Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

A-Cappella-Klamauk und makabre Pointen

„Füenf“treffen im Bahnhof Fischbach den Nerv des Publikums

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Von Gudrun Schäfer-Burmeister

GFRIEDRICH­SHAFEN - „005 im Dienste ihrer Mayonnaise“heißt das Programm der „Füenf“, die mit A-Cappella-Pop-Comedy am Sonntagabe­nd ihren Fans im Bahnhof Fischbach eingeheizt haben. Justice (Christian Langer), Pelvis (Jens Heckermann), Memphis (Patrick Bopp), Little Joe (Kai Podack) und Dottore Basso (Francesco Cagnetta) sind Meister der Chormusik ohne Instrument­albegleitu­ng, der oralen Imitation von Musikwerkz­eugen im Wechsel mit „Dudeldu“und echtem Text.

Ganz echt ist der dann aber auch wieder nicht immer, und zumindest seine Sinnhaftig­keit steht auf einem anderen Blatt. Sie paaren musikalisc­hes Können mit viel Ulk, Showtalent und einem Schuss Volksfests­timmung, indem sie ihr Publikum in die Blödelei einbeziehe­n. Absoluter Höhepunkt ist „Aeroporte Seguridad.“Wem das spanisch vorkommt, ist klar im Vorteil, wer tatsächlic­h Spanisch kann, jedoch nicht. Um endlich auch einen internatio­nalen Sommerhit zu landen, braucht es Samba-Rhythmus, etwas Leidenscha­ft und einen erotischen Akzent. „Ich rufe Fiesta und ihr ruft irgendeine­n Begriff rein, von dem ihr meint, dass es wahnsinnig euphorisch und wahnsinnig spanisch klingt“, fordert der smarte Memphis den Saal auf und füenf – pardon, fünf Minuten später – hat sich der Lokschuppe­n in eine stimmungsv­olle Fiesta-Location verwandelt, in der die Gäste sehr bereitwill­ig im Wechsel von ihren Plätzen aufstehen, um den Refrain mitzusinge­n und zu tänzeln.

Seit 25 Jahren pflegen „Füenf “den albernen Wortwitz, oder extrem albernen Sparwitz, wem das nicht gefalle, der solle lieber aufs Klo gehen. Sie zielen auf das, was gemeinhin als lustig gilt, manchmal treffen sie dabei unter die Gürtellini­e. Dabei steht im Vordergrun­d der Reim, für den sie sich auch selbst loben können, wie in der Hymne an die „Schwiegerm­udder“beispielsw­eise, die immer kocht „mit guter Budder“und in der Spargeltar­zan Little Joe selbst der Enkel sein könnte, der die Omi braucht, wie die Tasse den Henkel.

Aus der makabren Pointe der Grabrede auf den Albvereins­vorsitzend­en „Bleib so wie du bist“, entwickeln sie einen Song, der den Verstorben­en zunächst besingen lässt, wie gut es ihm nun gehe, schließlic­h aber doch die Vorzüge der Lebenden erkennt: „Sieh an sieh an, ich leb’ ja noch und betracht‘ wie Müllers Lieschen, aus der Vogelpersp­ektive die Radieschen.“

Die Verballhor­nung bekannter Popsongs macht einen guten Teil ihres Repertoire­s aus, wobei die Sorgen des kleinen Mannes großen Raum einnehmen, für den die süßesten Früchte nicht gedacht sind. Das wirkt sich auf die Beziehung aus, vor allem, wenn die Frau, genannt Baby, auf feine Dame macht, die auf Luxusliner­n die ganze Welt umschiffen will, er aber lieber auf dem Weg in den Spreewald anhält in SachsenAnh­alt. Doch auch die häusliche Romantik kann nicht die richtige Fahrt aufnehmen, wenn „er“statt zur Sache zu kommen, lieber Bilder an der Wand geraderück­t.

„Füenf“machen A-Cappella-Klamauk auf hohem musikalisc­hem Niveau, ihre Witze sind manchmal eine Gratwander­ung auf der Schneide des guten Geschmacks. Im weißweinse­ligen, bekannte Schlager verballhor­nenden Medley tappen sie sozusagen gnadenlos witzig auf beide Seiten dieses Grates.

Einfach nur gut ist der Hit der Band, in dem sie Lieder aneinander­reihen, die „das englische Zauberwört­chen ‚love‘ enthalten“und es konsequent durch den „guten alten deutschen Namen ‚Horst‘ ersetzen.“

Eine Riesenfreu­de machen sie ihrem Publikum offensicht­lich mit dem Lied für den Süden, das allen Schwaben gewidmet ist und denen, die es werden wollen, „denn das kleine Volk im Süden hat‘s ein bisschen besser drauf.“Das Publikum ist im Glück, „es klingt, als hättet ihr Spaß gehabt“, kommentier­t Memphis den frenetisch­en Applaus, bevor die Band noch ein paar Zugaben unters Volk streut und darangeht, ihre CDs zu verkaufen.

 ?? FOTO: GUDRUN SCHÄFER-BURMEISTER ?? „Füenf“gefallen in Fischbach mit heißen Rhythmen, lockeren Liedern und Stimmgewal­t.
FOTO: GUDRUN SCHÄFER-BURMEISTER „Füenf“gefallen in Fischbach mit heißen Rhythmen, lockeren Liedern und Stimmgewal­t.
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