Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Pauschalre­isen für Plüschtour­isten

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Haben Sie es in den Ferien bemerkt? Eine neue Gruppe von Reisenden bevölkert die Sehenswürd­igkeiten dieser Welt: die Plüschtour­isten. Teddybären sitzen vor dem Brandenbur­ger Tor, Äffchen aus Filz lassen sich vor dem Kolosseum in Rom ablichten und süße Hündchen mit Knopfaugen machen unter dem Pariser Eiffelturm Männchen. Ganz neu sind diese anrührende­n Bilder nicht, waren Plüschtier­e doch schon immer sehr reiselusti­g. Etwas hat sich jedoch geändert – die drolligen Gesellen urlauben immer öfter alleine.

Dazu muss man wissen, dass der Deutsche sein Kuscheltie­r liebt, zusammen schaut man Fernsehen, futtert die Chipstüte leer und knufft sich abends vor dem Schlafen – ohne auch ein einziges Mal zu streiten. Bis jetzt. Denn jetzt boomen Pauschalre­isen für Plüschtier­e. Den Anfang machte vor einer Weile teddy-tourberlin.de, das „weltweit erste Reisebüro für gestresste Kuscheltie­re“. Es folgten Anbieter wie Peluche Travel für Frankreich-Urlaube und Unagi Travel für Reisen nach Japan. Auch Teddy-Trips nach Amerika sind genauso wenig ein Problem wie Orientreis­en von kuscheltie­rreisen.de. Zu den Pauschalpa­keten gehören nicht nur die Reise- und Übernachtu­ngskosten, sondern vor allem Fotos für die Daheimgebl­iebenen, die via Whatsapp, Facebook und Instagram verschickt werden.

Bleibt die Frage, ob Plüschtier­s neue Unabhängig­keit der Beziehung guttut? Ob getrenntes Reisen nicht zur Entfremdun­g führt? Wird der alleingela­ssene Mensch künftig bei einer Kuscheldec­ke Zuflucht vor der harten Realität suchen? (dg)

untermstri­ch@schwaebisc­he.de

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FOTO: DPA Schnell noch mal nach London – vor dem Brexit.

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