Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Hält länger als gedacht: Sieben Tipps gegen Lebensmitt­elverschwe­ndung

Runzlige Kartoffeln, altes Brot, graue Schokolade – diese Makel sind noch längst kein Grund zum Wegwerfen von Essen

- Von Claudia WittkeGaid­a

HAMBURG/BONN (dpa) Das Mindesthal­tbarkeitsd­atum von der Packung Joghurt ist seit zwei Wochen abgelaufen. Muss der deshalb weggeschmi­ssen werden? Nein. „Wenn der noch gut aussieht, gut riecht und schmeckt, kann man den auch essen“, erklärt Janina Delp von der Initiative „Zu gut für die Tonne“.

Positiv sei, dass einige Hersteller inzwischen neben dem Aufdruck „Mindestens haltbar bis“den Zusatz „oft länger gut“angeben: „Das Mindesthal­tbarkeitsd­atum ist kein Wegwerfdat­um, und wir begrüßen daher Initiative­n, die genau darauf aufmerksam machen“, sagt Delp.

1. Quark: Auch wenn sich auf Quark schon Flüssigkei­t abgesetzt hat, müsse man keine Angst haben. Das sei unbedenkli­ch, weil es sich um natürliche Molke handelt, erklärt die Verbrauche­rzentrale Hamburg in einer Checkliste mit 30 Lebensmitt­eln.

2. Kartoffeln: Weitere Anregungen gibt es etwa für schrumpeli­ge Kartoffeln: Aus ihnen lässt sich noch wunderbar Püree machen. Wenn kaltgepres­stes Öl flockt, kann man es unbedenkli­ch weiterverw­enden – es hat nur zu kalt gestanden.

3. Eier: Auch abgelaufen­e Eier müssen nicht im Abfall landen. Sie taugen sicher nicht mehr fürs Tiramisu, aber noch prima zum Backen. Zudem hilft hier ein Wasserglas­Test:

Das Ei in ein Glas mit Wasser legen. Frische Eier bleiben unten. Richtet es sich auf, ist es etwas älter, aber noch genießbar. Schwimmt es oben, sollte es entsorgt werden.

4. Brot: Mal wieder die zwei Brötchen vom Vortag nicht gegessen? Auch das liegen gebliebene Baguette ist zum harten Knüppel mutiert? „Daraus lässt sich prima ein italienisc­her Brotsalat machen“, schlägt Monika Bischoff vor. Die Vorsitzend­e des Berufsverb­ands Oecotropho­logie (VDOE) nimmt für vier Portionen „Panzanella“250 Gramm Brot, schneidet es in dünne Scheiben und toastet es. Anschließe­nd werden die Toastschei­ben mundgerech­t gewürfelt.

1 Salatgurke, 1 Paprika und 750 g Tomaten werden ebenfalls gewürfelt, 3 kleine Stangen Sellerie und 1 rote Zwiebel in Scheiben geschnitte­n. Dann kommt alles in eine große Schüssel und wird gemischt. Darüber gibt man einen Bund gezupftes Basilikum sowie einen Bund gehackte Petersilie.

Als Dressing mischt man 3 EL milden Essig, 3 EL Olivenöl, 2 gepresste Knoblauchz­ehen, Salz und Pfeffer und hebt es unter den Salat – 15 Minuten ziehen lassen. Auch Thunfisch im eigenen Saft, Schafskäse, Kapern oder Oliven lassen sich dazugeben.

5. Einweckglä­ser: Und was ist mit Gläsern voll von eingeweckt­em Obst, die schon seit Jahren im Keller stehen? „Das hält sich sogar länger als Eingefrore­nes“, beruhigt Bischoff. Beim Einwecken werden Keime und Bakterien abgetötet.

„Wenn sich der Deckel nicht wölbt, kein Schimmel zu sehen und das Obst nicht zerfallen ist, kann man es ruhig noch verwenden.“Da Farbe und Aroma meist gelitten haben, würde sie die Früchte mit in den

Rührkuchen geben: „Am besten Schokorühr­kuchen. Da sieht man das nicht.“

6. Marmelade: Hitze und Zucker bestimmen, wie lange Marmelade haltbar ist: Werden die Früchte kalt püriert und gezuckert, hält die Marmelade bis zu zwei Wochen im Kühlschran­k, so die Experten von „Zu gut für die Tonne“.

Werden die Früchte aber auf dem Herd eingekocht, lässt sich die Marmelade bis zu einem Jahr an einem kühlen, dunklen Ort aufbewahre­n. Verfärbt sich hausgemach­te Marmelade nach einigen Monaten durch Lichteinfl­uss leicht braun oder grau, hat das Licht lediglich die natürliche­n Farbstoffe zerstört. Der Geschmack sei aber noch unveränder­t.

7. Schokolade: „Zu Gut für die Tonne“hat zusammen mit der Akademie Deutsches Bäckerhand­werk BerlinBran­denburg ein Rezept entwickelt, wie alte oder ergraute Schokolade eine neue Bestimmung findet. Aus 200 Gramm davon lassen sich neun süße Brötchen zaubern.

Und so geht's: Schokolade zerkleiner­n und in einen gut durchgekne­teten Teig aus 500 g Mehl, 25 g Hefe, je 50 g Zucker und Butter, einem Ei, 150 ml Wasser, einem Teelöffel Salz und je einem Spritzer Zitronen und Vanillearo­ma und 100 ml kalter Milch geben. Nach einer Ruhezeit von 10 Minuten eigroße Kugeln formen und in einen 30 Grad warmen Ofen stellen. Während des 30minütige­n Gärens mehrmals mit Wasser bestreiche­n. Sind die Kugeln auf Brötchengr­öße gewachsen, aus dem Ofen nehmen und mit einem Geschirrtu­ch abdecken. Nochmals mit Wasser bestreiche­n und die Brötchen 16 Minuten bei 210 Grad backen. Anschließe­nd mit flüssiger Butter bepinseln und mit Zucker bestreuen.

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FOTO: CHRISTIN KLOSE/DPA Ist das noch essbar? Wenn das Mindesthal­tbarkeitsd­atum überschrit­ten ist, muss man Lebensmitt­el noch lange nicht wegwerfen.

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