Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Der Bessermacher
Rich Chernomaz hat die Ravensburg Towerstars ins Finale der DEL2 geführt – Gegen die eigene Vergangenheit
RAVENSBURG - Rich Chernomaz und die Löwen Frankfurt sowie die Ravensburg Towerstars: Da gibt es doch ein paar Parallelen. Als der kanadische Eishockeytrainer 2003 zu den Hessen, die damals noch Frankfurt Lions hießen, kam, war der Club am Boden. Sportlich war Frankfurt abgestiegen, durfte aber dennoch in der Deutschen Eishockey-Liga bleiben. Eine Saison später reckte Chernomaz den Meisterpokal in die Höhe. Auch die Ravensburger waren auf deutlicher Talfahrt, als der 55-Jährige für den entlassenen Jiri Ehrenberger das Traineramt übernahm. Ab Donnerstag stehen die Towerstars im Play-off-Finale der DEL2. Der Gegner? Die Löwen Frankfurt.
Natürlich hat das Telefon in den vergangenen Tagen häufig geklingelt bei Rich Chernomaz. Freunde und Bekannte aus Frankfurt riefen an. „Ich freue mich, in die Stadt zurückzukommen, in der ich zwölf Jahre lang gearbeitet habe“, sagt Chernomaz. „Da gibt es ganz viele spezielle Erinnerungen.“Schöne, wie die Meisterschaft in der DEL 2004 sowie die Meisterschaft 2016/17 in der DEL2. Aber auch weniger schöne, wie sein letzter Abschied aus Frankfurt. Im Dezember 2017 wurde er als Cheftrainer und Sportdirektor entlassen – es war definitiv keine Trennung im Einvernehmen. Doch Chernomaz, der in seiner Karriere den Beinamen „Die Axt von Manitoba“bekommen hat, hält nichts von verbalen Duellen vor der Finalserie. Allerdings sagte Chernomaz jüngst lächelnd: „Karma is a bitch.“Dem Karma will er nun ein Schnippchen schlagen. „Business is business.“Geschäft ist Geschäft.
Gespür für die Stimmung
Und sein aktuelles Geschäft ist eben das in Ravensburg. Nur bis zum Saisonende hat der Kanadier bei den Towerstars zugesagt. Die Mission ist klar: „Wir wollen den Titel.“In der kurzen Zeit – erst seit Februar hat er bei den Towerstars das Sagen – hat er seine Qualitäten unter Beweis gestellt. Wie auch schon in Köln (DELMeister 2002) und eben in Frankfurt. Chernomaz hat ein feines Gespür für die Stimmung in der Mannschaft, die Stimmung in der Kabine. Der 55-Jährige weiß, wie er in welcher Situation mit seinen Spielern sprechen muss. So gibt es mal einen freundschaftlichen Klaps auf den Hinterkopf und lobende Worte – aber auch klare, laute Ansprachen. „In der Kabine dulde ich keine Grüppchenbildung“, hatte Chernomaz bereits 2004 gesagt. Es hat auch heute noch Gültigkeit. Und so lobt etwa der Towerstars-Geschäftsführer Rainer Schan: „Die Stimmung in der Kabine ist hervorragend.“Das war kurz vor der Entlassung von Ehrenberger offensichtlich nicht mehr der Fall gewesen.
Auf den Punkt fit
Zum ersten Mal seit der Meisterschaft 2011 stehen die Towerstars wieder im Play-off-Finale der DEL2. Am Donnerstag, 19.30 Uhr, startet die Best-of-Seven-Serie in Frankfurt. Der Hauptrundenmeister und Titelfavorit trifft auf den Hauptrundendritten. „Das wird eine enge Serie“, ist sich Chernomaz sicher. „Frankfurt kommt oft sehr stark aus der Kabine. Da müssen wir aufpassen.“
Seinen Gameplan hat sich Chernomaz zurechtgelegt. Und er hat auch in Ravensburg das geschafft, was er in Frankfurt schon geschafft hat: die Spieler besser zu machen. Als er nach Ravensburg kam, wirkten die Towerstars müde, sie kassierten komplett unnötige Niederlagen. In den Play-offs hatte es den Anschein, als würden die Ravensburger von Spiel zu Spiel fitter werden. Auch die jungen Spieler in der vierten Reihe bekamen gegen Kaufbeuren viel Eiszeit. „Sie haben uns sehr geholfen“, lobt Chernomaz. Da die Frankfurter fast die ganze Saison über vier Sturmreihen einsetzen konnten, wird Ravensburg auch im Finale auf die vierte Reihe setzen (müssen).
Am Ende all der Anstrengungen soll es die zweite Ravensburger Meisterschaft werden. Es wäre ein weiterer Beweis für die Trainerqualitäten des Rich Chernomaz. Frankfurt kennt sie bereits ...
Die Termine im DEL2-Finale: Donnerstag, 19.30 Uhr (in Frankfurt); 20. April, 19.30 Uhr (in Ravensburg); 22. April, 18.30 Uhr (in Frankfurt); 24. April, 19.30 Uhr (in Frankfurt). Bei Bedarf: 26. April, 19.30 Uhr (in Frankfurt); 28. April, 17 Uhr (in Ravensburg); 30. April, 19.30 Uhr (in Frankfurt).