Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Wir sehen uns!
Jürgen Klopp, Spitzname „Kloppo“, ist Fußballtrainer – äußerst erfolgreich. Er machte Borussia Dortmund nach Jahren des Mittelmaßes wieder zu einer Spitzenmannschaft; in diesem Jahr gewann er mit dem FC Liverpool die Champions League. Kloppo ist inzwischen zum Kulttrainer avanciert und gilt als begnadeter Motivator. Wer ihn am Spielfeldrand beobachtet, der sieht einen leidenschaftlich engagierten und meistens wild gestikulierenden Mann, den es selten auf seinem Sitz hält. Immer wieder legt er sich dabei mit Schiedsrichtern an. Eine italienische Zeitung titelte gar über ihn: „Klopp ist wahnsinnig und respektlos“.
Vor einigen Wochen schickte dieser „Wahnsinnige“und „Respektlose“einem offenbar unheilbar an Krebs erkrankten Liverpooler Fan eine Videobotschaft. Klopp beendete seine Botschaft mit den Worten: „Ich bin Christ. Wir sehen uns!“
Dieser Mann, dessen Aufgabe es ist, hochtrainierte Fußballspieler zu Höchstleistungen zu puschen und sie in den entscheidenden Momenten an ihre Grenzen zu bringen (oder darüber hinaus), sagt einem totkranken Mann, der mit einer ganz anderen Grenze konfrontiert ist, diesen Satz: „Ich bin Christ. Wir sehen uns!“
Das mag jemand für wahnsinnig halten – nie und nimmer aber ist das respektlos. Ich sage: Respekt, Kloppo!