Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Kindesmiss­brauch soll für immer im Führungsze­ugnis stehen

Grünschwar­zes Kabinett will Löschung von Verurteilu­ngen abschaffen

-

STUTTGART (lsw) BadenWürtt­emberg will Straftäter nach Kindesmiss­brauch oder Kinderporn­ografiedel­ikten lebenslang registrier­en. Das grünschwar­ze Kabinett will am Dienstag einen Gesetzesen­twurf des Justizmini­steriums beschließe­n, wonach solche Verurteilu­ngen nicht mehr aus dem erweiterte­n Führungsze­ugnis gelöscht werden. Das Land will sich in zwei Wochen im Bundesrat für eine Gesetzesän­derung einsetzen.

Bislang werden Verurteilu­ngen – je nach Höhe der Strafe – nach spätestens zehn Jahren aus dem erweiterte­n Führungsze­ugnis getilgt. Hintergrun­d ist das Recht auf Resozialis­ierung des Täters, also auf Wiedereing­liederung in die Gesellscha­ft. Damit könnten verurteilt­e Sexualstra­ftäter aber in manchen Fällen wenige Jahre nach ihrer Tat wieder mit Kindern etwa in Kitas und Vereinen arbeiten, heißt es aus dem Justizmini­sterium.

„Der lückenlose Schutz unserer Kinder und Jugendlich­en vor Sexualstra­ftätern muss in solchen Konstellat­ionen Vorrang haben“, sagte Justizmini­ster Guido Wolf (CDU). Wer beruflich oder ehrenamtli­ch Kinder oder Jugendlich­e betreue, müsse in der Regel ein Führungsze­ugnis vorlegen, in dem einschlägi­ge Sexualstra­ftaten verzeichne­t sind. „Diese notwendige Vorsichtsm­aßnahme läuft ins Leere, wenn die betreffend­en Straftaten im Bundeszent­ralregiste­r nach einigen Jahren wieder gelöscht werden, wie das die derzeitige Rechtslage vorsieht.“

Ein Führungsze­ugnis dokumentie­rt Verurteilu­ngen wegen schwerer Straftaten. Gemeint ist damit ein Auszug aus dem Bundeszent­ralregiste­r. Darin listet das Bundesamt für Justiz sämtliche Strafen auf, die Gerichte in Deutschlan­d gegen einen Betroffene­n in den vergangene­n Jahren verhängt haben. Neben einem regulären gibt es ein erweiterte­s Führungsze­ugnis, das über etwaige Sexualdeli­kte oder Straftaten gegenüber Minderjähr­igen informiert. So sollen Arbeitgebe­r Menschen mit bestimmten Vorstrafen besser von Minderjähr­igen fernhalten können.

 ?? FOTO: JÖRG LANGE/DPA ?? Die Landesregi­erung will den Schutz von Kindern verbessern.
FOTO: JÖRG LANGE/DPA Die Landesregi­erung will den Schutz von Kindern verbessern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany