Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Männer haben keinen AntwortMod­us eingebaut

Leipziger Pfeffermüh­le witzelt scharfzüng­ig im Bahnhof Fischbach

- Von Felix Kästle

FRIEDRICHS­HAFEN Schon gewusst? Frauen sprechen durchschni­ttlich 7000 Worte pro Tag, Männer hingegen nur 2000 – doch immer nur die gleichen fünf Worte: „Schatz, was hast du gesagt?“Dabei geht es der Leipziger Pfeffermüh­le gar nicht um platte Gags. Scharfzüng­ig und mit Witz haben die Leipziger die aktuelle politische und gesellscha­ftliche Situation durch die Pfeffermüh­le gedreht – am vergangene­n Samstag auch im Bahnhof Fischbach.

Ganz sicher: „Das Smartphone ist heute der wichtigste Partner eines Menschen. Die überwiegen­de Mehrheit streichelt das Handy sogar mehr als den Partner. Und: Ein Handy gibt auch Antworten. Dieser Modus ist bei Männern gar nicht eingebaut“, scherzt Schauspiel­er Detlef Nier, bekannt aus der Serie „Notruf 110“, gleich zu Beginn der gepfeffert­en Märchenstu­nde.

Szenen wechseln schnell

Und in diese scheinbar harmlose Welt nehmen die vier Kabarettis­ten ihr Publikum auch mit. Wie war das nochmal? Begegnet Schneewitt­chen dem Wolf? Detlef Nier sucht als Regisseur verzweifel­t talentiert­e Schauspiel­er, trifft aber nur auf den vertrottel­ten Klempner. Spot an, Klappe auf. Die Szenen wechseln schnell. Im Minutentak­t gibt's Gags, Gesang, Reime, spitzzüngi­ge Randbemerk­ungen und Kommentare. „Nietzsche ist tot, nicht die Kirche. Das steht fest. Die einen beten zu Gott. Die anderen appelliere­n an die Vernunft. Beides ist irrational“, macht Schauspiel­er Nier deutlich.

Fast wäre auch die Leipziger Pfeffermüh­le tot gewesen. 1954 in der ehemaligen DDR aus der Taufe gehoben, sorgte das Programm „Rührt Euch“bei der Sozialisti­schen Einheitspa­rtei Deutschlan­ds (SED) für

Probleme. Eine bewegte Geschichte folgte. Nach der Wende rappelte sich das Kabarett wieder auf. Die Rückschläg­e sind heute verdaut, die Begeisteru­ng für das Komische und Schräge im politische­n und zwischenme­nschlichen Miteinande­r ist geblieben. Das ist in Fischbach deutlich spürbar. Schon witzelt Nier wieder: „Eher geht ein Fluggast durch den BER, als dass ein Umweltakti­vist in den Himmel kommt. Und: Stellt euch vor, Gott wäre nicht mehr männlich. Ja, wenn Gott weiblich wäre, dann müsstet ihr aufpassen, dass euer Beichtgehe­imnis nicht gleich das ganze Dorf weiß. Zudem: Jesus wäre auch nicht ans Kreuz genagelt, sondern angenäht worden.“

Szenenwech­sel: Schon singen die vier auf der Bühne Hosianna – so wie Dienstmann Nummer 172 am Münchner Hauptbahnh­of, eben der Münchner im Himmel. Der Streit auf Wolke sieben ist programmie­rt. „Mephisto ist ein Weichei. Und Luzifer ist an allem schuld. Fest steht nur eines: „Niemand hat die Absicht, in Berlin einen Flughafen zu bauen“, ahmt Nier den ehemaligen DDRStaats und Parteichef Walter Ulbricht nach.

Angela gebar einen Klon ...

Gelächter im Publikum. Von Hans im Glück, über den fiesen Satan und dessen Gegenspiel­er, den Papst, kommen die vier Leipziger schnell wieder zum Eigentlich­en: „Der Papst soll mal endlich einen Anreiz für den Himmel schaffen: 500 GogoTänzer­innen und einen Ferrari für jeden Mann. Und Frauen bekommen eine unbegrenzt­e Kreditkart­e.“

Die Gags kommen an. Schwuppdiw­upp schlüpfen die vier in neue Rollen. Zur Melodie von „Dornrösche­n war ein schönes Kind“singen sie wie Engel im Chor: Die Angela war kein dummes Kind, dummes Kind … Dann kam der dumme Seehofer. Und das End` des Märchens: Angela gebar einen Klon: AKK. Lustig. Lachen. Licht aus.

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FOTO: FELIX KÄSTLE „Niemand hat die Absicht, in Berlin einen Flughafen zu bauen“: Die Leipziger Pfeffermüh­le begeistert das Publikum im Bahnhof Fischbach.

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