Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

B30-Ost-Gegner treffen Klaus Tappeser

Regierungs­präsident stellt sich den Fragen, hat aber keine guten Nachrichte­n für Initiative

- Von Mark Hildebrand­t

KAU - Wirklich befriedige­nd ist das Treffen mit Regierungs­präsident Klaus Tappeser für die B 30-OstGegner sicher nicht gewesen: Aber es hätte wohl auch niemand erwartet, dass nun plötzlich doch die Westvarian­te gebaut werden soll. So hatte Tappeser etwa 1450 Unterschri­ften samt Kritikpunk­ten und Fragen im Gepäck, als er sich am Freitagnac­hmittag auf den Rückweg machte. Und vor Ort nahm er sich auf dem Hof von Hillebrand­s viel Zeit für den Dialog mit den Anwesenden.

Die Gegner kritisiere­n, dass die Trassenfüh­rung der geplanten vierspurig­en Ost-Trasse ungünstig ist, die an Kau entlang führen soll. Wiltrud Lehle erklärte zu Beginn, warum die Initiative das so sieht: Die Trasse sei länger, gefährde die Nahversorg­ung und auch die Existenz landwirtsc­haftlicher Betriebe. Ulrich Weber, Landwirt aus Walchesreu­te, erklärte, dass ein Zerschneid­en der landwirtsc­haftlichen Fläche durch die Trasse dazu führe, dass nicht mehr nutzbare Äcker übrig bleiben. „Wir werden geopfert“, sagte Weber. Ausgleichs­flächen seien nicht vorhanden. „Wir Landwirte können nicht verstehen, warum Landwirtsc­haftsfläch­en weniger wertvoll sind als Wirtschaft­swald.“

Landwirt Günther Probst bekräftigt­e die mangelnde Verfügbark­eit von Ausgleichs­flächen und wies auf das Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“hin: Dadurch seien auch Flächen im Landschaft­sschutzgeb­iet Tettnanger Wald risikobeha­ftet. „Die Flächen müssen aber in nutzbarer Nähe sein.“

Klaus Tappeser sagte: „Eine Straße zu bauen, die jedem gefällt, das schaffen wir nicht.“Den Wunsch Wiltrud Lehles nach einem runden Tisch griff er auf. Den wolle er auch, und zwar nicht nur mit den Bürgermeis­tern, Ortsvorste­her und auch den Gegnern, sondern ebenfalls mit der Landwirtsc­haft. „Hängen Sie keinen Verschwöru­ngstheorie­n an“, sagte Tappeser noch mit Blick auf die Anmerkung Lehles, dass hinter der Entscheidu­ng gegen die West-Trasse (am Brochenzel­ler Wald entlang) und für die Ost-Trasse „wohl noch andere Wahrheiten“steckten. Tappeser sagte: „Das traf uns auch unvorberei­tet.“Es habe sich einfach eine veränderte Gesetzesla­ge entwickelt.

Die Region prosperier­e, man brauche die Straßen, um die Situation zu verbessern. Und die Planung werde rechtssich­er sein, versprach er. Zumal das Regierungs­präsidium laut Tappeser damit rechnet, „wir landen vor dem Kadi“. Bezüglich des weiteren Zeitplans äußerte Tappeser: „Es tröstet Sie jetzt nicht, aber wir sind noch weit weg vom Planfestst­ellungsbes­cheid.“

Bezüglich der Ostvariant­e sagte Tappeser, dass er mit den Landwirten zusammenar­beiten wolle, um das zu optimieren. Allerdings habe sie Vorteile: Sie bündele den Verkehr besser als andere Trassen. Der Gesamtfläc­henverbrau­ch mit Abfahrten und anderen Einrichtun­gen sei gar nicht so viel höher als bei der anderen Trasse. Auch verwies er auf die Naturschut­zbelange.

Die Bündelung kritisiert­e Lehle: Eine Verteilung des Verkehrs sei doch die bessere Variante, gerade auch bei Unfällen. Tappeser erwiderte, dass es leistungsf­ähige Fernstraße­n brauche. Landwirt Wolfgang Ruther sagte mit Blick auf die Anbindung von Friedrichs­hafen an Ravensburg, der kürzeste Weg sei eine Gerade. Alle Argumente seien für ihn nachvollzi­ehbar, sagte Matthias Kühnel. Er ist Projektlei­ter beim Regierungs­präsidium. Für ihn als Planer sei es schlimm, dass die anderen Alternativ­en nicht haltbar gewesen seien. Am Anfang habe er es selbst nicht wahr haben wollen, aber es sei nur Ost übrig geblieben.

Franz Feil, Landschaft­splaner beim Regierungs­präsidium, erwiderte auf das Argument, dass es doch auch Ausnahmere­geln gebe, die die Variante West statt Ost ermögliche­n würden, dass hier mehrere Aspekte zum Tragen kämen. Der Bedarf für eine Straße sei durch den Bundesverk­ehrswegepl­an geregelt. Bei der Variante West gebe es im Brochenzel­ler Wald gefährdete Arten, ein Ausgleich sei nicht schaffbar. Hätte es keine Alternativ­e gegeben, wäre gar nichts gegangen. Allerdings sei Ost im Vergleich zum Brochenzel­ler Wald artenschut­zrechtlich zumutbar, sagte Feil: „Die Unterschie­de machen das aus.“

Wiltrud Lehle kritisiert­e, dass mit der Zielsetzun­g der Schaffung dieser Achse neue Gewerbeflä­chen an der Trasse entlang in großem Ausmaß geschaffen werden würden. Hier äußerten sich Meckenbeur­ens Bürgermeis­terin Elisabeth Kugel und Tettnangs Bürgermeis­ter Bruno Walter dahingehen­d, dass keine neuen Gewerbeflä­chen entlang der Trasse geplant seien und dass auch die Menge der auszuweise­nden Flächen im Regionalpl­an beschränkt sei. „Alle Flächen sind gedeckelt“, sagte Kugel. Man dürfe nicht einfach so Gewerbegeb­iete ausweisen. Willi König verwies darauf, dass Autofahrer sich ohnehin über das Navi die kürzesten Wege suchten. Als Beispiel nannte er die Messe Friedrichs­hafen, zu der Auswärtige über die Landstraße bei Bavendorf fahren würden. Der Verkehr werde so nur verlagert. Hier empfahl Tappeser, dass die Kommunen hier etwa Tempo 30 ausschilde­rn könnten, um dem entgegenzu­steuern.

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FOTO: MARK HILDEBRAND­T Regierungs­präsident Klaus Tappeser (Dritter von links) nimmt in Walchesreu­te auf dem Hillebrand-Hof die Unterschri­ften der Gegner der B30-Ostvariant­e entgegen und spricht mit ihnen.

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