Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Martin Hahn in der „GrünenHochburg im Osten“
Abgeordneter spannt in Langenargen Bogen von der Energiewende bis zum Verbraucherverhalten
LANGENARGEN (sig) In der neuen „GrünenHochburg im Osten“, wie Martin Hahn nach den jüngsten Wahlen Langenargen nennt, hat der Landtagsabgeordnete am Donnerstagabend im Musiksalon Hirscher zu intensiven Anstrengungen aufgerufen, die Klimaziele von Paris zu erreichen. Deutschland müsse Vorreiter werden und zeigen, dass sich Klimaschutz lohnt, appellierte er vor über 50 Zuhörern und Diskutanten und bedauerte, es am deutschen Ufer im Gegensatz zur Schweiz versäumt zu haben, die Bodenseewärme zu nutzen.
Hahn warb eindringlich, massiv die regenerative Energie zu fördern. Photovoltaik lohne sich in fast jedem Haus, betonte er. Verwirklichen will er sein „Steckenpferd“einer „Ökoregionenergie Bodensee eG“. „Wir brauchen eine Genossenschaft, die sich um neue Energieproduktionen kümmert, und wir müssen dafür sorgen, dass Energie bei uns erzeugt wird“, forderte er. Eine solche Genossenschaft vor dem Hintergrund einer in Zukunft fehlenden Energiesicherheit ins Leben zu rufen, sei er derzeit dabei. Die Chancen stünden gut, die Energiesicherheit selbst in die Hand zu nehmen.
„Profiteur des Klimawandels“
Martin Hahn spannte einen Bogen von der notwendigen Energiewende über die Industrie und Mobilität bis zum Verbraucherverhalten und betonte, im Industrieland BadenWürttemberg eine besondere Verantwortung für das Klima zu haben, von deren Folgen Deutschland noch nicht in Angst ausbrechen müsse. Momentan gehöre man noch zu den Profiteuren des Klimawandels. Allerdings müsse man als Tourismusregion die Mobilität von Morgen sowie hochwertige Lebensmittel und nachhaltige Produktion anbieten. „Nur wenn wir erfolgreich sind, können wir andere überzeugen“, betonte Hahn.
Rechnerisch würde Deutschland im Land pro Kopf doppelt so viel CO2 ausstoßen wie der weltweite Durchschnitt. Damit die Ziele erreicht werden, sollten bis 2050 rund 80 Prozent unserer Energie aus erneuerbaren Quellen gewonnen und der Energieverbrauch um 50 Prozent gesenkt werden. Die in Deutschland ausgestoßenen Emissionen seien in den vergangenen 15 Jahren kaum zurückgegangen. Was fehle, seien Anreize und eine CO2Abgabe. Am wichtigsten sei der Kohleausstieg. Und: Viel zu lange sei im Südwesten die Windenergie ausgebremst worden.
Der Bodenseekreis benötige eine Vernetzung der Mobilitätsangebote, und weiterhin kämpfen solle man für Verbesserungen im Schienenverkehr wie der Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn zwischen Friedrichshafen und Radolfzell. „20 Prozent unserer Verkehre sind einsparbar“, sieht Hahn jeden Einzelnen mit seinem Verhalten in der Pflicht. Neben dem Ausbau und der Modernisierung des Zugverkehrs warb Hahn für die Umstellung des Individualverkehrs und den ökologischeren öffentlichen Personennahverkehrs. „Man kann vieles machen, man muss nur anders planen“, erinnerte er.
Eine Umkehr erwartet Hahn auch im Verbraucherverhalten wie den Essgewohnheiten. „Wir sollten nicht nur für Regionalität werben, sondern sie auch leben“, forderte er auch hier eigenständige Initiativen.