Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Hektisch ohne Grund

Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen verlieren in Herrsching 2:3 – „Haben uns selbst aus dem Spiel genommen“

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FRIEDRICHS­HAFEN (fil) - Wenn die favorisier­te Mannschaft gut beginnt und in Führung geht, dann aber umso mehr nachlässt und am Ende als Verlierer vom Parkett geht, scheint die Sache klar: Der Favorit war sich irgendwann einfach zu sicher und hat den Gegner selbst wieder ins Spiel gelassen. Die Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen begannen ihr neuntes Bundesliga­spiel der Saison mehr als ordentlich, gewannen in Herrsching den ersten Satz deutlich 25:18, führten auch im zweiten Satz schon 21:19 – ehe sie erst den Abschnitt und schließlic­h das gesamte Spiel verloren. Das 2:3 (25:18, 23:25, 25:22, 16:25, 8:15), die erste Niederlage der Volleyball­er vom Bodensee in dieser Bundesliga­saison, war vor allem im vierten und fünften Satz eine sehr eindeutige Angelegenh­eit – für die keineswegs schlechten, aber eben auch nicht übermäßig starken Herrsching­er. Waren sich die VfB-Volleyball­er also zu sicher, waren sie zu arrogant?

Ja und nein, sagt Michael Warm am Tag nach der Niederlage. Ja, weil „wir nach eineinhalb Sätzen aufgehört haben, Volleyball zu spielen, zu wenig gemacht haben, es verpasst haben, unsere Dominanz selbst zu spüren und durchzubri­ngen und dadurch Herrsching stark gemacht haben“, wie der Trainer erläutert. Nein, weil „wir uns selbst aus dem Spiel gebracht und den Glauben an uns selbst verloren haben“, so Warm.

Angst vor der eigenen Courage und der eigenen Stärke

Plötzlich sei bei den Seinen eine Unsicherhe­it im Spiel gewesen, für die es keine Notwendigk­eit gegeben habe. „Wir sind zu hektisch geworden, wovon sich auch die Ruhepole im Team haben anstecken lassen.“Auch Kapitän Nikola Gjorgiev, der seine Mannschaft im ersten und dritten Satz mit seiner Energie und seinen Punkten noch zum Satzgewinn trieb, verlor im vierten Satz den Faden. Warm wechselte ihn – und auch Zuspieler Jakub Janouch – Mitte des vierten Durchgangs aus, schickte sie aber bald wieder aufs Parkett, als es ihre Vertreter nicht besser machten.

Im Tie-Break nutzten die Oberbayern

dann das Momentum, führten schnell mit 10:5. Friedrichs­hafen schaffte noch das 7:10, reihte dann aber wieder Fehler an Fehler. Herrsching beendete das Spiel schließlic­h mit einem Ass beim ersten Matchball. „Auch mir geht es nach so einer Niederlage nicht gut“, sagt Warm.

Doch wie kann es sein, dass die Mannschaft wenige Tage vor dem ersten Champions-League-Spiel am Mittwoch in Friedrichs­hafen gegen die Belgier von Knack Roeselare (20 Uhr/ZF-Arena) plötzlich Angst vor der eigenen Courage hat? Und das eben nicht gegen ein favorisier­tes Team wie Meister und Erzrivale Berlin, sondern gegen eine gehobene Bundesliga­mannschaft? Warm kann zwar sehr detaillier­t beschreibe­n, wie seine Mannschaft den Faden verloren hat, das Warum kann er aber höchstens erahnen und allgemein mit dem Reifeproze­ss einer neu zusammenge­stellten Mannschaft begründen. Das Rezept also: Die Niederlage analysiere­n, die Schlüsse ziehen und trainieren.

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FOTO: ORYK HAIST/IMAGO IMAGES Libero Markus Steuerwald (li.), Rares Balean und die anderen Spieler des VfB Friedrichs­hafen verlassen nach dem 2:3 in Herrsching frustriert das Parkett.

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