Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Die Grammys krönen den Eilish-Triumphzug
Die 18-jährige Sängerin siegt in vier Topkategorien beim wichtigsten Musikpreis der Welt
Von Werner Herpell
BERLIN (dpa) - Jetzt also auch noch bei den Grammys: Billie Eilish ist nicht zu stoppen. Nach phänomenalen Albumverkaufszahlen, Fan-Euphorie auf allen Social-Media-Kanälen und vorderen Rängen in vielen Jahresbestenlisten geht die Erfolgsgeschichte der 18-jährigen US-Sängerin weiter. Beim wichtigsten Musikpreis der Welt siegte Eilish in vier Topkategorien – ein Grammy-Triumph der Individualität und Kreativität, denn dieser neue Weltstar hat Substanz.
Und passt in kein Raster. Sexy oder schnieke wie Ariana Grande, Taylor Swift oder Dua Lipa will Billie Eilish Pirate Baird O'Connell (so ihr voller Name) nämlich bewusst nicht sein. Schrillbunte Haare, ausgebeulte Klamotten, gelangweilter Blick – so präsentiert sie sich auf Fotos, seit sie voriges Jahr mit gerade mal 17 die große Bühne betrat. Zu ihrem Tourette-Syndrom bekannte sie sich auch.
Kurz darauf schrieb das Musikfachblatt „Rolling Stone“einigermaßen verdattert: Für Teenager ihrer
Generation sei Eilish mehr als eine Musikerin, die ihre Lieder selbst schreibt – sondern auch „Schwarm, Vorbild, Freundin, Schwester“. Das Ende März 2019 erschienene Debütalbum „When We All Fall Asleep, Where Do We Go?“mit schrägem
Gruselcover erreichte Platz 1 vieler Charts, auch heute noch steht es in den US-Hitlisten weit oben. Die tolle Single „Bad Guy“machte aus Eilish endgültig das große MainstreamDing des vergangenen Jahres.
Dass sie auch gefühlvolle Balladen wie „Listen Before I Go“und „I Love You“singen kann, qualifiziert die junge Frau für die musikalische Untermalung des vielleicht wichtigsten Kino-Ereignisses 2020: Eilish interpretiert den neuen Bond-Song für den Jubiläumsfilm Nummer 25 („No Time to Die“). Eilish widersetzt sich nicht nur äußerlich typischen Erfolgsformeln für Popstars. Faszinierend für viele Fans und Kritiker ist wohl auch, dass Eilish noch bei den fürsorglichen Eltern wohnt und ihre vielschichtige Musik im Heimstudio zusammen mit Bruder Finneas bastelt – der dafür am Sonntag ebenfalls Grammys erhielt.