Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Flötenwerk spielt Weihnachtslieder an der Krippe
Das Instrument funktioniert ähnlich wie eine Drehorgel – Für einen Euro spielt es ein Stück
Von Barbara Baur
GMEERSBURG - Die Krippe in der Meersburger Pfarrkirche Mariä Heimsuchung ist in der Weihnachtszeit ein Anziehungspunkt für Einheimische und Gäste. Nun ist sie um eine Attraktion reicher: Seit diesem Jahr steht dort ein Flötenwerk. Es sieht aus wie eine Orgel in Miniaturformat und spielt Weihnachtslieder. Um das Instrument in Gang zu setzen, muss der Besucher einen Euro einwerfen.
„Alle Jahre wieder“, „Es ist ein Ros’ entsprungen“, oder „Vom Himmel hoch“: Das Repertoire des Flötenwerks umfasst 20 Stücke, allesamt bekannte Weihnachtslieder. Sie können über eine Tastatur am Münzeinwurf angewählt werden. Wer kein spezielles Stück auswählt, für den spielt das Flötenwerk einfach die nächste Nummer. Ihm liegt das Prinzip einer Drehorgel zugrunde. Der einzige Unterschied ist, dass niemand kurbeln muss, sondern dass die Flöten elektronisch angesteuert werden.
Die Möglichkeit, an der Krippe eine Münze einzuwerfen, gab es bereits in der Vergangenheit. Es ging ein Licht an, ein Brunnen setzte sich in Gang und es gab ebenfalls Weihnachtsstücke zu hören. „Die Technik war aber ziemlich veraltet“, berichtet Pfarrer Matthias Schneider. Unter anderem sei ein Kassenrekorder im Einsatz gewesen, der aber regelmäßig hängen blieb.
„Bei einer Krippenfahrt vergangenes Jahr haben wir solch ein Flötenwerk gesehen“, sagt Schneider. Dies habe den Teilnehmern so gut gefallen, dass die Pfarrei eine Anfrage bei der Firma Orgelbau Raffin in Überlingen gestellt habe. Und die hatte exakt dieses Modell auf Lager. „Es passt gut zur Krippe“, sagt Pfarrer Schneider. Schließlich sei das Flötenwerk genauso Handwerkskunst wie die geschnitzten Krippenfiguren.
Dass die Krippe in der Meersburger Pfarrkirche jedes Jahr viele Gäste anlockt, liegt an den Figuren. Sie stellen echte Meersburger Persönlichkeiten dar, die Weihnachtsgeschichte
spielt sich dort vor der Kulisse der historischen Meersburger Altstadt mit Burg und Schloss ab. Die Figuren gehören nicht der Pfarrei, sondern Meersburger Familien. Vor Weihnachten bringen sie ihre Figuren in die Kirche, wo die Krippe von den Mesnern aufgebaut wird. „Zwischen dem Weihnachtsgottesdienst und der Vesper vollzieht sich immer das Meersburger Wunder“, berichtet Pfarrer Schneider mit einem Funkeln in den Augen. „Die Figuren werden lebendig.“Denn zur Vesper stehen die Figuren an einem anderen Platz. Wer dahinter steckt, weiß der Pfarrer nicht. „Wir haben noch nie jemanden gesehen, obwohl wir die Kirche gut im Blick haben“, sagt er.
Die Krippe ist von Weihnachten bis Ende Januar zu sehen. Kurz vor Maria Lichtmess wird sie wieder abgebaut. Das neue Flötenwerk wird aber weiterhin zu sehen und zu hören sein. Es bleibt in der Kirche stehen und spielt dann 20 andere Kirchenlieder und Choräle, etwa „Ave Maria“oder „Großer Gott wir loben dich“. Den Segen erhält das Flötenwerk in der Vesper am ersten Weihnachtsfeiertag.
Am Freitag, 27. Dezember, um 17 Uhr findet in der katholischen Pfarrkirche das jährliche
des Kulturvereins Meersburg mit den HersbergMusikanten und Gerhard Breinlinger an der Orgel statt. Maximilian Seyfried und Anne Wacher lesen Weihnachtsgeschichten. Der Eintritt ist frei.