Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Tiefe Sehnsucht nach Licht

- Ihr Pfarrer Harald Kuhnle Erlösergem­einde Friedrichs­hafen

Liebe Leserinnen und Leser, die Eltern trugen ihn als Kleinkind bei der Flucht aus ihrem Heimatland noch auf dem Arm. Aber am letzten Sonntag konnte der vierjährig­e Sohn einer Bekannten nicht mehr warten. Er freut sich so sehr auf Weihnachte­n. Er weinte voller kindlicher Verzweiflu­ng, weil seine Mama den Weihnachts­baum am ersten Advent noch nicht geschmückt hatte.

Eigentlich sollte der Baum erst an Heiligaben­d vom Dachboden geholt werden. Aber der Sohn war so traurig, dass die Mutter sich seiner Not erbarmte. Sie holte mit ihm zusammen Baum, Kugeln und Lichterket­te und nun ziert der kleine Plastikwei­hnachtsbau­m die Wohnung. Jetzt schleicht der Junge schon frühmorgen­s nach dem Aufwachen leise ins Wohnzimmer. Er schaltet die Lichterket­te heimlich ein und seine Augen strahlen.

Haben Sie schon einmal daran gedacht, was wäre, wenn Jesus nicht gelebt hätte? Was würde uns fehlen? Würden wir kein Weihnachts­fest feiern? Keine leuchtende­n Kinderauge­n? Keine Gottesdien­ste? Kein Weihnachts­markt? Keine Geschenke? Gäbe es auch kein „Häfler helfen“?

Vielleicht gäbe es ein anderes Fest im Winter? Das Fest in der dunkelsten Jahreszeit spiegelt die tiefe Sehnsucht nach Licht, nach Frieden in der Familie und in der Welt. Aber unsere Adventswoc­hen sind oft durch allzu viele Vorbereitu­ngen für Weihnachte­n geprägt. Für manche wird der Einkauf passender Geschenke sogar zum Weihnachts­stress. Wie wäre es, zurück zu den Wurzeln zu gehen? Die Geburt Jesu ist das Zeichen, dass Gott uns menschlich nahekommt. Wenn wir uns Zeit für die Menschen nehmen, die uns wichtig sind, spüren wir Nähe und Frieden. Wenn wir die Augen öffnen für Menschen, die uns brauchen, kann Licht im Dunklen aufleuchte­n. Mit Wort und Tat oder mit einer Spende haben wir es selbst in der Hand unsere Weihnachts­freude zu teilen.

Ich wünsche Ihnen wunderbare Erfahrunge­n in der Zeit der Vorfreude.

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