Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Der Tatortreiniger“kommt bestens an
Junge Ulmer Bühne steht mit Bühnenversion der Kultserie im Casino auf der Bühne
Von Hermann Marte
GFRIEDRICHSHAFEN - Die Junge Ulmer Bühne (JUB) hat am Samstagabend im Casino im Kulturzentrum Caserne den „Tatortreiniger“aufgeführt, eine Bühnenversion der NDRKultserie, die beim Publikum bestens ankam.
Als „Der Tatortreiniger“im Norddeutschen Rundfunk 2011 erstmals auf Sendung ging, lief er sehr spät und ohne Vorwerbung. Kein Wunder, dass die Quoten niedrig blieben. Doch trotz dieser stiefmütterlichen Behandlung wurde die Serie schnell ein Geheimtipp und dann ein SerienHit.
Der besondere Humor und das stetige Zusammentreffen mit seltsamen Personen im Umfeld der Tatorte kamen bei Publikum und Kritik gleichermaßen gut an. Auch bei der Jungen Ulmer Bühne, die beschloss die Serie als Live-Hörspiel für die Bühne umzuarbeiten. Vorher aber war ein langer Kampf zu bestehen. Es kostete anderthalb Jahre Überzeugungsarbeit, bis die Rechte-Inhaber sich bereit erklärten, die Ulmer an ihre Serie heranzulassen. Mit dem Ergebnis dieser Arbeit ist die JUB nun schon fünf Jahre lang erfolgreich auf Tour.
Drei Schauspieler sind es, die für den Tatortreiniger auf der Bühne stehen. Der Reiniger selbst, Heiko Schotte, genannt Schotty, wird von Markus Hummel verkörpert. Zur Seite stehen im Sina Baajour und Sven Wisser in wechselnden Rollen. In der ersten Episode des Abends „Die Challenge“steht Wisser erst einmal am hinteren Mikrofon und übernimmt die Geräusche und als Erzähler die Erläuterungen für das Publikum. Manche Geräusche machen die Darsteller aber auch selbst. Wenn Schotty sich eine Zigarette anzündet, lässt er eine klickende Wäscheklammer die Rolle des Feuerzeuges übernehmen. Setzt sich jemand in einen Ledersessel quietscht Wisser mit einem gequetschten Gummihandschuh. Schotty marschiert inzwischen auf einem Brett für die Trittgeräusche durch die von ihm gesäuberte Wohnung, wo Sina Baajour als plötzlich auftauchende Ex-Freundin des Ermordeten erscheint und von Schotty verlangt, die Wohnung für ein Fernsehinterview wieder mit Blut zu beschmieren.
Die Schauspieler leisten auf der Bühne ganze Arbeit. Die skurrilen Personen der Stücke werden absolut echt dargestellt. Was man sieht sind ganz und gar die Rollen und nicht die Persönlichkeiten der Schauspieler, die sie darstellen. Die etwas unterbelichtete Ex-Freundin, die krampfhaft versucht, ihr bisschen Ruhm aus einer Reality-Show zu erhalten, überzeugt ebenso wie Schottys lakonische und etwas dumpfe Persönlichkeit und Wissers Fernsehmoderator mit seiner gelangweilten übertriebenen Lässigkeit. Alle drei bringen ihre verschiedenen Rollen so überzeugend auf die Bühne, dass sie dabei mindestens das Niveau der Fernsehserie erreichen. In einigen Bereichen mögen sie sie vielleicht sogar übertreffen.
Ihre Darstellungen sind dabei allerdings keine Abziehbilder der Originale aus dem Fernsehen. Die Anlagen sind zwar die gleichen, die Ausführungen unterscheiden sich aber merklich. So ist Schotty auf der Bühne verspielter, ihm fehlt das leicht Prollige, das man vom Bildschirm kennt. Wer das Original ganz genau im Kopf hat, mag sich an solchen kleinen Unterschieden stören, aber die Bühnenfassung versucht gar nicht, eine genaue Kopie der Fernsehserie zu sein, sondern geht absichtlich ihren eigenen Weg.
Bei dem Publikum des voll besetzten Casinos kam die JUB-Version des Tatortreinigers sehr gut an. Es gab den ganzen Abend hindurch viel Gelächter und zum Abschluss begeisterten Applaus für die Ulmer Truppe. Falls der Tatortreiniger mit neuen Folgen in die Caserne zurückkehrt, ist ihm ein volles Haus erneut sicher.