Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Er hat Luftfahrtgeschichte geschrieben“
Am 50. Todestag erinnert im Museum eine Hommage an Claude Dornier
FRIEDRICHSHAFEN „Claude Dornier revolutionierte den Flugzeugbau. Er hat Luftfahrtgeschichte geschrieben.“Mit diesen Worten würdigte Festredner Axel Smend bei einer Gedenkveranstaltung zum 50. Todestag des Ingenieurs und Unternehmers am Donnerstagabend die Lebensleistung Claude Dorniers. Mehrere 100 Gäste waren zu der mit Ansprachen, Texten, einem Film und Musik gestalteten Hommage im DornierMuseum gekommen, darunter viele Nachkommen und ehemalige Mitarbeiter.
Axel Smend, Mitglied des Stiftungsrats der DornierStiftung für Luft und Raumfahrt, beschwor den besonderen Geist der technischen und unternehmerischen Pioniere zu Beginn der Fliegerei. Er sei bis heute auch im DornierMuseum zu spüren. Er erinnerte daran, dass Claude Dornier mehr als einmal im Leben Rückschläge zu verkraften und Durststrecken zu überwinden hatte. Aufgeben sei für ihn keine Option gewesen. Diese Charakterstärke habe er in jungen Jahren beim Bergsteigen erworben. Dass er sich als junger Mann um die wirtschaftlichen Probleme des elterlichen Betriebs kümmern musste und um seine sechs Geschwister, habe sein Leben und seine Einstellung zu den Menschen stark geprägt. Smend erinnerte an die Fürsorge, die Dornier seinen Mitarbeitern stets zukommen ließ und zitierte einen berühmten Satz des Konstrukteurs und Firmenlenkers: „Nicht das Kapital bestimmt den Wert eines Unternehmens, sondern der Geist, der in ihm herrscht.“
Der ehemalige Chef der LufthansaTechnik AG, August Wilhelm Henningsen, berichtete über die enge Verbindung der Fluglinie zu Dornier. So absolvierte die Lufthansa den ersten Linienflug im Jahre 1926 mit einem Dornier Komet. Bis 1934 waren 30 Maschinen des Typs Merkur im Einsatz, „für damalige Verhältnisse eine riesige Flotte“. Die Wertschätzung für Claude Dornier halte im Unternehmen bis heute an. So könne man derzeit auf allen LufthansaLangstreckenflügen einen 90minütigen Film über Leben und Werk des Ingenieurs sehen.
Das Grußwort der Stadt überbrachte der Erste Bürgermeister Stefan Köhler. Er nannte Dornier einen „geschickten Navigator durch alle Zeitläufe“und erinnerte daran, wie sehr die Politik den Flugzeugbau beeinflusst hat. Er verschwieg nicht, dass auch Dornier von der Rüstungsoffensive der Nazis profitiert hat und dass die Firma, die zunächst zum ZeppelinKonzern gehört hatte und dann ausgegliedert worden war, vor 1945 Zwangsarbeiter eingesetzt hat. Köhler sprach von der großen Loyalität, die die Mitarbeiter ihrem Chef entgegengebracht hätten.
Als Beleg führte er den Erstflug der Do X an, die vor allem mit Dornianern voll besetzt war. Claude Dornier sei einer Väter des Innovationsstandortes Friedrichshafen und habe mit der DornierSiedlung auch ein steinernes Zeugnis hinterlassen. Vor allem an den Menschen Claude Dornier erinnerte seine Schwiegertochter Maja Dornier, die mit Claudes Sohn Peter verheiratet war. Im Gespräch mit dem ehemaligen SZChefredakteur Joachim Umbach, der die Hommage moderiert hat, berichtete sie von der Zuwendung, die ihr Schwiegervater anderen Menschen zukommen ließ. Er habe sich über jeden Nachwuchs in der Familie gefreut und gern Geschenke gemacht. Sie freue sich sehr darüber, dass das Museum dem Namen Dornier wieder Glanz verliehen habe und verleihe. Sie hoffe, dass dies auch von Friedrichshafen gewürdigt werde und das Haus dauerhaft bestehen bleibe.
In seiner kurzen Begrüßung hatte Museumsdirektor David Dornier, einer der Enkel Claude Dorniers, seinem Vater Silvius dafür gedankt, dass er „dieses wunderbare und einzigartige Haus initiiert hat“, und seinem Bruder Cornelius für die geleistete Aufbauarbeit.
Der Pionier selbst kam in szenischen Lesungen des Schauspielers Mike Maas zu Wort, der aus Dorniers Buch „Aus meiner Ingenieurslaufbahn“rezitierte. Zudem erklang seine Stimme in einem kurzen Film, der die Lebenszeit des Unternehmers (1884 bis 1969) historisch einordnete. Für die passende musikalische Begleitung sorgten die Pianistin Margarita HöhenriederDornier und Julius Berger am Violoncello. Sie hatten mehrere Stücke von Beethoven ausgewählt, dem Lieblingskomponisten Claude Dorniers.