ein Aufschlagfehler der Lüneburger waren dabei für die Friedrichshafener. Doch dann war es eben wieder dieser Boladz, der dem VfB den Satz zum 26:24-Endstand rettete. „Wir spielen gegen Lüneburg immer gleich, entscheidend sind immer Glück, Aufschlag und das bessere Ende“, sagte Heynen hinterher.
Wie schon im ersten Spiel eine Woche zuvor schien der dritte Satz für die Friedrichshafener dann nur noch kurze Kür zu sein. So kam es zwar, jedoch mit mehr Mühe als nötig. Am Ende aber ging auch dieser Satz – auch dank einer guten Leistung des Zuspielers Jakub Janouch, der in Andreas Takvam, Philipp Collin und eben Bartlomiej Boladz vor allem die Spieler in Szene setzte, die sich am Mittwoch in guter Form präsentierten. Mittelblocker Philipp Collin war es schließlich, der den zweiten Matchball übers Netz beförderte und den Finaleinzug des VfB Friedrichshafen perfekt machte.
„Egal, wie das Finale ausgeht, weiß ich jetzt schon, dass ich den Verein in einem sehr guten Zustand verlassen werde. Das macht mich stolz, und dafür danke ich den Jungs schon jetzt“, sagte Heynen, der sich nach der Finalserie bekanntlich nur noch um die polnische Nationalmannschaft kümmern möchte.