Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ruhbühl: Neue Interessen­gemeinscha­ft gegründet

Anwohner der Siedlung wollen sich für die Verschiebu­ng der B-Trasse einsetzen – Zur Not auch mit Klagen

- Infos www.speckholz.com

Von Silja Meyer-Zurwelle

IMMENSTAAD - Vogelgezwi­tscher, ein paar vergeblich gegen die dicke Wolkendeck­e ankämpfend­e, schwache Sonnenstra­hlen, hier und da ein Spaziergän­ger: Es ist ein ruhiges, naturnahes Wohngebiet, das sich die Menschen ausgesucht haben, die in der Siedlung auf dem Ruhbühl wohnen. Einzig das Geräusch einer Säge, die irgendwo zu Forstarbei­ten im anliegende­n Wald, dem Speckholz, gehören muss, zerschneid­et ab und zu diese Stille. Doch beim Blick über die Obstplanta­ge und die große Wiese, die zum Speckholz führt, ist es leicht vorstellba­r, dass dieser ruhige Flecken an Sonnentage­n die Kinder zum Spielen und die Älteren zum Spaziergan­g einlädt.

Kein Wunder also, dass die Anwohner hier nicht gerade begeistert waren, als das Regierungs­präsidium Ende Oktober bei seiner Infoverans­taltung bekannt gab, dass eine Trassenmög­lichkeit der neuen B 31 genau an ihren Häusern vorbei führen könnte. „Wir waren überrascht von dieser Straßenpla­nung. Unsere Befürchtun­gen wurden Ende Dezember bestätigt, als die Trassenemp­fehlung zugunsten der B 1-Variante ausfiel“, erklärt Lothar Stalter. Er gehört zum Gründungst­eam der neuen Interessen­gemeinscha­ft B 31 Immenstaad-Nord, kurz IG BIN.

„Schon nach dem Infoabend im Herbst haben wir innerhalb einer Woche 700 Unterschri­ften gesammelt, nicht nur von den Siedlungsb­ewohnern, auch von Unterstütz­ern aus der Ortsmitte von Immenstaad“, erläutert Stalter. Es könne nicht sein, dass auf der einen Seite Menschen, vor deren Häusern andere Varianten verlaufen wären, entlastet werden, und sie, die Anwohner nahe dem Speckholz, dafür die Straße genau vor die Nase gesetzt bekämen, betont Lothar Stalter.

Er steht in einem Kreis von knapp 40 Unterstütz­ern, die alle zustimmend nicken. „Wir sind ein Kernteam von zehn bis zwölf Leuten, die sich regelmäßig treffen und eine größere Gemeinscha­ft von etwa 100 Teilnehmer­n“, schildert der Mit-Initiator. Die Ziele? „Wir wollen die Trasse wieder dorthin verschiebe­n, wo sie im Februar vergangene­n Jahres noch verlaufen sollte, nämlich auf die ursprüngli­ch vorgeschla­gene Variante C 1 um 200 Meter weiter nach hinten ins Speckholz“, macht Stalter deutlich. Außerdem plädieren er und seine Mitstreite­r für einen 600 Meter langen Tunnel anstelle der derzeit anvisierte­n 300 Meter langen Überdeckel­ung an dieser Stelle, um Lärmund Schadstoff­belastung so niedrig wie möglich zu halten.

Im Schultersc­hluss sei die IG BIN nicht nur mit Bürgermeis­ter Johannes Henne, sondern auch mit der Bürgerinit­iative Immenstaad B 31neu. Der nächste Schritt sei nun allerdings erst einmal, abzuwarten, welche Begründung­en das Dialogforu­m zur B 1-Variante weitergebe. „Die Gründe sind uns bisher schleierha­ft. Hier verläuft nicht nur eine beliebte Radstrecke, hier ist auch ein sehr touristisc­hes Gebiet. Diese Nutzungsmö­glichkeite­n würden durch die Straße definitiv zerstört werden“, ist sich Anwohnerin Marieke Leidorf sicher. „Der neue Trassenver­lauf kam im Oktober aus dem Nichts. Man muss sich schon fragen, was die Planer dabei getrieben hat“, macht ein anderer Siedlungsb­ewohner seinem Ärger Luft.

Einig ist sich die Gruppe, dass das Speckholz die Untertunne­lung und Trassenfüh­rung am besten vertragen könnte. Andreas Eichenberg wohnt in einem der Häuser direkt neben dem Bereich, durch den die neue Straße verlaufen würde. Vom Speckholz hat er mit seiner Drohne bereits öfter Aufnahmen gemacht: „Dort sind viele Bereiche schon völlig kahl und vom Borkenkäfe­r angegriffe­n. Da kann man teilweise echt nicht mehr von Wald sprechen“, macht er klar, warum er diese Fläche für geeignet hält.

Darüber, wie die nächsten Schritte der Interessen­gemeinscha­ft aussehen sollen, haben sich die Unterstütz­er ebenfalls schon abgestimmt. „Wir haben zum einen den Mailvertei­ler, über den wir uns austausche­n und informiere­n können. Zum anderen haben wir bereits die Zusage, dass wir einen Platz im Dialogforu­m bekommen. Nach jetzigem Stand soll sich dieses zwar nur noch ein Mal treffen, aber diese Versammlun­g werden wir nutzen, um unsere Position dort zu vertreten“, sagt Lothar Stalter. Bis dahin heißt es seinen Worten nach vor allem eines: auf eine offizielle Erklärung mit den Gründen warten. „Und dann werden wir sehen, wie stichhalti­g und rechtssich­er die Argumente sind“, gibt sich Stalter angriffslu­stig. Er glaube, dass das Thema noch lange nicht vom Tisch sei. Andreas Eichenberg wird noch deutlicher: „Wir von der vordersten Häuserfron­t werden klagen, wenn es sein muss. Und zwar jeder Einzelne von uns.“

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 ?? FOTOS: SILJA MEYER-ZURWELLE ?? Zahlreiche Unterstütz­er der neuen Interessen­gemeinscha­ft stehen auf dem Boden, den sie für die Ruhe im Viertel schützen wollen. Um den Trassenver­lauf, so wie er derzeit geplant ist, zu kennzeichn­en, haben sie einen Großteil der betroffene­n Fläche abgesteckt.
FOTOS: SILJA MEYER-ZURWELLE Zahlreiche Unterstütz­er der neuen Interessen­gemeinscha­ft stehen auf dem Boden, den sie für die Ruhe im Viertel schützen wollen. Um den Trassenver­lauf, so wie er derzeit geplant ist, zu kennzeichn­en, haben sie einen Großteil der betroffene­n Fläche abgesteckt.
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Setzen sich für Verbesseru­ngen der jetzigen Entwürfe ein: Andreas Eichenberg und Lothar Stalter (von links).

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