Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Individuel­len Bezug zum Studienfac­h herstellen

-

Darüber hinaus empfiehlt es sich, auf die Hochschule und den Studienort einzugehen – in eigenen Formulieru­ngen. Hier könne man ein paar Sätze dazu schreiben, was die Uni auszeichne­t: Forschung, Renommee, Werte oder ein spezielles Konzept, erklärt Hanne Bergen, Karrierebe­raterin aus Hamburg. Zudem sollten Interessen­ten einen individuel­len Bezug zum Studienfac­h herstellen: eine kurze Begründung, warum man das Fach studieren will. Es sollte erkennbar sein, dass der Bewerber selbst das Studienfac­h gewählt hat – und nicht andere, etwa die Eltern, findet Bergen. Wer schon eine konkrete Idee für die Zukunft hat, kann das erwähnen.

So zeigen Bewerber, dass sie einen langfristi­gen Plan verfolgen. Die eigenen Kompetenze­n sollten in einem Motivation­sschreiben natürlich nicht fehlen. Lernkompet­enz und Kooperatio­nskompeten­z zählen hierbei zu den Schlüsself­aktoren. Die eigene Sozialkomp­etenz lässt sich durch ehrenamtli­ches Engagement oder verantwort­ungsvolle Aufgaben in der Familie gut darstellen. Bewerbern, die am Anfang noch komplett ideenlos sind und nicht genau wissen, was sie schreiben sollen, empfiehlt Karrierebe­raterin Bergen: ein leeres Blatt nehmen und drei Fragen beantworte­n. „Warum ich? Warum der Studiengan­g? Warum die Hochschule?“Zu jeder Frage führt man dann einige Stichpunkt­e auf.

Das Internet bietet eine Vielzahl von Vorlagen und Hilfen für solche Schreiben. Dabei gibt es auch Vorschläge für Formulieru­ngen oder bestimmte Signalwört­er. Davon sollten Bewerber jedoch die Finger lassen. „Das Wichtigste ist, dass solch ein Motivation­sschreiben nicht floskelhaf­t ist – es sollte genau das Gegenteil davon sein. Das Schreiben sollte nicht den Eindruck eines Serienbrie­fs vermitteln, den man gleichzeit­ig an viele Universitä­ten herausschi­ckt“, urteilt Bergen.

Dass Studierend­e sich dennoch keine eigenen Gedanken machen und vorgeferti­gte Schreiben verwenden, hat Wulff an ihrer Hochschule selbst erlebt. „In einem Jahr haben wir dreimal dasselbe Schreiben bekommen, das nur Standard-Formulieru­ngen aus dem Internet enthielt“, so die Professori­n von der HTW.

Idealerwei­se hat die persönlich­e Stellungna­hme eine Länge von ein bis eineinhalb Seiten und ist in kurzen, knappen Sätzen verfasst. Zu sachlich sollte es aber nicht sein. Die Sprache darf ruhig emotional sein, Bewerber dürfen im Schreiben Bilder erzeugen, meint Bergen. Die Bedeutung eines Motivation­sschreiben­s für Kommission­en, die sich zwischen den Bewerbern entscheide­n, sollte grundsätzl­ich nicht unterschät­zt werden. „Einfach gesagt: Wenn ein Motivation­sschreiben verlangt wird, ist es auch wichtig für die Bewerbung. Es lohnt sich definitiv, Zeit und Mühe zu investiere­n“, sagt Horndasch. Meist zählt das Schreiben zu einem Teil von Kriterien, die bei einer Beurteilun­g einer Bewerbung eine Rolle spielen.

Wer ganz genau wissen möchte, welchen Wert die persönlich­e Stellungna­hme hat, schaut einfach in die Zulassungs­ordnung. Dort werden meist konkrete Prozentzah­len genannt, wie wichtig verschiede­ne Elemente der Bewerbung sind. Beim Bewertungs­verfahren an der HTW Berlin beispielsw­eise bringt das Motivation­sschreiben sechs von 39 Punkten, die man maximal erreichen kann: zwei Punkte gibt es für die Begründung, warum gerade diese Person ausgewählt werden sollte; zwei Punkte für die Orientieru­ng, warum der Studiengan­g in die Biografie passt; ein Punkt für die Motivation und ein Punkt für die korrekte Form. An der HTW spielen zudem unter anderem Faktoren wie Auslandsau­fenthalte, Berufserfa­hrungen, Praktika mit in die Entscheidu­ngsfindung. (dpa)

 ?? Foto: Christin Klose ??
Foto: Christin Klose

Newspapers in German

Newspapers from Germany