Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Rebensburg macht's wie Dreßen
Eine Woche nach Thomas Dreßen rast auch Viktoria Rebensburg in Lake Louise zum Sieg
BEAVER CREEK (SID) Es war eisig kalt in den kanadischen Rocky Mountains, doch Viktoria Rebensburg kam auf dem „heißen Stuhl“im Zielraum gehörig ins Schwitzen. Mit Startnummer 7 hatte die beste deutsche Skirennläuferin beim WeltcupSuperG in Lake Louise eine starke Fahrt vorgelegt und anschließend auf dem roten Sitz der Führenden Platz genommen – genau dort, wo eine Woche zuvor Thomas Dreßen saß. Wie Dreßen blickte Rebensburg gespannt den Berg hinauf zu all den Olympiasiegerinnen und Weltmeisterinnen – doch am Ende durfte auch sie jubeln.
„Ehrlich gesagt hat sich die Fahrt gar nicht so schnell angefühlt“, sagte Rebensburg etwas verblüfft von sich selbst im ORF: „Es war eine ruhige Fahrt, das ist im SuperG ja oft nicht so ein gutes Zeichen, wenn es zu rund läuft. Aber es war sehr fein gefahren.“Ihr unnachahmliches Skigefühl trug sie zu ihrem 18. WeltcupSieg, dem vierten in einem SuperG. „Hier zu gewinnen ist absolut etwas Besonderes“, sagte sie.
Das war es in der Vorwoche bei seinem ComebackRennen auch für Dreßen, der bei der Rückkehr auf seine Unglückspiste nach Beaver Creek/USA die ersten Dämpfer verpasst bekam. „Scheiße“fand er Platz 27 im SuperG, „scheiße“fand er seine verpatzte „Netzkurve“in der Abfahrt, die Dominik Schwaiger beim Sieg von Beat Feuz (Schweiz) als überraschend starker Siebter beendete. Dreßen blieb Rang 19, lange Trübsal blasen wollte er aber nicht: „Mein Gott, dass ich noch Fehler mache hier und da, ist jetzt keine Überraschung für mich. Das passt schon.“
Ganz anders sah es bei Stefan Luitz aus. Ein Jahr nach seinem ersten WeltcupSieg just in Beaver Creek schied der Allgäuer in seiner Paradedisziplin Riesenslalom nach nicht einmal 30 Fahrsekunden aus. Nach seinem Malheur saß er am Streckenrand schwer atmend im Schnee und griff sich verärgert an den Helm.
Rebensburg dagegen hatte schon vor dem Start ein gutes Gefühl gehabt. „Das ist ein perfekter Tag für Skirennen, schöner geht's nicht“, sagte sie. Entsprechend beflügelt ging die Olympiasiegerin aus Kreuth am Tegernsee bei Kaiserwetter mit Sonnenschein und Temperaturen von acht Grad unter Null auf die Piste und legte in genau 1:20,00 Minuten die Bestzeit vor. Nur die Italienerin Nicol Delago kam ihr mit Startnummer 31 noch einmal gefährlich nahe, blieb aber letztlich 0,35 Sekunden oder umgerechnet 8,10 Meter zurück.
Als Vierte und Neunte hatte Rebensburg bereits in den beiden Abfahrten von Lake Louise überzeugt,
Kira Weidle war nach einem „wilden Ritt“in der zweiten Schussfahrt nach
Rang acht am Vortag gute Sechste geworden. Im technisch anspruchsvollen SuperG spielte Riesenslalom
Spezialistin Rebensburg ihr Können aus und fuhr eine ganz eigene Linie, vor allem an der Schlüsselstelle „Fallaway“. Ihr Lohn: Ein CowgirlHut und umgerechnet rund 41.000 Euro Preisgeld.
„Es war eine ruhige Fahrt, das ist im SuperG ja oft nicht so ein gutes Zeichen, wenn es zu rund läuft. Aber es war sehr fein gefahren.“
Viktoria Rebensburg
Weltcup in Lake Louise, Frauen, SuperG: 1. Rebensburg (Kreuth) 1:20,00 Minuten, 2. Delago (Italien) 0,35 Sekunden zurück, 3. Suter (Schweiz) +0,42, 4. Venier (Österreich) +0,53, ... 24. Weidle (Starnberg) +2,01, 25. Wenig (Lenggries) +2,18, ... 27. HirtlStanggassinger (Königssee) +2,44. – icht im Ziel: Veronique Hronek (Unterwössen), Patrizia Dorsch (Schellenberg).