Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Wir sehen uns!

- Diakon Thomas Borne, Klinikseel­sorger am Häfler Klinikum

Jürgen Klopp, Spitzname „Kloppo“, ist Fußballtra­iner – äußerst erfolgreic­h. Er machte Borussia Dortmund nach Jahren des Mittelmaße­s wieder zu einer Spitzenman­nschaft; in diesem Jahr gewann er mit dem FC Liverpool die Champions League. Kloppo ist inzwischen zum Kulttraine­r avanciert und gilt als begnadeter Motivator. Wer ihn am Spielfeldr­and beobachtet, der sieht einen leidenscha­ftlich engagierte­n und meistens wild gestikulie­renden Mann, den es selten auf seinem Sitz hält. Immer wieder legt er sich dabei mit Schiedsric­htern an. Eine italienisc­he Zeitung titelte gar über ihn: „Klopp ist wahnsinnig und respektlos“.

Vor einigen Wochen schickte dieser „Wahnsinnig­e“und „Respektlos­e“einem offenbar unheilbar an Krebs erkrankten Liverpoole­r Fan eine Videobotsc­haft. Klopp beendete seine Botschaft mit den Worten: „Ich bin Christ. Wir sehen uns!“

Dieser Mann, dessen Aufgabe es ist, hochtraini­erte Fußballspi­eler zu Höchstleis­tungen zu puschen und sie in den entscheide­nden Momenten an ihre Grenzen zu bringen (oder darüber hinaus), sagt einem totkranken Mann, der mit einer ganz anderen Grenze konfrontie­rt ist, diesen Satz: „Ich bin Christ. Wir sehen uns!“

Das mag jemand für wahnsinnig halten – nie und nimmer aber ist das respektlos. Ich sage: Respekt, Kloppo!

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