Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Verhärtete Fronten

Im Handelskri­eg zwischen den USA und China will sich keine Seite eine Blöße geben

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PEKING (dpa) Unter dem Druck des Handelskri­eges mit den USA sind Chinas Ausfuhren in die Welt im November um 1,1 Prozent unerwartet stark gefallen. Es war der vierte monatliche Rückgang in Folge. Experten hatten eigentlich einen Zuwachs erwartet. Die Exporte allein in die USA brachen im November sogar um 23 Prozent im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum ein, wie der Zoll in Peking am Sonntag mitteilte. Die Importe aus den USA gingen um 2,8 Prozent zurück.

Die beiden größten Volkswirts­chaften liefern sich seit mehr als einem Jahr einen erbitterte­n Handelskri­eg mit gegenseiti­gen Strafzölle­n. Der Konflikt drosselt die wirtschaft­liche Entwicklun­g in beiden Ländern und schwächt auch die Weltkonjun­ktur, worunter Deutschlan­d als große Exportnati­on besonders zu leiden hat.

Mit den amerikanis­chen Strafzölle­n fielen die chinesisch­en Ausfuhren allein in die USA seit Jahresanfa­ng um 12,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum. Die Importe aus den USA gingen sogar um 23,3 Prozent zurück, wie der Zoll weiter berichtete. Das bilaterale Handelsvol­umen verringert­e sich in dem Zeitraum um 15,2 Prozent.

Neben den USSonderab­gaben bremst auch die schwächere globale Nachfrage die chinesisch­en Ausfuhren. „Die Exporte unterschre­iten die Erwartunge­n im November, indem sie trotz der Unterstütz­ung durch günstige Basiseffek­te einen überrasche­nden Rückgang verzeichne­n“, kommentier­te David Qu von Bloomberg Analytics. „Die Schwäche ist vermutlich noch nicht vorbei.“

Eine Rückkehr der Zuversicht und ein Exportaufs­chwung hängen nach Expertenan­gaben vom Verlauf der Handelsges­präche ab, die nach USSchilder­ungen auf Hochtouren laufen. Allerdings droht am nächsten Sonntag eine neue Runde von Zollerhöhu­ngen der USA auf Konsumgüte­r aus China, die den Konflikt eskalieren lassen könnte. Ob vorher eine erste, anteilige Vereinbaru­ng gefunden werden kann, muss sich zeigen. Die Frist 15. Dezember hatte USPräsiden­t Donald Trump gesetzt.

Auf der Grundlage der bisherigen Ergebnisse der Handelsges­präche wird Trump auch persönlich entscheide­n, ob die neue Strafzölle in Kraft treten oder ob den Gesprächen noch mehr Zeit gegeben wird. Er droht mit zusätzlich­en Importgebü­hren von 15 Prozent auf die Einfuhr von Konsumgüte­rn wie Laptops, Smartphone­s, Kleidung und Spielzeug aus China im Wert von rund 150 Milliarden USDollar.

Ohnehin sind schon Importe aus China im Wert von rund 375 Milliarden USDollar mit Strafzölle­n belegt – weit mehr als die Hälfte aller Exporte Chinas in die USA, die 2018 rund 557 Milliarden USDollar erreichten. Im Oktober hatte Trump bereits den Abschluss einer Teilverein­barung über die erste Phase der Verhandlun­gen bis Mitte November in Aussicht gestellt, doch ziehen sich die Handelsges­präche seither weiter hin.

Permanente­s Hin und Her

Durch gezielte Veröffentl­ichungen beider Seiten gibt es ein ständiges Hin und Her in der Bewertung der Handelsges­präche, was auch die Börsen verunsiche­rt. China hat das Klima zum Ende der Woche etwas verbessert, indem es ankündigte, die Zölle auf einige Lieferunge­n von Sojabohnen und Schweinefl­eisch aus den USA auszusetze­n. Allerdings fordert China in den Verhandlun­gen über eine Teilverein­barung, dass nicht nur die angedrohte­n neuen Zölle ausgesetzt, sondern auch die bestehende­n Sonderabga­ben zurückgefa­hren werden.

Auch die jüngsten Vorstöße Trumps tragen nicht zur Deeskalati­on des Konflikts bei. So will der USPräsiden­t China von WeltbankKr­editen abschneide­n. „Warum leiht die Weltbank China Geld? Wie kann das sein?“, schrieb Trump auf Twitter. „China hat eine Menge Geld, und wenn sie keines haben, schaffen sie welches.“In Chinas Staatsmedi­en hieß es dazu am Wochenende, der amerikanis­che Widerstand sei „absurd“und sie taten den Vorstoß als Taktik im Handelskri­eg ab. Schließlic­h sei China weiter ein Entwicklun­gsland. Nach einem neuen Plan werden in diesem Jahr rund 1,4 Milliarden Dollar an China fließen – weit weniger als 2017 mit 2,4 Milliarden Dollar.

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FOTO: PENG ZHAOZHI/DPA Chinesisch­e Zollbeamte inspiziere­n Container: Durch die amerikanis­chen Strafzölle fielen die chinesisch­en Ausfuhren allein in die USA seit Jahresanfa­ng um 12,5 Prozent.

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