Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
1300 Klimademonstranten bei „Markdorf for Future“
Globale Streikation: „Parents for Future“nimmt sich Jugend zum Vorbild und organisiert große Demonstration
MARKDORF - Freitage sind für den Klimaschutz da. Zumindest für die Aktivisten von Fridays for Future. Zu den globalen Streikaktionen sind auch in Markdorf laut Veranstalter rund 1300 Menschen auf die Straße gegangen. Mehr als doppelt so viele, wie zuvor erwartet.
„Wir sind hier. Wir sind laut. Weil ihr uns die Zukunft klaut“, schreit der wandernde Menschenzug auf Markdorfs Straßen. Mit einer mobilen Bühne auf Rädern fährt Organisator Dietmar Mogwitz vor. Seine Kollegen und Mitorganisatoren von „Parents for Future“folgen ihm mit einem straßenbreiten Banner in den Händen. Vor rund sechs Wochen hat Mogwitz „Parents for Future“in Markdorf gegründet. Ein Ableger von Fridays for Future, nur eben mit erwachsenen Anhängern. Mit den Forderungen der Jugendbewegung solidarisieren sich die knapp 25 Organisatoren jedoch ausnahmslos. Am globalen Streikfreitag folgen ihnen rund 1300 Demonstrierende auf dem Weg von der Sparkasse zum Rathausplatz.
„Der Klimaschutz war mir schon lange wichtig. Jetzt hat es mich total berührt, wie die Jugend für dieses Thema regelmäßig auf die Straße geht“, sagt der 55-jährige Mogwitz. Das habe den Vater von drei Kindern dazu bewegt, selbst auf die Straße zu gehen und Anhänger für „Parents for Future“zu finden. „Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, deswegen sind wir hier“, sagt er. Von der hohen Teilnehmerzahl ist er überwältigt: „Man hat das Gefühl, dass alle nur darauf gewartet haben, hier für den Klimaschutz auf die Straße zu gehen.“
Unter den Demonstranten sind von Säuglingen bis Rentnern alle Altersklassen mit dabei. Kleinkinder halten selbstgemalte Protestschilder mit einem bunten Erdball und grünen Wiesen in die Luft. Auf den Plakaten der Pensionäre steht „Grandparents for Future“oder „Für unsere Enkel“geschrieben. „Wir haben zwar keine Enkel, aber wir sind Wahlgroßeltern“, sagt Helga Wagner. Zusammen mit ihrem Mann läuft sie mit an diesem sonnigen Freitagmittag. „Es ist uns eine Herzensangelegenheit, weil es um die Zukunft der nächsten Generationen geht“, sagt die 68-Jährige. „Wir haben es ja auch verbockt und müssen jetzt darauf achten, dass wir uns besser verhalten“, sagt Jürgen Wagner.
Auch die Schüler in Markdorf zeigen sich umweltbewusst. Eine Gruppe Siebtklässlerinnen vom Bildungszentrum Markdorf wiederholt engagiert die Rufe, die durchs Megaphon vorgegeben werden. „Wir sind auch schuld und wollen das jetzt wieder gut machen“, sagt die zwölfjährige Sophie. Schließlich kaufen sie Plastik und lassen sich mit dem Auto fahren, sagt Paula auf Nachfrage, warum sie sich schuldig fühlen.
Demonstranten sind gerührt
Andere sind stellvertretend für ihre Kinder da, so wie Gerhard Lallinger. Der 51-Jährige hält ein Schild mit der Aufschrift „Keine Toleranz für Klima-Ignoranz“in die Luft. Seine zwölfjährige Tochter ist in der Schule geblieben. Er wollte sie nicht aus dem Unterricht holen. Dafür spreche er zuhause mit ihr über Klimathemen und versucht so, Umweltbewusstsein zu vermitteln.
Vor dem Markdorfer Rathaus angekommen, halten alle Teilnehmer zwei Schweigeminuten für die Klimasünden ein. Die Teilnehmer halten sich an den Händen und signalisieren Gemeinschaft für eine bessere Zukunft. Viele sind so gerührt von der Verbundenheit, dass sie zum Schluss des Events die Tränen fließen lassen. „Parents for Future“soll laut Mogwitz weiterhin bestehen bleiben. Als politisch unabhängige Organisation für mehr Klimaschutz.