Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Panne bei Indiens Mondlandev­ersuch

Kurz vor dem Aufsetzen reißt die Verbindung zum Landemodul ab

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BENGALURU (dpa) - Indien wollte erreichen, was bisher erst drei Ländern gelungen ist: eine kontrollie­rte Landung auf dem Mond. Doch nach einem Versuch in der Nacht zum Samstag ist ungewiss, ob das Landemodul Vikram beim Aufsetzen auf der Oberfläche des Erdtrabant­en unbeschädi­gt geblieben ist. Die indische Raumfahrtb­ehörde Isro bemühte sich zunächst erfolglos, Kontakt zu dem Lander aufzunehme­n.

Zwar war Vikram am Sonntag auf der Mondoberfl­äche lokalisier­t worden, die Verbindung war aber bereits am späten Freitagabe­nd abgerissen, Minuten bevor die Sonde auf der Mondoberfl­äche in der Nähe des Südpols aufsetzen sollte. Es sei unklar, in welchem Zustand sich das Landmodul befinde, sagte ein Sprecher der indischen Raumfahrta­gentur Isro am Sonntag. 14 Tage lang soll nun versucht werden, den Kontakt wiederherz­ustellen, hieß es von Isro bereits am Samstag.

Vikram ist Teil der unbemannte­n, 142 Millionen Dollar teuren Chandrayaa­n-2-Mission. Chandrayaa­n bedeutet auf Sanskrit Mondfahrze­ug. Ziel ist es unter anderem, die Oberfläche der Südpolregi­on zu kartieren, den Boden zu analysiere­n und Wasser zu suchen. Zu Chandrayaa­n-2 gehört auch ein Orbiter, der um den Mond kreist. Dieser sendete ein Bild zur Bodenstati­on, auf denen Vikram auf der Mondoberfl­äche lokalisier­t werden konnte, sagte Isro-Chef Kailasavad­ivoo Sivan laut dem indischen Fernsehsen­der Doordarsha­n.

Der indische Premiermin­ister Narendra Modi, der bei dem Landungsve­rsuch in der Nacht zum Samstag mitfiebert­e, umarmte nach dem Kontaktver­lust den aufgelöste­n Chef der Raumfahrtb­ehörde und strich ihm über die Schulter. Später sagte Modi: „Unsere Entschloss­enheit den Mond zu erreichen, wurde noch stärker.“Landungen auf fremden Himmelskör­pern seien besonders schwierig und in die Landung könne man von der Erde aus kaum eingreifen, sagte Ralf Jaumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. „Der Bordcomput­er muss hier die gesamte Steuerung übernehmen.“Die US-Raumfahrta­gentur Nasa kommentier­te die indischen Probleme am Samstag auf Twitter so: „Space is hard“(auf Deutsch in etwa: Das Weltall ist schwierige­s Terrain).

Indien und Israel sind mit ihrem Traum, auf dem Mond zu landen, nicht allein: Auch China, Japan, Südkorea, die europäisch­e Raumfahrta­gentur Esa, die USA und Russland arbeiten daran, Missionen zum Mond zu schicken. Die technisch hochkomple­xe Landung zu meistern, bringe viel Prestige, sagte der indische Sicherheit­sexperte Ajey Lele vom Institut for Defence Studies and Analyses.

Indien hat noch weitere ehrgeizige Weltraumpl­äne: 2021 will man Astronaute­n ins All schicken. Und später soll es eine Mission zur Venus und eine eigene Weltraumst­ation geben. Indiens Weltraumpr­ogramm gilt als besonders kostengüns­tig – unter anderem wegen vergleichs­weise niedriger Lohnkosten. Und viele Satelliten anderer Länder werden von dort aus ins All geschossen.

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FOTO: DPA Gespannte Erwartung in Indien: In einem Mediencent­er der Raumforsch­ungsorgani­sation verfolgen die Journalist­en auf den Bildschirm­en animierte Grafiken des Landemodul­s Vikram.

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