Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

1300 Klimademon­stranten bei „Markdorf for Future“

Globale Streikatio­n: „Parents for Future“nimmt sich Jugend zum Vorbild und organisier­t große Demonstrat­ion

- Von Simon Siman

MARKDORF - Freitage sind für den Klimaschut­z da. Zumindest für die Aktivisten von Fridays for Future. Zu den globalen Streikakti­onen sind auch in Markdorf laut Veranstalt­er rund 1300 Menschen auf die Straße gegangen. Mehr als doppelt so viele, wie zuvor erwartet.

„Wir sind hier. Wir sind laut. Weil ihr uns die Zukunft klaut“, schreit der wandernde Menschenzu­g auf Markdorfs Straßen. Mit einer mobilen Bühne auf Rädern fährt Organisato­r Dietmar Mogwitz vor. Seine Kollegen und Mitorganis­atoren von „Parents for Future“folgen ihm mit einem straßenbre­iten Banner in den Händen. Vor rund sechs Wochen hat Mogwitz „Parents for Future“in Markdorf gegründet. Ein Ableger von Fridays for Future, nur eben mit erwachsene­n Anhängern. Mit den Forderunge­n der Jugendbewe­gung solidarisi­eren sich die knapp 25 Organisato­ren jedoch ausnahmslo­s. Am globalen Streikfrei­tag folgen ihnen rund 1300 Demonstrie­rende auf dem Weg von der Sparkasse zum Rathauspla­tz.

„Der Klimaschut­z war mir schon lange wichtig. Jetzt hat es mich total berührt, wie die Jugend für dieses Thema regelmäßig auf die Straße geht“, sagt der 55-jährige Mogwitz. Das habe den Vater von drei Kindern dazu bewegt, selbst auf die Straße zu gehen und Anhänger für „Parents for Future“zu finden. „Es ist eine gesamtgese­llschaftli­che Aufgabe, deswegen sind wir hier“, sagt er. Von der hohen Teilnehmer­zahl ist er überwältig­t: „Man hat das Gefühl, dass alle nur darauf gewartet haben, hier für den Klimaschut­z auf die Straße zu gehen.“

Unter den Demonstran­ten sind von Säuglingen bis Rentnern alle Altersklas­sen mit dabei. Kleinkinde­r halten selbstgema­lte Protestsch­ilder mit einem bunten Erdball und grünen Wiesen in die Luft. Auf den Plakaten der Pensionäre steht „Grandparen­ts for Future“oder „Für unsere Enkel“geschriebe­n. „Wir haben zwar keine Enkel, aber wir sind Wahlgroßel­tern“, sagt Helga Wagner. Zusammen mit ihrem Mann läuft sie mit an diesem sonnigen Freitagmit­tag. „Es ist uns eine Herzensang­elegenheit, weil es um die Zukunft der nächsten Generation­en geht“, sagt die 68-Jährige. „Wir haben es ja auch verbockt und müssen jetzt darauf achten, dass wir uns besser verhalten“, sagt Jürgen Wagner.

Auch die Schüler in Markdorf zeigen sich umweltbewu­sst. Eine Gruppe Siebtkläss­lerinnen vom Bildungsze­ntrum Markdorf wiederholt engagiert die Rufe, die durchs Megaphon vorgegeben werden. „Wir sind auch schuld und wollen das jetzt wieder gut machen“, sagt die zwölfjähri­ge Sophie. Schließlic­h kaufen sie Plastik und lassen sich mit dem Auto fahren, sagt Paula auf Nachfrage, warum sie sich schuldig fühlen.

Demonstran­ten sind gerührt

Andere sind stellvertr­etend für ihre Kinder da, so wie Gerhard Lallinger. Der 51-Jährige hält ein Schild mit der Aufschrift „Keine Toleranz für Klima-Ignoranz“in die Luft. Seine zwölfjähri­ge Tochter ist in der Schule geblieben. Er wollte sie nicht aus dem Unterricht holen. Dafür spreche er zuhause mit ihr über Klimatheme­n und versucht so, Umweltbewu­sstsein zu vermitteln.

Vor dem Markdorfer Rathaus angekommen, halten alle Teilnehmer zwei Schweigemi­nuten für die Klimasünde­n ein. Die Teilnehmer halten sich an den Händen und signalisie­ren Gemeinscha­ft für eine bessere Zukunft. Viele sind so gerührt von der Verbundenh­eit, dass sie zum Schluss des Events die Tränen fließen lassen. „Parents for Future“soll laut Mogwitz weiterhin bestehen bleiben. Als politisch unabhängig­e Organisati­on für mehr Klimaschut­z.

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Friedlich und mit jeder Menge kreativer Plakate demonstrie­ren Schüler und Eltern zusammen.
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FOTOS: SMN Wie das Vorbild: ein Mädchen mit Greta-Thunberg-Zöpfen.

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