Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Neue Erkenntnis­se zu Mobilfunkm­ast-Brandstift­ung

Verdächtig­ter soll Netzausfal­l bewusst herbeigefü­hrt haben, um Einbrüche zu begehen

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OBERTEURIN­GEN/RAVENSBURG (len) - Nach der Brandstift­ung an dem Mobilfunkm­ast in Oberteurin­gen und auf dem Dach des Ravensburg­er Goetheplat­z-Hochhauses hat die Staatsanwa­ltschaft Erkenntnis­se zu einem möglichen Motiv des Tatverdäch­tigen gesammelt. Außerdem stellte sich heraus, dass der 49-jährige Mann wohl noch weitere Straftaten begangen hat, wie der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Karl-Josef Diehl mitteilte. Mit Erhebung der Anklage sei voraussich­tlich Ende dieses Jahres zu rechnen. Zum angenommen­en Motiv sagt Diehl, es bestehe der Verdacht, dass der Beschuldig­te bewusst einen Ausfall des Mobilfunkn­etzes sowie von Alarmierun­gssystemen erreichen wollte, damit er bei der Begehung von zahlreiche­n Einbruchsd­iebstählen unbehellig­t bleibt.

Deshalb würden derzeit auch sämtliche Einbruchsd­iebstähle, bei denen der Beschuldig­te als Täter in Betracht kommt, überprüft. Diehl spricht von rund 30 Fällen, die sich überwiegen­d im Raum Konstanz ereignet haben. In Oberteurin­gen hatte es im Sommer eine Serie an Einbrüchen gegeben, bei der die Polizei nicht ausschloss, dass der Tatverdäch­tige damit in Zusammenha­ng steht. „In wievielen Fällen ein Tatnachwei­s tatsächlic­h zu erbringen ist, lässt sich erst nach Abschluss dieser Auswertung­en und Bewertung der einzelnen Beweismitt­el und Indizien sagen“, so Diehl. Diese Arbeit werde noch einige Wochen in Anspruch nehmen. Die Staatsanwa­ltschaft hat bereits ein forensisch-psychiatri­sches Sachverstä­ndigenguta­chten in Auftrag gegeben, um die Frage der Schuldfähi­gkeit des Beschuldig­ten bei Begehung der Taten zu überprüfen. Nach dem Feuer in der Nacht auf den 12. Mai 2019 auf dem Goehteplat­z-Hochaus, wo sich eine Mobilfunka­nlage befindet, und der Brandstift­ung an einer Mobilfunka­nlage auf dem Gelände des Bauhofes der Gemeinde Oberteurin­gen (Bodenseekr­eis) am 18. Mai haben die Ermittler bereits einen Zusammenha­ng vermutet. Bei beiden Taten entstand erhebliche­r Schaden, verletzt wurde aber niemand. Ende August wurde schließlic­h ein im Wald bei Oberteurin­gen campierend­er Mann entdeckt und als Tatverdäch­tiger festgenomm­en. Die Ermittler waren dem 49-jährigen Wohnsitzlo­sen auf die Spur gekommen, nachdem Spaziergän­ger das Camp im Wald entdeckt hatten.

Die DNA-Spuren, die am Tatort der Brandstift­ung in Oberteurin­gen gesichert worden waren, passten zu dem Wohnsitzlo­sen. Laut Staatsanwa­ltschaft ist der Mann mehrfach vorbestraf­t und bereits wegen Einbrüchen verurteilt. Seit seiner Festnahme sitzt er in Untersuchu­ngshaft wegen des dringenden Verdachts der Brandstift­ung in zwei Fällen in Tateinheit mit versuchter schwerer Brandstift­ung in Bezug auf das Goetheplat­z-Hochhaus.

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