Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Die Nordstadt singt
Hunderte kommen zum ersten Weihnachtssingen und feiern Voxclub.
FRIEDRICHSHAFEN Spätestens als der Jugendchor der Bodensee.Schule St. Martin die ersten Töne von Feliz Navidad anstimmte, war in der Allmandstraße zwischen Feneberg und Fränkel Haushaltswaren kein Durchkommen mehr. Hunderte Menschen kamen am Donnerstagabend zum ersten Häfler Weihnachtssingen in der Nordstadt. Nicht nur, um gemeinsam Klassiker wie „O Tannenbaum“zu singen, sondern auch um den Auftritt der fünf Volksmusiker von Voxxclub mitzuerleben. Die ließen es sich natürlich später trotz Kälte nicht nehmen, stilecht in Lederhosen die Bühne zu entern.
Die Idee für das Event hatte Christof Dell, Leiter des Fränkel Haushaltswarengeschäftes und des Kochstudios. Sein Chef Peter Buck, Vorstand des Immobilienunternehmens Fränkel AG, hatte sich gleich begeistert gezeigt und seine Zustimmung erteilt. Die Aktion sollte ein Dankeschön sein für die Anwohner und deren Geduld während der fast zwei Jahre andauernden Bauarbeiten in der Allmandstraße.
Sichtlich in Eile war Dell noch kurz vor Beginn des Konzerts zusammen mit Helfern damit beschäftigt gewesen, Gesangshefte und Nikolausmützen unter die Menschen zu bringen – mit Erfolg. Moderatorin Solveig Billigmann dürfte beim Blick ins Publikum kaum einen Besucher ohne rotweiße Kopfbedeckung gesehen haben. Selbst die Security war bezipfelt. „Was in der Kürze der Zeit hier auf die Beine gestellt worden ist, ist beeindruckend“, begrüßte Billigmann die Menge, die bis zur Kreuzung an der Wendelgardstraße stand. Fleißig wurden unter ihnen Spenden für die Wohltätigkeitsaktion „Häfler helfen“der katholischen und evangelischen Kirche sowie der Schwäbischen Zeitung gesammelt.
Die ersten weihnachtlichen Töne stimmten die Friends of Gospel unter der Leitung von Wilfried Knorr an. Vielleicht lag es an den unbekannteren Liedern, vielleicht waren die Münder noch voll mit den Waffeln des Verkaufsststands der PestalozziSchule: Das Mitsingen hielt sich in Grenzen.
Anders verhielt es sich dann beim Jugendchor der Bodenseeschule in Begleitung von Andreas Glatz und David Hegenauer. Von der Aufregung der Kinder hinter der Bühne war während des Auftritts nichts zu spüren. Dürften es bei dem Lied „Hundertausend Wunder“noch hauptsächlich die Eltern gewesen sein, die mitsangen, stimmten im Refrain von Feliz Navidad alle Anwesenden mit ein. Da hatte auch schon Anni Stegmaier den Weg vor die weihnachtlich dekorierte Bühne gefunden. Bis zu ihrer Wohnung in der Lotharstraße waren die Lieder zu hören gewesen. „Da wollten wir auch mal sehen, was wir da hören.“Zu der tollen Aktion würde sie auch gerne im nächsten Jahr wieder gehen.
Zu diesem Zeitpunkt wollte sich Peter Buck noch nicht zu einer Zusage hinreißen lassen. „Wir lassen uns jetzt einfach mal treiben und genießen es, je mehr es die Häfler genießen“, sagte Buck, dessen Gesangsstimme die eigenen Töchter als respektvoll bezeichnen.
In der Allmandstraße begann derweil das gemeinsame Singen unter der Leitung von Karl Reinhard Krüger. Passend zur Weihnachtszeit kam er mit seinem schneeweißen Akkordeon auf die Bühne und begann mit viel Charme die vielen Anwesenden zum Mitsingen zu animieren. „Ich mag Rudelsingen und hier hat sich ja ein schönes Rudelchen versammelt.“
Die Schiebetüren bei Feneberg hatten da den Versuch sich zu schließen, längst aufgegeben. Weihnachtsmusik bis in Gang drei.
Draußen sangen die Menschen nicht nur, sondern begleiteten sich bei „Kling Glöckchen klingelingeling“mit dem Klimpern von Schlüsselbündern gleich selbst.
Richtig Stimmung kam nach dem gemeinschaftlichen Singen noch einmal mit dem Aufrtitt der Volksmusikband Voxxclub auf. Dass im Refrain des ersten Liedes unpassend von einer lachenden Sommersonne die Rede war, störte niemand. Keine fünf Minuten nach Beginn des Auftritts schunkelte die Menschenmenge in der Allmandstraße von einer Hauswand zur nächsten. An der Hauswand stand dann auch Peter Buck mit einem breiten Grinsen. „Also wenn das so ist, wie heute, dann machen wir das nächstes Jahr sicher wieder.“