Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Gelöste Stimmung beim Helferkreis Asyl
Geflüchtete und Asylsuchende treffen sich zur adventlichen Feier in der Arche
FRIEDRICHSHAFEN Prächtig ist die Stimmung bei der Adventsfeier am Samstag im Gemeindehaus Arche St. Columban gewesen. Der Helferkreis Asyl hatte Geflüchtete und asylsuchende Menschen eingeladen – darunter viele Familien, die bereits vor Jahren in der Erstaufnahme im Wohnheim in der Paulinenstraße untergekommen waren und jetzt in der Umgebung eine Wohnung gefunden haben.
Gespannt waren natürlich vor allem die Mädchen und Jungs auf den Auftritt des Nikolaus. Dekan Bernd Herbinger und Annemarie Fricker erklärten christliche Advents und Weihnachtsbräuche. Die Weihnachtsgeschichte aus dem LukasEvangelium wurde auf Deutsch vorgelesen. Die Zuhörer erfuhren aber auch auf Arabisch, dass von der Geburt Jesu auch im Koran berichtet wird.
Man kennt sich. Man schätzt sich. Vanillekipferl, MarmeladeSpitzbuben, Ausstecherle und andere leckere „Brötle“, die von Gemeindemitglied Maria Ott selbst gebacken wurden, aber auch frisches Zopfbrot und Christstollen lagen auf den hübsch dekorierten Tischen bereit. Gespräche kamen schnell in Gang. An allen Tischen herrschte ein reges Stimmengewirr. Meike Hechinger, Mia BochtlerKessler und Jan Wagner hatten wie immer auch eine Mal und Bastelrunde vorbereitet. Weihnachtssterne ausschneiden und später für zu Hause mitnehmen, das wurde von vielen Kindern gerne angenommen. Und nebenher wurde auch das eine oder andere Weihnachtslied geträllert. „In der Weihnachtsbäckerei“gefalle ihm am besten, plauderte zum Beispiel der neunjährige Said munter drauf los. „Das Lied kenne ich schon aus der Schule.“
„Wir fühlen uns hier im Gemeindehaus St. Columban richtig wohl“, sagte Hamid Fauzia. „Egal, ob Osterfeier, Sommerfest oder Adventsfeier – wir kommen jedes Mal. Man trifft immer nette Leute“, sagte die 38jährige Mutter von fünf Kindern im Alter von drei bis 16 Jahren. Sie stammt aus Afghanistan und erzählte davon, dass ihr Mann mittlerweile einen Job bei einer Reinigungsfirma gefunden und sogar die Führerscheinprüfung erfolgreich absolviert habe. Fürs nächste Jahr hat sie sich selbst auch einige Ziele gesetzt: „Noch besser Deutsch lernen und dann auch den Führerschein machen.“
Süße Geschenke vom Nikolaus
Für Mohamed Mussa ist erst vor wenigen Tagen ein großer Wunsch in Erfüllung gegangen. Nach langer Trennungszeit und viel Behördenkram hat die Familienzusammenführung endlich geklappt, und er durfte seine Frau und seine beiden Kinder wieder in die Arme schließen. Sie hatten zwei Jahre in einem Flüchtlingslager in der Türkei verbracht. Natürlich sind auch die Kinder sehr gespannt, was jetzt alles in der Schule auf sie zukommen wird und sie hoffen, dass sie in Deutschland bald neue Freunde finden werden.
Etwas stiller durfte es werden, als Kantorin Marita Hasenmüller am Klavier und die achtjährige Jule Straten an der Blockflöte besinnliche Weisen vortrugen. Dann nahmen alle Kinder auf dem Fußboden Platz und sangen bei „Lasst uns froh und munter sein“fleißig mit. Und dann kam er, der hohe Gast, der von allen sehnlichst erwartet wurde. Der Nikolaus brachte nicht nur seinen Knecht Ruprecht, sondern vor allem süße Geschenke mit. „Wer von euch kann mir ein Gedicht oder ein Lied vortragen?“, fragte die Heilige Mann in die Runde der Kinder, und schnell gingen ein paar Finger hoch. Angst vor den Nikolaus? Davon konnte in dieser heiteren Atmosphäre wirklich keine Rede sein. Na dann bis zum nächsten Mal.