Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Die neue B 30 besteht den Bobbycar -Test
Die Bundesstraße zwischen Ravensburg Süd und Untereschach ist eröffnet – Jetzt rolltder Verkehr
RAVENSBURG
- Ein schönes, ein fröhliches Bild, das gleichzeitig viel erzählte: Die Zwerge vom Kinderhaus Lukas durften am Samstagnachmittag nach der feierlichen Verkehrsfreigabe den letzten Abschnitt der Bundesstraße 30 mit ihren Bobbycars als Erste befahren. Als die Planungen für diese Straße begannen, waren die meisten Eltern dieser Kinder noch nicht einmal geboren. Besonders für den Ravensburger Süden und Eschach wird die B 30 Süd endlich die lange ersehnte Entlastung vom Durchgangsverkehr bringen – und für die Stadtentwicklung ganz neue Chancen bieten. „Ein Tag der Freude“, kommentierte das Ravensburgs Oberbürgermeister Daniel Rapp.
85 Millionen Euro hat der sechste und letzte Bauabschnitt gekostet, der zwischen Ravensburg Süd und Untereschach verläuft, fast sechseinhalb Jahre sind seit dem ersten Spatenstich vergangen. 5,5 Kilometer ist die Strecke lang, die die B 30 als Hauptverbindungsachse zwischen Ulm und dem Bodensee wieder ein wichtiges Stück voranbringt. Die ersten Planungen sind beinahe 40 Jahre alt.
„Die Nord-Süd-Verbindung in der Region ist auf einem guten Weg, jetzt arbeiten wir an der Ost-West-Achse“, sagte Regierungspräsident Klaus Tappeser bei der feierlichen Verkehrsfreigabe. Gemeint war der Molldietetunnel, der seit wenigen Wochen in der Planung ist. Die B 30 Süd bezeichnete Tappeser als ein „Generationenprojekt“, um das sich vor allem auch Ravensburgs früherer Oberbürgermeister Hermann Vogler große Verdienste erworben habe.
Steffen Bilger, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, hält die 85 Millionen Euro für gut investiert: „Diese Straße bedeutet weniger Lärm, weniger Abgase, weniger Staus und weniger Unfälle. Sie verbessert wesentlich die Lebensqualität der Anwohner und sie sorgt für eine bessere Vernetzung.“Der Bund werde die Infrastruktur in Baden-Württemberg weiter voranbringen. „Dafür sind derzeit gute Jahre, weil das Geld vorhanden ist. Das war nicht immer so.“
Winfried Hermann (Grüne), Landesminister für Verkehr, sieht in der Stadt Ravensburg die große Gewinnerin durch den Bau dieser Bundesstraße: Sie eröffne die enorme Chance, innerorts eine ganz neue Lebensqualität zu schaffen. „Wir Grüne sind nicht für jede Straße, wenn sie die Menschen aber derart entlastet wie hier, dann bauen wir sie“, sagte Hermann. Zu einer modernen Verkehrspolitik gehörten aber auch Investitionen in die Schiene, in den Busverkehr und in Radwege. Die Elektrifizierung der Südbahn sei deshalb für die Region ebenfalls von entscheidender Bedeutung, so der Minister. Hermann nannte auch hier Alt-OB Hermann Vogler als einen Vater des Erfolgs, lobte zugleich aber auch die Geschlossenheit in der Region über Parteigrenzen hinweg.
Ravensburgs Oberbürgermeister Daniel Rapp hat schon konkrete Pläne, wie die Stadt die Chancen nutzen will, die die neue Umgehung bietet. „Wir machen aus der alten Strecke eine Erschließungsstraße mit neuen Wohngebieten und guten Verbindungen für Fußgänger, Radfahrer und den ÖPNV.“Am meisten freue er sich aber für die Menschen im Ravensburger
Süden und in Eschach, die „jahrzehntelang Lärm und Dreck ertragen haben“. Rapp erinnerte auch an den Einsatz des inzwischen verstorbenen Bundestagsabgeordeneten Andreas Schockenhoff für den Ausbau der B 30 Süd. Und nachdem jetzt der Molldietetunnel in Planung sei, gelte es für ein anderes „immens wichtiges Verkehrsprojekt“in der Region zu kämpfen: für die „Radautobahn“von Baindt nach Friedrichshafen.
Das Ensemble des Stadtorchesters Ravensburg begleitete die Eröffnung und die geistliche Segnung der neuen B 30. Am Montag wird sie in Fahrtrichtung Süden für den Verkehr freigegeben, am Donnerstag nächster Woche dann auch in die Gegenrichtung.
Bobbycars sind dann nicht mehr erlaubt.