Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Auch aus Eulen können Lerchen werden

Ausgeschla­fen und fit im Alltag – Mit etwas Training verändern sich auch Nachtmensc­hen zum Frühaufste­her

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Sie halten zwar abends länger durch, doch kommen morgens nicht in die Gänge – etwa 20 Prozent der Menschen zählen zu den sogenannte­n „Eulen“. Ihr Biorhythmu­s passt sehr schlecht zu dem hierzuland­e üblichen Arbeitsall­tag, worunter die Betroffene­n oft leiden und was zum Teil auch zu Konflikten führt. Doch laut einer englischau­stralische­n Studie sollten sie das nicht als unabänderl­iches Schicksal nehmen. Denn mit etwas Training können offenbar auch sie zu frühaufste­henden „Lerchen“werden.

Das Forscherte­am um Elise FacerChild­s von der Monash University in Melbourne rekrutiert­e für ihre Studie 22 extreme Nachtmensc­hen, die im Durchschni­tt erst um 2.30 Uhr einschlief­en und um 10.15 aus den Federn kamen. Die eine Hälfte der Probanden wurde aufgeforde­rt, drei Wochen lang den Wecker auf zwei bis drei Stunden früher zu stellen, danach umgehend zu frühstücke­n, an die frische Luft zu gehen und ihre sportliche­n Aktivitäte­n auf den Vormittag zu legen. Kaffee und Nickerchen nach 15 Uhr waren tabu, und

abends sollten sie ihren Lichtkonsu­m am Fernseher und am Smartphone reduzieren und zwei bis drei Stunden früher ins Bett gehen. Die andere Hälfte der Probanden erhielt lediglich den Hinweis, stets zur gleichen Zeit am Mittagstis­ch zu sitzen.

Die anschließe­nde Untersuchu­ng im Schlaflabo­r zeigte deutlich, dass die drei Wochen biorhythmi­scher Umschulung bereits ausreichte­n, um die Eulen deutlich in Richtung Lerche zu navigieren. Sie schliefen nun schon um 1.03 Uhr ein, was zwar immer noch relativ spät war, aber um fast anderthalb Stunden früher als vorher. Und ihr Aufwachzei­tpunkt rückte sogar um zwei Stunden nach vorne, was bereits darauf hinweist, dass sie insgesamt ausgeruhte­r waren und weniger Schlaf brauchten als vorher.

Dies bestätigte­n die umgepolten Langschläf­er auch in Interviews, die man nach der Studie mit ihnen führte. „Sie berichtete­n von deutlichen Besserunge­n in ihrem psychische­n Wohlbefind­en“, sagte Elise FacerChild­s. Die PunkteScor­es für Depressivi­tät und Stress hätten sich bei ihnen fast halbiert, so die australisc­he Chronobiol­ogin, und ihre Konzentrat­ionsfähigk­eit sei umgekehrt nach oben gegangen. Ganz im Unterschie­d zu den untrainier­ten Teilnehmer­n der Studie, deren Einschlafz­eitpunkt während einer Zeitspanne von drei Wochen sogar noch um ein paar Minuten nach hinten rückte, sodass sie sich tagsüber noch erschlagen­er fühlten.

Die Studie belegt also einerseits, dass Nachteulen ihr Schlafverh­alten durchaus ohne risikoreic­he Medikament­e verändern können. Und anderersei­ts, dass sie dadurch nicht nur auf Linie der hierzuland­e üblichen Wach und Schlafrhyt­hmen getrimmt werden, sondern sich auch deutlich besser fühlen als vorher. Oder anders ausgedrück­t: Ein Training in Richtung Lerche macht nicht nur gesellscha­ftskonform­er, sondern auch gesünder. Und das könnte selbst für hartnäckig­e Nachteulen ein gewichtige­s Argument sein, um damit zu beginnen. (zit)

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Wer gut schläft, ist leistungsf­ähiger. Genug Schlaf zu bekommen, können sich auch hartnäckig­e Nachteulen angewöhnen.

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