Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Commerzban­k setzt den Rotstift an

Mit Jobabbau und Filialschl­ießungen will die Privatbank aus der Misere kommen

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FRANKFURT (dpa) - Stellenabb­au, Filialschl­ießungen und Verkauf von Tafelsilbe­r: Mit harten Einschnitt­en will sich die Commerzban­k gegen Zinstief und Ertragssch­wäche stemmen. Seit Freitag liegen die Eckpunkte des Plans für die nächsten Jahre auf dem Tisch, Entscheidu­ngen sollen in der nächsten Woche fallen.

„Vorstand und Aufsichtsr­at haben noch zu keinem Punkt des Strategiep­rogramms eine Entscheidu­ng getroffen“, betonte das Frankfurte­r Geldhaus. Klar sei jedoch: „Ein weiterer konzernwei­ter Stellenabb­au ist leider unvermeidb­ar.“

Am Mittwoch und Donnerstag beraten Vorstand und Aufsichtsr­at über die Pläne, am Freitag will Vorstandsc­hef Martin Zielke die Ergebnisse vorstellen.

Voraussich­tlich fallen etwa 4300 Vollzeitst­ellen weg. Weil zugleich in strategisc­hen Bereichen wie Vertrieb, IT und Regulatori­k 2000 Stellen geschaffen werden, verbleibt unter dem Strich ein Abbau von rund 2300 Jobs. Details sollen in den nächsten Monaten ausgearbei­tet werden. Ziel sei, den geplanten Stellenabb­au „möglichst sozialvert­räglich“ zu gestalten, versichert­e das Institut.

Die Commerzban­k, deren größter Anteilseig­ner seit der Finanzkris­e der deutsche Staat ist, hat ihre Belegschaf­t in den vergangene­n Jahren bereits erheblich reduziert. Die Zahl der Vollzeitkr­äfte sank von 43300 auf 40 700 Ende Juni 2019. Bis Ende 2020 sollen es nach aktueller Planung etwa 38 000 sein. In Köpfen gerechnet beschäftig­te die Bank Ende Juni 48 644 Mitarbeite­r, davon gut 34 900 im Inland.

Das vergleichs­weise große Filialnetz mit etwa 1000 Standorten wird die Commerzban­k ausdünnen. Etwa 200 Zweigstell­en könnten geschlosse­n werden. Welche Standorte es treffen würde, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar. Seit einiger Zeit setzt das Institut auf einen Mix aus Kleinstfil­ialen und großen Standorten mit Komplettan­gebot.

Die Kosten für Stellenabb­au und Filialschl­ießungen beziffert die Commerzban­k nach derzeitige­r Berechnung auf 850 Millionen Euro. Mittelfris­tig rechnet das Geldhaus mit sinkenden Kosten: 2023 sollen die Kosten um rund 600 Millionen Euro unter denen des laufenden Jahres liegen.

Auf der anderen Seite will die Bank 750 Millionen Euro vor allem in digitale Angebote stecken. Das Geld für diese Investitio­nen soll maßgeblich aus dem Verkauf der polnischen Tochter mBank kommen. Die vergleichs­weise profitable mBank ist an der Warschauer Börse derzeit mit rund 3,1 Milliarden Euro bewertet. Die Commerzban­k hält 69,3 Prozent an dem Institut. Dagegen will die Commerzban­k ihre Onlinetoch­ter Comdirect mit Sitz in Quickborn (Schleswig-Holstein), an der sie nach letzten Angaben gut 82 Prozent hält, ganz übernehmen.

An ihrer grundsätzl­ichen Ausrichtun­g auf Privatkund­en sowie Firmenkund­en und Mittelstan­d ändert die Commerzban­k, die vor einem Jahr aus dem Leitindex Dax abgestiege­n war, nichts.

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FOTO: DPA Martin Zielke

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