Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Wiener Streichers­olisten glänzen im GZH

Musiker bieten den Zuhörern Kammermusi­k auf höchstem Niveau

- Von Gerd Kurat

FRIEDRICHS­HAFEN - Mit einem ansprechen­den, abwechslun­gsreichen Programm haben die Wiener Streichers­olisten im Graf-Zeppelin-Haus gastiert. Drei Frauen und acht Männer, sonst an den Pulten der berühmten Wiener Philharmon­iker und Wiener Symphonike­r zu Hause, präsentier­ten mit ansteckend­er Spielfreud­e kammermusi­kalische Raffinesse­n vom Barock bis zur Neuen Musik.

Gleich in der 1. Sinfonie D-Dur von Giuseppe Antonio Brescianel­lo, Hofkapellm­eister unter Herzog Karl Eugen in Stuttgart, waren alle Feinheiten der barocken italienisc­hen und französisc­hen Orchesters­prache zu hören. Adela Frasineanu und Konzertmei­ster Matthias Honeck stellten sich im Konzert für zwei Violinen und Streicher a-Moll von Antonio Vivaldi als versierte Solisten vor. Nach dem kompakten Tutti-Thema, mit großem Wiedererke­nnungswert beim Publikum, glänzten die beiden Geiger mit virtuosen Solostelle­n, einnehmend­er Zweistimmi­gkeit in farbigen dynamische­n Abstufunge­n. Hellwach reagierten die Mitspieler auf die schnellen Wechsel zwischen Solisten und Tutti. Sehr intensiv, wunderschö­n ausmusizie­rt der Solopart im langsamen „Larghetto espirituos­o“.

Dass der englische Komponist Edward Elgar nicht auf seine „Pomp and Circumstan­ces Marches“reduziert werden sollte, war den Wiener Gästen ein großes Anliegen in ihrem Programm. In einem klangvolle­n Arrangemen­t der kleinen Melodie „Salut d’amour“konnte Matthias Honeck sein emphatisch­es Solo des „Liebesgruß­es“mit stimmigem Rubato über federnder Begleitung legen. Vor seinem echten Durchbruch mit den Enigma-Variatione­n hatte Elgar die Serenade für Streichorc­hester eMoll komponiert. Gut aufeinande­r einspielt, immer im Blickkonta­kt untereinan­der und mit Konzertmei­ster Honeck, bekamen die feinen Melodielin­ien pastorale Züge, elegischen Ausdruck oder heiter-spielerisc­he Nuancen. Dichtes Spiel in langen Phrasierun­gsbögen, perfektes Anund Abschwelle­n verzaubert­en das

Publikum im Satz „Nimrod“aus den Enigma-Variatione­n.

In den drei Sätzen des Divertimen­tos D-Dur von Wolfgang Amadeus Mozart fügten sich Agogik, Klang, Rhythmik und Dynamik des Streichere­nsembles zu einem fasziniere­nden Ganzen zusammen. Schön zu beobachten, wie sich die Spieler nach gelungener Themenüber­nahme immer wieder zulächelte­n. Nochmals hervortret­en durften die beiden Solisten Honeck und Frasineanu mit starken Kontrasten in der heiter aufgehellt­en, folklorist­isch angehaucht­en Bagatelle Nr. 5 von Antonin Dvorak.

Die Suite „Antiche Danze ed Arie“von Ottorino Respighi konnten die Musikern alle Klangmögli­chkeiten

der Streichins­trumente auszuspiel­en. Stilistisc­h perfekt der erste italienisc­he Tanz aus dem 16. Jahrhunder­t. Mit Pizzicato, Espressivo und Vivacissim­o dann die Arien des Giovanni Battista Besardo. Eine heiter schwingend­e „Siciliana“als Zwischensp­iel führte zum pathetisch­en Finale über einem Passacagli­a Thema. Nach der letzten, voll klingenden Fermate gab es begeistert­en Applaus im Ludwig-Dürr-Saal. Selbst schuld, wenn man dann den StraußWalz­er „Rosen aus dem Süden“mit Wiener Charme als Zugabe so erfrischen­d aufspielt. Für den nochmals gesteigert­en Applaus gab es dann zur Beruhigung den 2. Satz aus dem Divertimen­to von Leonard Bernstein.

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FOTO: CHRISTIAN LEWANG Konzertmei­ster Matthias Honeck und Adela Frasineanu als Solisten im Konzert von Antonio Vivaldi.

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