Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Eriskirch ehrt das Ehrenamt
Bei der Einwohnerversammlung stehen Menschen im Mittelpunkt, die sich für andere einsetzen
ERISKIRCH Feierliches Gastspiel: Weil die Festhalle gerade umgebaut wird, hat sich die Gemeinde am Mittwoch zur Einwohnerversammlung in der Sporthalle nebenan getroffen. Dass die Veranstaltung trotz der etwas kühlen Atmosphäre zu Herzen ging, dafür sorgten die vielen warmen Worte und die Menschen, an die sie gerichtet waren. Denn im Mittelpunkt stand an diesem Abend das Ehrenamt, ohne das die Gemeinschaft in Eriskirch nicht funktionieren würde. Die „Schwäbische Zeitung“fasst zusammen.
Goldene Ehrennadel: „Mit Ihrem Blut retten Sie Leben“, betonte Arman Aigner, bevor er gemeinsam mit Hans Schultheiß vom DRK die Blutspenderehrungen vornahm. Die Aussage untermauerte der Bürgermeister mit der Geschichte eines Kindes, das wieder fröhlich lachen kann, nachdem es einen schweren Unfall überstanden hat – dank Blutkonserven. Sein Appell an die etwa 280 Gäste der Einwohnerversammlung: es den Spendern gleich zu tun.
Ganz vorne dabei: Georg Gebhard und Gerhard Zanker, die für sage und schreibe 150 Blutspenden eine goldene Ehrennadel mit goldenem Eichenkranz erhielten. Die gleiche Auszeichnung gab es für Antonia Günther, die 100mal Blut gespendet hat. Die weiteren Ehrungen: Günter Winter (50 Blutspenden), Doris Algner, Marlene Dienel, Christin Rommel, Marcus Wernitz, Normen Ziemdorf (alle 25), Günter Algner, Axel Baberschke, Hermann Brugger, Stefanie Göttle, Selina Oetter und Kilian Uhr (alle zehn).
Wappennadel der Gemeinde: Jeweils ein Exemplar in Bronze ging an Gemeinderäte, die dieses Ehrenamt zehn Jahre lang ausfüllten und fast alle noch ausfüllen – laut Bürgermeister „schon eine besondere Leistung“. Unter ihnen Uli Baur, der nach wie vor Gemeinderat sowie Vorsitzender der Freien Wählervereinigung (FWV) ist und seine Kenntnisse und
Erfahrungen einbringe. Ebenfalls wiedergewählt: Tobias Plümer, CDUFraktionsvorsitzender, Vorsitzender des katholischen Kirchengemeinderats Mariabrunn und Mitglied der Feuerwehr. „Er ist einer, der keine Arbeit scheut, sondern anpackt“, stellte Arman Aigner fest.
Gudrun Schmid sitzt nach zehn Jahren weiterhin im Gemeinderat. Außerdem ist sie Vorsitzende des CDUOrtsverbandes, dem Bürgermeister zufolge in der Flüchtlingshilfe stark engagiert und habe als Leiterin des Kindergartens St. Maria ihr Ohr bei den Familien. Bei der Wahl im Mai nicht angetreten und nach zehn Jahren als FWVGemeinderat ausgeschieden, ist Edmund Schraff. Arman Aigner bezeichnete den Vorsitzenden des Kirchenchors Eriskirch, der zudem in der Musikkapelle spielt, als „bodenständigen Kollegen mit Gespür für die leisen Themen“. Berthold Vetter vertritt auch in Zukunft die CDU im Gemeinderat und ist unter anderem Mitglied des TSV Eriskirch, Abteilung Fußball. Ihn zeichne seine überlegte Art aus.
Die Wappennadel in Silber bekam Heinz Martin ans Revers geheftet, der 15 Jahre die CDU im Gemeinderat vertreten und bei der jüngsten Wahl nicht mehr kandidiert hat. Er sei wegen seiner Ausgeglichenheit allseits geschätzt gewesen, habe sich vor allem als Landwirt mit viel Herzblut für seinen Berufsstand eingesetzt und in der Bürgerstiftung mitgewirkt, zählte Arman Aigner auf.
