Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Fixpunkt in der Ausbildung
Wieso der MTU-Cup auch für die Talente der Profiteams eine große Bedeutung hat
FRIEDRICHSHAFEN - Wie wichtig die Nachwuchstalente der Profimannschaften den MTU-Cup in Friedrichshafen nehmen, zeigt sich bereits in der Vorrunde. Als Bayern Münchens Kaan Berk Bengi wenige Sekunden zum 4:3 gegen den FC Barcelona „Grana“trifft, ist nicht nur der Jubel in der ZF-Arena extrem laut, auch die Mitspieler stürzen sich auf den Torschützen und begraben ihn in einer Jubeltraube. „Barcelona ist ein Topverein. Natürlich sind da Emotionen dabei, wenn man sie schlägt“, sagt FCB-Trainer Peter Wenninger wenig später.
Selbst für die Nachwuchskicker des deutschen Rekordmeisters ist es etwas Besonderes, gegen die Talente anderer Champions-League-Teilnehmer wie Valencia, Atlético Madrid, Chelsea oder Liverpool anzutreten. „Die Anspannung ist schon ein Stück weit größer als bei unseren normalen Spielen“, sagt Wenninger. Und auch die Erwartungshaltung ist dementsprechend groß. „Natürlich wollen wir so weit wie möglich kommen und das Turnier am liebsten gewinnen“, sagt der Nachwuchskoordinator der Münchner. „Wir sind der FC Bayern. Wir wollen Gewinner und keine Verlierer ausbilden.“
Der MTU-Cup spielt mittlerweile eine feste Rolle im Trainingsprogramm des FCB-Nachwuchses. „Das Turnier ist mittlerweile ein Fixpunkt in unserer Ausbildung“, erklärt Wenninger. „Hier kann man perfekt das Eins-gegen-eins trainieren.“Zudem werden die Spieler gegen die anderen hochklassigen Teams extrem gefordert. „Das hier ist das beste, was es in dieser Jugend gibt. Das hier ist Champions League“, sagt der 44-Jährige.
Giulia Gwinn: „Es ist beeindruckend, was die Jungs hier zeigen“
Auch Nationalspielerin Giulia Gwinn ist begeistert vom Niveau auf dem Kunstrasen. „Das ist schon beeindruckend, was die Jungs hier zeigen“, sagt die 20-Jährige, die in Friedrichshafen aufgewachsen ist und mittlerweile selbst für den FC Bayern spielt. Dass sie in diesem Jahr wieder einmal das U15-Turnier in ihrer Heimat besuchen kann, ist der Tatsache geschuldet, dass sie derzeit wegen einer Schulterverletzung selbst nicht spielen kann. „Die Reha läuft gut. Zur Vorbereitung auf die Rückrunde kann ich wieder einsteigen“, sagt Gwinn. Ihr selbst war es nie vergönnt, am MTU-Cup teilzunehmen. Zwar hat sie bis 16 noch mit den Jungs der TSG Ailingen trainiert, „aber wir wurden damals leider nicht eingeladen“, erzählt sie.
So hat das Publikum des MTUCups vor fünf Jahren zwar eine spätere Nationalspielerin verpasst, aber an heutigen Topstars hat es nie gemangelt. So haben etwa in der Vergangenheit unter anderem die deutschen Nationalspieler Manuel Neuer, Mario Götze, Marco Reus, Timo Werner oder Marc-André ter Stegen ihr Können gezeigt. Und auch in diesem Jahr präsentierten sich wieder die größten Nachwuchshoffnungen
Europas in der ZF-Arena. „Hier spielt die Crème de la Crème. Natürlich schaut man sich da auch um“, sagt Bayern-Coach Peter Wenninger und gibt zu, dass natürlich auch mehrere Scouts des deutschen Rekordmeisters im Publikum sitzen. Der 44-Jährige versichert aber, dass die Bayern keine Spieler anderer Mannschaften ansprechen würden – dies wäre auch gar nicht erlaubt – „aber wir beobachten und festigen unsere Meinungen zu Jungs, die wir schon auf der Liste haben“.
Betreuerteams werden mit jedem Jahr größer
Abgesehen von den Scouts ist der FC Bayern mit einem relativ kleinem Team nach Friedrichshafen angereist. Neben den zehn Spielern sind Trainer Wenninger, ein Co-Trainer, ein Teambetreuer und ein Physiotherapeut mit an den See gekommen. Bei anderen Teams, insbesondere denen aus England, sind deutlich mehr Betreuer dabei. „Das hat sich in den letzten Jahren schon sehr verändert“, sagt Peter Wenninger, der zum neunten Mal mit den Bayern beim MTU-Cup dabei ist. „Ich weiß gar nicht, was die alle zu tun haben. Wir wollen es auf jeden Fall nicht ausarten lassen.“Deshalb werden die Bayern, wie die anderen deutschen Nachwuchsmannschaften, auch nach wie vor bei Gastfamilien untergebracht, während die internationalen Teams in Hotels wohnen. „Uns gefällt das“, sagt der Trainer. „Wir sind demütig und bescheiden.“Geschadet hat es den Bayern auf jeden Fall nicht. Erst im Halbfinale war für den Vorjahresfinalisten Schluss.