Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
DB Netz sorgt weiter für Anschlusszüge
Erst ab 2020 soll eine Software Passagieren unerwünschte Zwischenhalte ersparen
STUTTGART Entwarnung für Bahnfahrer: Die DB Netz AG kümmert sich auch weiterhin darum, dass die Züge im Südwesten aufeinander abgestimmt fahren. Stichwort: Anschlusssicherheit. Die Bahntochter hatte angekündigt, diesen Service zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember aufzugeben. Nun hat das Land ein Jahr länger Zeit, eine andere Form der Abstimmung zu entwickeln. Dafür gibt es bereits Pläne.
Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) wirkt erleichtert. „Ich bin froh, dass die Veränderung, die kommen wird, nicht gleich passiert, sondern die DB Netz die Anschlusssicherung zunächst behält“, sagt er am Freitag der „Schwäbischen Zeitung“. Bis zuletzt war unklar, wer anstelle der DB Netz darüber entscheiden soll, ob etwa ein Zug auf Reisende in einem verspäteten Zug warten soll. Verkehrsexperten aus dem Land hatten unisono erklärt, dass keine andere Stelle die DB Netz ersetzen könne. Dass sich die Bahnunternehmen stets kurzfristig miteinander absprechen sollten, um zu entscheiden, ob ein Zug noch zwei Minuten warten soll oder nicht, gilt als sehr schwierig. „Zu viele Akteure sind eingebunden, die in sehr kurzer Zeit entscheiden müssen. Das kann nur schiefgehen“, hatte etwa Matthias Lieb, Vorsitzender des badenwürttembergischen Fahrgastbeirats, gesagt. Dennoch: Die DB Netz hatte darauf gepocht, die Aufgabe nicht länger zu übernehmen. Fast in allen anderen Bundesländern hat sie sich längst aus der Koordinatorenrolle zurückgezogen. Die Verantwortung für sichere Anschlüsse liege schließlich nicht bei der Bahntochter, sondern bei den Eisenbahnunternehmen – also etwa bei DB Regio, Go Ahead und Abellio.
Laut Verkehrsministerium hat die DB Netz nun eingelenkt. Hermanns Amtschef Uwe Lahl habe mit dem Unternehmen eine Frist von einem Jahr vereinbart. Bis zum Dezember 2020 bleibe alles wie gehabt, so ein Ministeriumssprecher. Ein Sprecher der Bahn konnte dies am Freitagnachmittag zunächst nicht bestätigen.
Dieses Jahr will das Ministerium nutzen, um eine neue Form der Anschlusssicherung im Bahnverkehr zu erschaffen. Zentraler Akteur sei dabei die landeseigene Südwestdeutsche LandesverkehrsAG (SWEG), erklärt Hermanns Sprecher. Diese werde eine Software entwickeln, über die alle Bahnunternehmen miteinander verbunden sind. Über die Software sollen dann die Anschlüsse koordiniert werden. „Die Software soll künftig die Abstimmung unter den Betreibern geschmeidig machen“, so der Ministeriumssprecher. Wie genau dies funktionieren soll, sei noch in Bearbeitung.
Der CDUVerkehrsexperte Thomas Dörflinger äußert sich erfreut über den Kompromiss. „Es ist zunächst einmal positiv, dass man Zeit gewinnt“, sagt er. Er hatte eine Anfrage zum Thema beim Verkehrsministerium gestellt – durch diese war das Thema im Sommer öffentlich geworden. „Es ist eine gute Botschaft für die Bahnreisenden, dass zu den anderen Problemen, die sie eh schon spüren, nicht noch eine weiter Baustelle dazukommt.“
Er fordert vom Land sicherzustellen, dass die Anschlusssicherheit auch nach diesem Jahr gewährleistet ist. „Die grundlegende Frage ist: Wie vermeiden wir, dass Anschlüsse verpasst werden. Was bringt den Fahrgästen am meisten.“Wenn eine Software eine gute Alternative zur Koordination durch die DB Netz sei, sei das auch recht.