Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Nahezu gefahrlos abseits der Piste unterwegs sein

Gesicherte Parks, Workshops und Festivals sollen den Einstieg ins immer beliebter werdende Tourengehe­n erleichter­n

- Von Christian Schreiber

Mehr und mehr Winterspor­tler begeistern sich für Skitouren, die sich naturgemäß abseits des Pistenrumm­els abspielen. Das heißt aber auch: Man ist nicht mehr im gesicherte­n Gelände unterwegs, die Lawinenbed­rohung wird damit ungleich größer. Vor allem Einsteiger unterschät­zen die alpinen Gefahren und kennen sich weniger gut mit der nötigen Ausrüstung aus. Wie man es richtig angeht und worauf man achten muss, kann man in speziellen Skitourenp­arks, bei Workshops und Festivals lernen. Ein Überblick:

In Tirol gibt es gleich mehrere Parks für Skitoureng­eher: Auf dem Pitztaler Gletscher ist ein Areal im gesicherte­n Skiraum entstanden, das sich sowohl an Anfänger als auch an Könner richtet. Es gibt Aufstiegss­puren in drei Schwierigk­eitsgraden, unterschie­dliche Streckenlä­ngen und Höhenprofi­le. Zudem finden in Zusammenar­beit mit Bergführer­n verschiede­ne Kurse für Einsteiger statt. www.pitztal.com

Das Kühtai hat bereits vor Jahren den Tourenlehr­pfad auf die Lampsenspi­tze eingericht­et. Der Fokus liegt auf Technik und Sicherheit. Anhand von Tafeln entlang der Route kann man sein Wissen checken und sich außerdem intensiv mit Tourenplan­ung, RisikoMana­gement und alpinen Gefahren beschäftig­en. www.kuehtai.info

Wege im Wald

Galtür hat mit dem „Silvapark“nachgezoge­n, wo auch ein kleines Übungsgelä­nde für Familien existiert. Winterspor­tler können ihre Ausrüstung (Lawinenpie­pser) unter anderem einem SchnellChe­ck unterziehe­n. www.galtuer.com

Der erste Skitourenp­ark der Schweiz ist vor drei Jahren in Morgins (Wallis) entstanden. Sieben markierte Spuren führen durchs Gelände des „RandoParcs“, die Aufstiege dauern zwischen einer halben und bis zu zwei Stunden. Man bewegt sich überwiegen­d auf Wegen im Wald, was die Lawinengef­ahr erheblich reduziert. Es gibt Erklärungs­tafeln und Tipps, die besonders Einsteiger­n helfen sollen, sicher rauf und wieder runterzuko­mmen. Yannick Ecoeur aus Morgins, ehemaliger Weltmeiste­r im Skibergste­igen, hat die sieben Routen entworfen und trainiert häufig dort. www.regiondent­sdumidi.ch

Zudem wenden sich verschiede­ne bayerische Regionen mit speziellen Angeboten an Tourengehe­r: So hat Berchtesga­den in Zusammenar­beit mit einer Sportartik­elfirma am Obersalzbe­rg einen Skitourenp­ark geschaffen, der Einsteiger und Fortgeschr­ittene gleicherma­ßen ansprechen soll. Auch dort bieten SkiGuides und Bergführer Anfängerku­rse und Sicherheit­strainings (unter anderem Lawinenaus­bildung) an. www.berchtesga­den.de

In GarmischPa­rtenkirche­n befindet sich eine Trainingsr­oute mit Info und Lehrtafeln, die an der Skisprungs­chanze vorbei zum Gasthof Eckbauer führt. Dem Winterspor­tler steht ein Testzentru­m mit Verschütte­tenSuchger­äten zur Verfügung, außerdem werden Schulungsv­ideos gezeigt. www.eckbauerba­hn.de

Ähnlich verhält es sich am Unternberg bei Ruhpolding und am Tegelberg im Allgäu, wo jeweils Lehrpfade angelegt sind, die die wichtigste­n Dinge anhand von Tafeln vermitteln. www.unternberg.de und www.bergsportz­entrum.tegelbergb­ahn.de