25 Jahre lang mit Unterbrechung engagierte sich Gisela Walzer als Gemeinderätin, zuletzt als FWVFraktionsvorsitzende. Der Bürgermeister übergab eine Wappennadel in Gold und attestierte ihr Besonnenheit, Ruhe und ein sehr gutes Netzwerk. Gisela Walzer ließ sich zuletzt nicht mehr aufstellen, spielt aber weiter in der Musikkapelle.
Golden glänzte auch die Wappennadel, die Uwe Dietrich für seinen Einsatz als langjähriger Chef und Gründungsmitglied der Narrenzunft Streibemahder bekam. Er habe allein 27mal den Kinderumzug moderiert, unter anderem Bälle, Schülerbefreiung, Rathaussturm organisiert sowie die Figuren Nane und Näne mitentworfen, führte Arman Aigner aus. Der Geehrte dankte und warb dafür, Einsatz zu zeigen: „Ausschließlich hier zu wohnen, bedeutet das Ende einer lebendigen Gemeinschaft.“
Sozialer Ehrenpreis: Die Auszeichnung der Bürgerstiftung Eriskirch erhielt in diesem Jahr Youssef Said. Der Preis ehre Helfer im Stillen, die sich mit Freude für die Gemeinschaft einbringen und „konkret zeigen, was Einzelne bewegen können“, erklärte Irmgard Walentin, Vorsitzende des Stiftungsrates, die Urkunde und Scheck überreichte. Was Youssef Said zudem auszeichne, sei seine Überzeugung, nichts Besonders zu tun. Er spreche nicht viel, sondern helfe. „Wir wollen ihm heute danken und darüber sprechen“, sagte Irmgard Waltentin unter Tränen der Rührung.
Der Mann aus dem Libanon sei 1964 zum Studium nach Deutschland gekommen und der Liebe wegen geblieben. Zu seinen Wohltaten gehöre die Betreuung einer an Multipler Sklerose erkrankten Frau, die er eine Zeit lang zweimal pro Woche zur Therapie gefahren habe. Außerdem packte Youssef Said, der arabisch spricht, während der Flüchtlingskrise mit an, half als Dolmetscher, unterrichtete Deutsch, organisierte Möbel oder begleitete Flüchtlinge bei Arzt und Amtsbesuchen und begleitet bis heute freundschaftlich eine syrische Familie, berichtete die Vorsitzende. Für den Helfer offenbar eine Selbstverständlichkeit: „Ich fühlte mich verpflichtet und habe ich mich gefreut, helfen zu können.“
Rück und Ausblick: Der Bürgermeister übernahm es, das Jahr in Eriskirch Revue passieren zu lassen. Angefangen bei Neujahrskonzert der Musikkapelle, Kinderumzug oder
Funkenfeuer über Kommunal und Kreistagswahl, Sommerfest des Angelsportvereins bis hin zur Hobbyausstellung spannte er den Bogen. Schließlich landete er wieder bei den vielen ehrenamtlichen Helfern, die das Programm ermöglichten und „die unseren Ort lebens und liebenswert machen“.
Bevor Arman Aigner seine Gäste in den gemütlichen Teil entließ, blickte er voraus. Ein gewichtiges Projekt, das demnach ansteht, ist die Fortschreibung des Gemeindeentwicklungskonzeptes. Der Grund: Das alte Konzept stamme aus den 90ern und die Pläne, wie zum Beispiel die Gestaltung der „Neuen Mitte“, seien umgesetzt. Jetzt gelte es, sich erneut Gedanken zur Entwicklung der Gemeinde zu machen. In einem ersten Schritt stellen in der Gemeinderatssitzung am 12. Dezember drei Planungsbüros ihre Ideen vor.
Mit einer Liebeserklärung an die Region, dem „Ständle fürs Ländle“, sorgte die Betznauer Boygroup für einen Abschluss, der zur Veranstaltung passte. Die vier Männer hatten an dem Abend für den guten Ton gesorgt und a cappella Akzente gesetzt, die wohl klangen und Spaß machten. Auch wenn das Frauenbild im Hinblick auf die Hauptdarstellerinnen ihrer Lieder einen neuen Anstrich vertragen könnte.