Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Experten: Demenzerkrankungen oft falsch diagnostiziert
Verbände fordern anlässlich des Welt-Alzheimertags an diesem Samstag, 21. September, eine stärkere Forschung zu Demenzerkrankungen sowie mehr Verständnis für alle Betroffenen. „Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen sollen erfahren, dass sie trotz der Erkrankung akzeptiert werden und dazugehören“, erklärt die Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, Monika Kaus.
Der Welt-Alzheimertag steht in diesem Jahr in Deutschland unter dem Motto „Demenz. Einander offen begegnen“. In der Bundesrepublik leben derzeit rund 1,7 Millionen Menschen mit einer Demenzerkrankung. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung wird die Zahl der Erkrankten bis 2050 auf 3 Millionen steigen. Die Vorsitzende der Vereinigung der deutschen
Alzheimerforscher (Hirnliga), Isabella Heuser, weist darauf hin, dass wegen des hohen und langen Pflegeaufwandes sei noch völlig unklar, wie die sozialen Sicherungssysteme diese Herausforderung meistern könnten. Deshalb müsse insbesondere die Forschung zur Vorbeugung und Behandlung verstärkt werden.
Eine der wichtigsten Leistungen der Grundforschung der vergangenen Jahre bestehe darin, dass die Erkrankung mit Hilfe von sogenannten Biomarkern schon im Stadium einer leichten kognitiven Störung erkannt werden könne. „Darauf gilt es aufzubauen und therapeutische Möglichkeiten zu erforschen, die den Betroffenen helfen, keine Alzheimer-Demenz zu entwickeln“, fügte Heuser hinzu. Der Präsident der Deutschen Alterspsychiater, Michael Rapp, erklärte, die Mehrzahl demenzerkrankter Menschen werde heute nicht fachgerecht diagnostiziert. „Vergesslichkeit, sogenannte kognitive Störungen, bedeuten nicht immer eine Demenzerkrankung“, sagte er. So habe jeder siebte mit Gedächtnisstörungen eine andere körperliche Erkrankung, etwa eine nicht richtig behandelte Schilddrüsenerkrankung. „Diesen Menschen kann oft innerhalb kurzer Zeit geholfen werden und damit der Pflegekasse viel Geld gespart werden.“Außerdem bestünden für beginnende Gedächtniskrankheiten eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten wie Gedächtnistraining, körperliche Aktivität und Ergotherapie, die aber nur bei einem geringen Anteil der Patienten auch angeboten und umgesetzt würden, so Rapp. (dpa)