Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Forscher warnen vor Kettenreaktionen
„Kipppunkte“beim Klima könnten früher eintreten
BERLIN (dpa) - Der Zeitpunkt, an dem die Folgen der Erderwärmung nicht mehr rückgängig zu machen sind, könnte schneller kommen als bisher gedacht. Davor haben sieben Klimaforscher in einem Kommentar im Fachblatt „Nature“kurz vor der Klimakonferenz in Madrid gewarnt. Darunter waren Johan Rockström und Stefan Rahmstorf vom PotsdamInstitut für Klimafolgenforschung sowie dessen ehemaliger Leiter Hans Joachim Schellnhuber. Sie mahnen, dass sogenannte Kipppunkte im Erdsystem früher eintreten könnten als bisher angenommen und Kettenreaktionen zur Folge hätten.
Die Kipppunkte bezeichnen Veränderungen in einem System mit unumkehrbaren Folgen für das globale Gleichgewicht, zum Beispiel ein nicht mehr zu stoppendes Abschmelzen der Polkappen oder die Zerstörung von Korallenriffen. Vor knapp zwei Jahrzehnten ging der Weltklimarat IPCC noch davon aus, dass dafür eine Erderwärmung von fünf Grad Celsius im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter nötig wäre. Nun betonen die Klimaforscher, dass Kipppunkte nach neuesten Erkenntnissen des Weltklimarates IPCC schon bei einem bis zwei Grad Temperatursteigerung überschritten werden können. „Die Erwärmung muss bei 1,5 Grad begrenzt werden“, betonen die Autoren.
Außerdem seien bereits erste Anzeichen für einen Dominoeffekt beobachtet worden. Beispielsweise zeige sich, dass der Eisverlust in der Arktis die Erwärmung der Region verstärke. Diese Erwärmung und das schnellere Schmelzen der Gletscher auf Grönland könnten wichtige Meeresströmungen im Nordatlantik beeinflussen. Das wiederum habe Auswirkungen auf ganz andere Erdteile und führe zum Beispiel zu Trockenheit und Baumsterben in der Amazonas-Region oder zur Destabilisierung des Monsuns in Westafrika.
Thunberg kurz vor Lissabon
An der Klimakonferenz, die am Montag beginnt, will auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg teilnehmen – pünktlich wird sie aber nicht sein. Thunberg rechnet damit, bereits am Dienstag wieder europäischen Boden unter den Füßen zu haben. Derzeit erwartete Ankunftszeit des Katamarans La Vagabonde im portugiesischen Lissabon sei Dienstagmorgen, schrieb die 16Jährige auf Twitter. Die junge Schwedin war unter anderem für die in Santiago de Chile geplante Weltklimakonferenz nach Amerika gereist, die dann wegen der Proteste in Chile jedoch nach Madrid verlegt wurde. Deshalb segelt Thunberg zurück.
Das Mittelmeerland Spanien bekommt den Klimawandel längst zu spüren – auch wenn die Auswirkungen für Spätherbsturlauber auf Mallorca und an der Mittelmeerküste derzeit erfreulich scheinen: Es herrscht keine Spur von nasskaltem Hundewetter. Stattdessen schlendern Strandspaziergänger in Shorts und T-Shirt unter der knallenden Sonne, gegen die man sich mit Lotion und Baseballkappe schützen muss.
Normal seien diese Temperaturen nicht, heißt es im staatlichen Wetteramt Aemet. Die Meteorologen beobachten mit Sorge, dass das Klima an der Mittelmeerküste zunehmend verrückt spielt: mehr Trockenheit, mehr Hitzeperioden. Und dies nicht nur im Sommer, der inzwischen fünf Wochen länger dauert als vor 20 Jahren. Hinzu kommen plötzliche Unwetter mit heftigem Starkregen, der Dörfer und Küstenzonen unter Wasser setzt.
Extremes Wetter, das auch die Teilnehmer der UN-Klimakonferenz beschäftigen wird. Auf dem Klimagipfel, an dem 25 000 Politiker, Wissenschaftler und Umweltschützer aus 200 Ländern teilnehmen werden, soll über die Umsetzung des Pariser Klimaabkommens aus dem Jahre 2015 beraten werden.
Erst kürzlich warnten in Barcelona Hunderte Wissenschaftler, die im