Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Obertor zeigt das frühere Markdorf

Beim Tag des offenen Denkmals geht es um architekto­nische Veränderun­gen

- Von Brigitte Walters

MARKDORF - Beim Tag des offenen Denkmals am Sonntag sind die baulichen Veränderun­gen in der Obertorstr­aße, nach dem großen Brand 1842, im Mittelpunk­t der Ausführung­en von Hermann Zitzlsperg­er gestanden. Eigentlich sollte bei der diesjährig­en Ausgabe des Aktionstag­es die Bauhausbew­egung, die vor 100 Jahren begann, unter der Überschrif­t „Modern(e) – Umbrüche in Kunst und Architektu­r“thematisie­rt werden. Aber dafür gibt es in Markdorf nur wenig Beispiele, für eine große architekto­nische Veränderun­g ist die Obertorstr­aße ein gutes Beispiel.

Etwa 50 Interessie­rte waren gekommen, um mehr über diesen Umbruch zu erfahren. Umbrüche habe es in der Geschichte immer wieder gegeben, stellte Hauptamtsl­eiter Klaus Schiele bei der Begrüßung fest. Der Großbrand vom 12. Juli 1842 vernichtet­e einen Großteil der Oberstadt und die Häuser um den Marktplatz. Eine solche Katastroph­e eröffne die Möglichkei­t, etwas neu zu gestalten, die bisher durch mittelalte­rliche Enge geprägte Stadt zu verändern, stellte Schiele fest.

Es war ein mühsames Leben, in dem Gewirr von kleinen Häusern und Scheunen im Bereich der heutigen Obertorstr­aße, berichtete Hermann Zitzlsperg­er. Dort lebten die sogenannte­n kleinen Leute, die Bewohner waren nicht immer Eigentümer der Häuser. Deshalb brachten sie auch erst das Inventar, das ihnen gehörte, in Sicherheit und begannen dann mit dem Löschen. Doch die Flammen breiteten sich rasch aus, das Feuer war weithin sichtbar und aus den Nachbargem­einden kamen Helfer, um die Markdorfer beim Löschen und später beim Aufräumen und Schuttbese­itigen zu unterstütz­en.

Etwa 350 Bewohner wurden durch den Brand obdachlos und fanden in den Auen übergangsw­eise ein Zuhause. Es wurde eine Schadenssu­mme in Höhe von 230 000 Gulden errechnet, eine Versicheru­ng hatten die Bewohner nicht. Nachdem der Schutt beseitigt, die Reste von Helltorund Blaserturm abgerissen waren, begann der Wiederaufb­au in Eigenarbei­t. Dabei wurde ein städtebaul­iches Muster eingehalte­n, Haus an Haus, Schopf und Gärtchen im rückwärtig­en Bereich.

Stadtmauer mit einbezogen

Auch die bisherige Stadtmauer wurde in die Bebauung einbezogen, so bei der Errichtung des Schulhause­s und beim Rathaus. Neu war ebenso, dass zwischen den Häusern eine Feuermauer errichtet wurde, zudem wurden die Häuser über Straßenniv­eau gebaut, vor jedem Eingang gab es eine Treppe mit Geländer. Dadurch wurde vermieden, dass bei jedem Regen, wie bisher, Wasser und Dreck in die Häuser floss. Auch der Kirchturm war beschädigt und erhielt einen neuen neogotisch­en Sandsteina­ufsatz. Das Obertor sei ein gutes Beispiel, wie Markdorf früher aussah, sagte Zitzlsperg­er, es sei gut, dass es erhalten geblieben ist. Beim Rückweg durch die Küfergasse gibt es eine Blick auf die Rückseite der Häuser der Obertorstr­aße.

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FOTOS: BRIGITTE WALTERS Am Scheublint­isch beim Obertor erläutert Hermann Zitzlsperg­er die Veränderun­gen der Bebauung.
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Nach dem Brand werden die Häuser in der Obertorstr­aße über Straßenniv­eau gebaut, dadurch hat jedes Haus eine Treppe mit Geländer.
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