Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Mit Biss gegen George Michael
Eines vorneweg: Der Autor dieser Zeilen liebt Weihnachten – und vieles, was damit zu tun hat: das Christkind, den Nikolaus mit seiner Mitra und Knecht Ruprecht, aber natürlich auch Plätzchen, Kerzen, Glühwein und Christkindlesmärkte. Zugegebenermaßen werden die Grenzen des guten Geschmacks mittlerweile jedoch allzu häufig überschritten – etwa beim ganzen aus Übersee importierten WeihnachtsmannZinnober. „Ho, ho, ho“Sprüche und den ganzen PlüschmützenUnfug kann und sollte man getrost vergessen.
Bei weihnachtlicher Musik ist die Toleranz größer: „Last Christmas“beispielsweise, für viele eher aurale Freiheitsberaubung als Quell der Freude, zaubert dem Schreiber alle Jahre wieder ein Lächeln ins Gesicht. Wer hingegen im Einzelhandel arbeitet und den WhamHit tagaus tagein ertragen muss, kann dies vielleicht nicht nachvollziehen. Tatsächlich hilft es ja auch nicht wirklich, wenn der GeorgeMichaelOhrwurm vom „Driving Home For Christmas“Ohrwurm abgelöst wird. Deshalb an dieser Stelle der Tipp vom Fachmann: Wer einen Ohrwurm nicht loswird, sollte Kaugummi kauen! „Das hilft durch die Kieferbewegung“, sagt der Musikphysiologe Eckart Altenmüller. Die Zentren, die für das Singen im Gehirn zuständig sind, würden so kurz unterbrochen. Helfen könne auch die Konzentration auf etwas völlig anderes, ein Schachspiel etwa. „Last Christmas“... habe ich meine Dame allzu früh verloren? Nun ja.
Begegnet Ihnen also ein kaugummikauender Verkäufer, lassen Sie Milde walten. Fürs Schachspiel fehlt ihm die Zeit. (jos)