Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
ZF stößt Haldex-Aktien ab
Bremsenhersteller ist strategisch nicht mehr interessant
RAVENSBURG (ank) - Der Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen hat seine 20-prozentige Beteiligung am schwedischen Bremsenspezialisten Haldex abgestoßen. Das teilte der Konzern vom Bodensee am Freitag mit. Die 8,9 Millionen Haldex-Aktien seien zu einem Preis von je 50 Schwedische Kronen (4,66 Euro) an institutionelle Investoren veräußert worden, hieß es in der Mitteilung. In Summe hatte das Paket damit ein Volumen von 445 Millionen Kronen (41,5 Millionen Euro).
ZF habe das strategische Interesse an Haldex verloren, hieß es als Begründung. Auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“bestätigte ein ZF-Sprecher, dass auch „kartellrechtliche Punkte eine Rolle spielten“. ZF befindet sich seit einiger Zeit im Dialog mit den Wettbewerbshütern wegen der Übernahme des Bremsenherstellers Wabco. Eine Freigabe des Milliardendeals durch die Kartellbehörden steht noch aus.
ZF hatte sich 2016 und 2017 einen erbitterten Übernahmekampf mit Knorr-Bremse um das schwedische Unternehmen Haldex geliefert. Erst hatte ZF 100 Kronen für Haldex geboten, dann schließlich auf 120 Kronen erhöht. Am Ende kam keiner der beiden Wettbewerber zum Zuge. Die Schweden hatten mehrmals ihren Unmut über die Beteiligungsstruktur mit zwei Konkurrenten als Haupteigner geäußert, da diese die Attraktivität für Investoren und Kunden schmälere.
Regelrecht erleichtert nahm daher Haldex-Aufsichtsratschef Jorgen Durban die Nachricht aus Friedrichshafen auf. „Ich würde so weit gehen und das ein frühes Weihnachtsgeschäft für Haldex und für seine Kunden nennen“, sagte Durban. Die Schweden setzen darauf, dass der Anteilsverkauf die Türen öffnet für mögliche strategische Partner. Zudem hoffen sie, dass der deutsche Bremsenhersteller und zweitgrößte Anteilseigner KnorrBremse ebenfalls seine Anteile abgibt.
Knorr-Bremse teilte mit, man überprüfe die strategischen Investitionen regelmäßig. Aktuell gebe es keine Entscheidung, etwas an der Beteiligungsstruktur zu ändern. KnorrBremse hält noch rund zehn Prozent an Haldex.