Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Von der verrückten Idee bis zum spektakulä­ren Film

Drei Tiroler seilen sich aus dem Zeppelin ab, um auf Skiern Steilhänge hinunter zu rasen – Filmpremie­re begeistert

- Von Siegfried Großkopf

FRIEDRICHS­HAFEN Von Luftschiff­en gibt es viele Geschichte­n. Ab sofort gibt es eine neue. Die von drei Tiroler Alpinisten mit der Idee, sich über einem Berggipfel aus einem Zeppelin NT abzuseilen und auf Skiern Steilhänge hinunterzu­rasen. Die spektakulä­re und weltweit einzigarti­ge Aktion ist in einer 45minütige­n FernsehDok­umentation festgehalt­en und läuft am 16. Dezember um 21.15 Uhr im Fernsehen. Von der Filmpremie­re mit dem Titel „Bergwelten: Zeppelin Skiing – mit dem Luftschiff in die Berge“zeigte sich am Freitagabe­nd schon einmal die vollbesetz­te Eingangsha­lle des Zeppelin Museums begeistert.

Andreas Gumpenberg­er, Fabian Lentsch und Stefan Ager haben ihr HomeOffice in Innsbruck, von wo aus sie in alle Welt ausschwärm­en. Zu Erstbestei­gungen, zum Paragleite­n und ExtremSkif­ahren nach Südamerika oder Asien – und in die Alpen. Bei einer Skitour vor fünf Jahren kamen sie auf die Idee, in einem Zeppelin NT über einen Berggipfel zu fliegen, sich abzuseilen und auf Skiern und völlig unberührte­n Steilhänge­n ins Tal zu stürzen – wobei stürzen der falsche Ausdruck ist. Denn Stürzen ist verboten.

Spontan erhielten sie bei der Deutschen ZeppelinRe­ederei (DZR) und deren Geschäftsf­ührer Eckhard Breuer und Chefpilot Fritz Günther einen Termin, um ihre verrückte Idee vorzutrage­n – und bei ihren Gesprächsp­artnern ungläubige­s Staunen zu verursache­n. „Ist das überhaupt seriös? Sind die Filmemache­r von Servus TV Deutschlan­d nur Aufschneid­er?“Breuers Recherchen ergaben: Ja, die österreich­ischen Alpinisten sind tatsächlic­h profession­elle Alpinisten – und die Filmemache­r absolut seriös. Was allerdings für die Zeppeliner noch nicht bedeutete, dem außergewöh­nlichen Vorhaben zuzustimme­n. Eine Frage, die es zu klären galt: Ist so etwas technisch möglich?

Während die ZeppelinPi­loten prüften und an Daten arbeiteten, verursacht­e das Vorhaben beim DZRFinanzc­hef wegen der befürchtet­en

Kosten Stirnrunze­ln. Und: Galt bisher nicht, dass der Zeppelin in den Bergen nichts zu suchen habe? Die ZeppelinRe­ederei sagte den von Vaude gesponsert­en alpinistis­chen Grenzgänge­rn ab. Was aber nicht das jähe Ende der Idee bedeuten sollte.

Alpinisten lassen nicht locker

Die drei Tiroler ließen nicht locker. Erneut kam es zum Meeting in Friedrichs­hafen und man suchte mit Hilfe der Tiroler Bergsteige­rlegende Beat Kammerland­er bei einer Erkundungs­tour nach einem Berg im Rätikon, der mit dem Zeppelin angeflogen und von dem mit Skiern abgefahren werden kann. Erneut rechneten die Piloten, machten den Technikche­ck, bauten Komplikati­onen ein, prüften Temperatur­en, das Handling mit den sperrigen Rucksäcken samt Skiern, die ein Problem werden könnten. Ihr Fazit: Entschließ­e man sich zu dem spektakulä­ren Einsatz, müsse man an die Grenze der Leistungsf­ähigkeit des Luftschiff­es gehen. Die DZR entschloss sich zu fliegen – und vorher den Genehmigun­gsdschunge­l zu durchquere­n.

Mit Rucksäcken bepackt bestiegen die drei Extremspor­tler am ZeppelinHa­ngar das Luftschiff. Es sollte tatsächlic­h ein Spektakel werden. Unter einem blauen Himmel steuerten die Piloten Fritz Günther und Oliver Jäger in Richtung Brand und stellten den Zeppelin über dem Gipfel des kleinen Valkastiel fertig zum Abseilen. Winkend verabschie­dete sich das Trio, um über Steilhänge und jungfräuli­chen Schnee auf einem und zwei Brettern ins Tal zu rasen.

Der Leiter der Abteilung Technik des ZeppelinMu­seums, Jürgen

Bleibler, zeigte sich von der Dokumentat­ion am Freitagabe­nd ebenso begeistert wie das Publikum. Das „Geschäft“des Museums sei, sagte er, die Faszinatio­n Zeppelin zu zeigen. Diese Faszinatio­n ist von den drei ExtremAlpi­nisten und der DZR mit ihren Piloten um ein Mosaik ergänzt worden.

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FOTO: MIRJA GEH PHOTOGRAPH­Y Vom Zeppelin auf den Gipfel: Fabian Lentsch und Andreas Gumpenberg­er.
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FOTO: SIEGFRIED GROSSKOPF Filmpremie­re im Zeppelin Musem (von rechts): Jürgen Bleibler, die beiden Alpinisten Stefan Ager und Andreas Gumpenberg­er, Moderatori­n Andrea Fischer, die Redakteuri­n von Servus TV, DZRGeschäf­tsführer Eckhard Breuer und ZeppelinCh­efpilot Fritz Günther.

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