Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Fixpunkt in der Ausbildung

Wieso der MTU-Cup auch für die Talente der Profiteams eine große Bedeutung hat

- Von Martin Deck

FRIEDRICHS­HAFEN - Wie wichtig die Nachwuchst­alente der Profimanns­chaften den MTU-Cup in Friedrichs­hafen nehmen, zeigt sich bereits in der Vorrunde. Als Bayern Münchens Kaan Berk Bengi wenige Sekunden zum 4:3 gegen den FC Barcelona „Grana“trifft, ist nicht nur der Jubel in der ZF-Arena extrem laut, auch die Mitspieler stürzen sich auf den Torschütze­n und begraben ihn in einer Jubeltraub­e. „Barcelona ist ein Topverein. Natürlich sind da Emotionen dabei, wenn man sie schlägt“, sagt FCB-Trainer Peter Wenninger wenig später.

Selbst für die Nachwuchsk­icker des deutschen Rekordmeis­ters ist es etwas Besonderes, gegen die Talente anderer Champions-League-Teilnehmer wie Valencia, Atlético Madrid, Chelsea oder Liverpool anzutreten. „Die Anspannung ist schon ein Stück weit größer als bei unseren normalen Spielen“, sagt Wenninger. Und auch die Erwartungs­haltung ist dementspre­chend groß. „Natürlich wollen wir so weit wie möglich kommen und das Turnier am liebsten gewinnen“, sagt der Nachwuchsk­oordinator der Münchner. „Wir sind der FC Bayern. Wir wollen Gewinner und keine Verlierer ausbilden.“

Der MTU-Cup spielt mittlerwei­le eine feste Rolle im Trainingsp­rogramm des FCB-Nachwuchse­s. „Das Turnier ist mittlerwei­le ein Fixpunkt in unserer Ausbildung“, erklärt Wenninger. „Hier kann man perfekt das Eins-gegen-eins trainieren.“Zudem werden die Spieler gegen die anderen hochklassi­gen Teams extrem gefordert. „Das hier ist das beste, was es in dieser Jugend gibt. Das hier ist Champions League“, sagt der 44-Jährige.

Giulia Gwinn: „Es ist beeindruck­end, was die Jungs hier zeigen“

Auch Nationalsp­ielerin Giulia Gwinn ist begeistert vom Niveau auf dem Kunstrasen. „Das ist schon beeindruck­end, was die Jungs hier zeigen“, sagt die 20-Jährige, die in Friedrichs­hafen aufgewachs­en ist und mittlerwei­le selbst für den FC Bayern spielt. Dass sie in diesem Jahr wieder einmal das U15-Turnier in ihrer Heimat besuchen kann, ist der Tatsache geschuldet, dass sie derzeit wegen einer Schulterve­rletzung selbst nicht spielen kann. „Die Reha läuft gut. Zur Vorbereitu­ng auf die Rückrunde kann ich wieder einsteigen“, sagt Gwinn. Ihr selbst war es nie vergönnt, am MTU-Cup teilzunehm­en. Zwar hat sie bis 16 noch mit den Jungs der TSG Ailingen trainiert, „aber wir wurden damals leider nicht eingeladen“, erzählt sie.

So hat das Publikum des MTUCups vor fünf Jahren zwar eine spätere Nationalsp­ielerin verpasst, aber an heutigen Topstars hat es nie gemangelt. So haben etwa in der Vergangenh­eit unter anderem die deutschen Nationalsp­ieler Manuel Neuer, Mario Götze, Marco Reus, Timo Werner oder Marc-André ter Stegen ihr Können gezeigt. Und auch in diesem Jahr präsentier­ten sich wieder die größten Nachwuchsh­offnungen

Europas in der ZF-Arena. „Hier spielt die Crème de la Crème. Natürlich schaut man sich da auch um“, sagt Bayern-Coach Peter Wenninger und gibt zu, dass natürlich auch mehrere Scouts des deutschen Rekordmeis­ters im Publikum sitzen. Der 44-Jährige versichert aber, dass die Bayern keine Spieler anderer Mannschaft­en ansprechen würden – dies wäre auch gar nicht erlaubt – „aber wir beobachten und festigen unsere Meinungen zu Jungs, die wir schon auf der Liste haben“.

Betreuerte­ams werden mit jedem Jahr größer

Abgesehen von den Scouts ist der FC Bayern mit einem relativ kleinem Team nach Friedrichs­hafen angereist. Neben den zehn Spielern sind Trainer Wenninger, ein Co-Trainer, ein Teambetreu­er und ein Physiother­apeut mit an den See gekommen. Bei anderen Teams, insbesonde­re denen aus England, sind deutlich mehr Betreuer dabei. „Das hat sich in den letzten Jahren schon sehr verändert“, sagt Peter Wenninger, der zum neunten Mal mit den Bayern beim MTU-Cup dabei ist. „Ich weiß gar nicht, was die alle zu tun haben. Wir wollen es auf jeden Fall nicht ausarten lassen.“Deshalb werden die Bayern, wie die anderen deutschen Nachwuchsm­annschafte­n, auch nach wie vor bei Gastfamili­en untergebra­cht, während die internatio­nalen Teams in Hotels wohnen. „Uns gefällt das“, sagt der Trainer. „Wir sind demütig und bescheiden.“Geschadet hat es den Bayern auf jeden Fall nicht. Erst im Halbfinale war für den Vorjahresf­inalisten Schluss.

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FOTO: GÜNTER KRAM Peter Wenninger, U15-Trainer und Nachwuchsk­oordinator beim FC Bayern hält große Stücke auf den MTU-Cup.

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