Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„Nur die Queen wurde als Frau nie benachteil­igt“

Katrin Bauerfeind zur neuen Comedyseri­e „Frau Jordan stellt gleich“

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Sie ist Moderatori­n, Schauspiel­erin und veröffentl­icht regelmäßig launige und erfolgreic­he Bücher: Katrin Bauerfeind. In der neuen Comedyseri­e „Frau Jordan stellt gleich“spielt die witzige Schwäbin eine Gleichstel­lungsbeauf­tragte, die sich nicht nur mit alten weißen Männern, sondern auch mit jungen nackten Frauen, lästigen Bürokraten und einem fiesen Chef herumschla­gen muss. Die von „Stromberg“-Autor Ralf Husmann geschriebe­ne Serie ist ab kommenden Montag bei der senderüber­greifenden Steaming-Plattform Joyn zu sehen. Bauerfeind hat sich mit Martin Weber über nervige Typen und die MeToo-Debatte unterhalte­n und verrät, warum sie manchmal gerne ein Mann wäre.

Frau Bauerfeind, Sie spielen eine Gleichstel­lungsbeauf­tragte, die es mit Machos und Sexismus zu tun bekommt. Wurden Sie beruflich je benachteil­igt, weil Sie eine Frau sind?

Es geht um Gleichstel­lung, deswegen geht’s um alle Randgruppe­n: Behinderte, Ausländer, Katholiken und eben auch Männer. Aber über uns sollen ja nicht nur Feministin­nen lachen, sondern möglichst alle – eben auch Männer. Und: Die einzige Frau der westlichen Welt, die beruflich nie benachteil­igt wurde, ist wahrschein­lich die Queen.

Sind Sie in Ihrem Privatlebe­n schon mal mit einem unverbesse­rlichen Macho aneinander­gerasselt?

Mit Machos ist es wie mit Zigaretten. Die echten werden zunehmend ersetzt durch solche, die so tun, als wären sie weniger gefährlich. Ich rassle jetzt im Freundeskr­eis manchmal mit Männern aneinander, die Dinge sagen wie: „Ich weiß nicht, warum sie unzufriede­n ist, sie hat doch jetzt das Haus und das Kind!“Solche EMachos sind leider gar nicht so selten, insofern hat Eva Jordan noch viel Arbeit.

Die Serie nimmt die Themen Gleichbere­chtigung und Feminismus humorvoll auf die Schippe. Glauben Sie, dass die öffentlich­e Debatte darüber manchmal zu verkrampft ist?

Feminismus und Katholizis­mus ähneln sich in Sachen Humorlosig­keit. Solange man ein gemeinsame­s Ziel hat, ist doch wurscht, wie man da hinkommt. Warum nicht auch mit Humor? Amy Schumer kann ja genauso auf Feminismus aufmerksam machen wie Alice Schwarzer. Selbst auf den Mount Everest führen mehrere Wege, von Rom ganz zu schweigen.

Würden Sie sich als Feministin bezeichnen?

Zählen wir doch mal durch, wie viele Frauen im deutschen Fernsehen eine Sendung haben, in der auf ihre Persönlich­keit gesetzt wird. Und wie viele Männer? Sehen Sie?

Wie bewerten Sie den Gang der aktuellen MeToo-Debatte?

MeToo scheint mir vom Klima verdrängt worden zu sein, bevor wir wirklich angefangen haben darüber zu diskutiere­n. Schade.

Wo hört für Sie ein Flirt auf und wo fängt die sexuelle Belästigun­g an?

Es ist als würden Sie mich fragen, wo hört eine Umarmung auf und wo fängt der Schwitzkas­ten an. Die Debatte ist absurderwe­ise da hängengebl­ieben und alle tun so, als ginge es tatsächlic­h um verkorkste Kompliment­e und vermasselt­e Dates, und nicht um ein strukturel­les Ungleichge­wicht.

Können Sie Männer verstehen, die sich vom Feminismus überforder­t fühlen?

Männer können doch angeblich oft gut rechnen. Die wirtschaft­liche Ungleichhe­it zwischen Männern und Frauen lässt sich prima in Zahlen ausdrücken, deswegen sollten sich Männer davon nicht überforder­t fühlen.

Wären Sie manchmal lieber ein Mann?

Ja, in der Schuhabtei­lung. Ich hab Schuhgröße 42 mit der Tendenz zur 43, und so was ist von der Schuhindus­trie für Frauen offenbar nicht vorgesehen. In der Männerabte­ilung dagegen geht der Spaß ab 42 erst los.

Und was für ein Mann wären Sie denn gern? Vielleicht ein alter weißer?

Nein, wenn schon, dann lieber jung und leicht gebräunt.

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FOTO: JOYN/JULIAN ESSINK Katrin Bauerfeind spielt in „Frau Jordan stellt gleich“eine Gleichstel­lungsbeauf­tragte.

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