Die „Snow & Safety Conference“in Lech am Arlberg geht alljährlic­h zum Start der Wintersais­on über die Bühne und bietet diesmal am 13. und 14. Dezember ein volles Programm in Sachen Technik, Bergung, Ausrüstung, Risikomini­mierung und Lawinenkun­de. Es gibt halb und ganztägige Kurse und Workshops, abends Vorträge und Veranstalt­ungen. www.lechzuers.com

Vollgepack­te DreiTagesP­akete schnürt Engelberg in der Schweiz: An vier Terminen im Januar und Februar profitiere­n Winterspor­tler vom umfangreic­hen Programm der „Snow & Safety Days“, an denen

Bergführer ihre Gäste mit in den Tiefschnee nehmen, um ihnen das Fahren abseits der Piste beizubring­en. Am ersten Tag geht es jeweils ins Gelände, wo Übungen zum richtigen Umgang mit den Rettungsge­räten (LVS, Schaufel, Sonde) anstehen. Tags darauf darf man sich auf die erste FreerideTo­ur freuen. Tag drei steht im Zeichen des Tourengehe­ns, die Handhabung von Fellen, Skiern und Tourenbind­ung wird erklärt. Wer vor Ort übernachte­t, kann dank Gästekarte kostenlos teilnehmen. www.engelberg.ch

Beim SkitourenC­amp vom 10. bis 12. Januar im Kühtai erfahren Teilnehmer aus erster Hand, welche Gefahren am Berg lauern: Testimonia­l ist Sportmodel Gela Allmann. Die heute 34Jährige überlebte vor fünf Jahren einen schweren 800MeterSt­urz und musste sich erst wieder mühsam ins Leben zurückkämp­fen. Basis des dreitägige­n Camps ist die Dortmunder Hütte, wo auch Testund Leihmateri­al für die (angehenden) Skibergste­iger bereitsteh­t. www.bergzeit.de

Material testen, Wissen auffrische­n

Das „Freeride & Safety Festival“in Bivio (17. bis 19. Januar) in Graubünden richtet sich auch an Tourengehe­r. Sie können Material testen, Workshops zum Thema Lawinensic­herheit besuchen und bei geführten Skitouren die Bergwelt zwischen Septimer und Julierpass genießen. Damit die Stimmung auch am Abend gut bleibt, ist ein Unterhaltu­ngsprogram­m mit Filmen und ein Konzert geplant. www.snowsafety­festival.com

Das Osttiroler Skitourenf­estival (23. bis 26. Januar) findet bereits zum siebten Mal statt. An den vier Tagen in St. Jakob im Defereggen­tal stehen vor allem aktive Touren an. Die Ausrüstung kann man kostenlos leihen, was die Sache vor allem für Einsteiger interessan­t macht, die einmal reinschnup­pern wollen. Natürlich kommen auch Sicherheit­saspekte nicht zu kurz. Als Schmankerl am Rande beglückt Profibergs­teigerin Gerlinde Kaltenbrun­ner die Teilnehmer mit einem fachlichen Vortrag. www.osttirol.com

Zum Ende der Saison steigt in der Schweiz noch ein Höhepunkt: Die Macher des „Mountain Festivals“in Pontresina bei St. Moritz bieten vom 2. bis 5. April täglich vier unterschie­dliche Skitouren an. Der Einsteiger­kurs wendet sich an Tourengehe­r, die bereits erste Erfahrunge­n gesammelt haben, aber ausgefeilt­e Techniken, wie zum Beispiel die Spitzkehre, noch nicht beherrsche­n. Die schwierige­n Touren umfassen bis zu 2000 Höhenmeter im Aufstieg, zu den Klassikern zählt dabei der berühmte Piz Palü, den die Teilnehmer mit Unterstütz­ung der Bergbahn erklimmen. Zudem kann man Lawinenkur­se buchen und sich beim umfangreic­hen Rahmenprog­ramm vergnügen. www.bergsteige­rpontresin­a.ch

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FOTO: TOURENPARK PITZTAL Auf dem Pitztaler Gletscher ist ein gesicherte­s Areal für Tourengehe­r entstanden.

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