Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Vanessa Mai ist nach einer Auszeit zurück

Vanessa Mai liefert auf dem neuen Album Schlager-Pop zum Wohlfühlen – tanzbar und ein bisschen kitschig

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Von Martin Overshol

GSTUTTGART (dpa) - Vanessa Mai hat ein bisschen Anlauf genommen. Fast ein Jahr nahm sie sich Zeit für neue Songs und alte Freundscha­ften. Die kreative Pause könnte auch nötig gewesen sein nach einem Jahr, das nicht ganz so gelaufen ist, wie Mai es sich vielleicht gewünscht haben mag. Die schmerzhaf­ten Folgen einer schweren Rückenverl­etzung bei einer Probe warfen die junge Sängerin weiter zurück, die 27-Jährige sagte ihre geplante Hallentour­nee ab und sprach zuletzt offen von Erfolgsdru­ck und falschen Freunden.

Sie habe zeitweise den Glauben an sich verloren, gestand sie ihren Fans. Und widmet ihnen jetzt den Titel ihres sechsten Albums „Für immer“, mit dem sie an die früheren Erfolge anknüpfen möchte. „Ich habe bewusst den Titel gewählt, weil es eine Verneigung vor meinen Fans wird, ein Dankeschön, dass sie jeden Weg mit mir gehen“, sagte Mai vor der Veröffentl­ichung des Albums.

Die Feuerprobe hat die junge Sängerin aus Backnang bei Stuttgart mit einem Teil ihrer neuen Songs bereits hinter sich: Im November trat sie in einer Handvoll kleiner Clubs auf, seither sind die ersten Singleausk­opplungen auf dem Markt. Sie zeigen: Mai ist sich auch im neuen Studioalbu­m treu geblieben.

Schlager? Dance? Pop? Das „Egal“hat sie sich auch dieses Mal auf die Fahnen geschriebe­n, sie zeigt sich überzeugt von ihrem genrelosen Mix, von ihren emotionsla­stigen Lyrics und dem eingängige­n unterlegte­n Beat. „Für mich gibt es dieses Schubladen­denken nicht“, sagte Mai. „Schlager, Pop, Rock, Deutschroc­k, Rockpop – Musik ist emotional und soll Menschen bewegen und muss nicht in Excel-Dateien passen.“

Generation­sübergreif­ende Musik Wohlfühlmu­sik mit Emotion, die mehrere Generation­en ansprechen und gute Laune erzeugen soll – das passt, auch wenn es für Kritiker wenig Tiefgang hat und naturgemäß nicht jedermanns Geschmack trifft. So wechseln sich das tanzbare und romantisch-knisternde „Venedig (Love Is in The Air)“und das freche „Ja Nein Vielleicht“ab mit dem nachdenkli­chen „Beste Version“, in der Mai dafür plädiert, sich selbst zu akzeptiere­n, mit allen Schwächen und Fehlern. Andere Stücke auf „Für immer“fallen dagegen etwas ab, plätschern eher ein bisschen zwischen den starken Werken des Albums dahin.

Einen Lieblingss­ong? Hat Mai eigentlich nicht. „Natürlich liebe ich alle Songs, und jeder hat eine für mich tiefe, bewegende Geschichte“, sagt die Künstlerin mit kroatische­n Wurzeln. „Es ist ein ehrliches, sehr authentisc­hes Album geworden.“Die Lieder seien „ein Stück Tagebuch“,

sagt Mai, die vor viereinhal­b Jahren mit „Wolke 7“ihren ersten großen Solo-Erfolg feierte.

Und dennoch stellt die 27-Jährige ein Lied besonders heraus: Im Video zu „Hast du jemals“heiratet Mai, Schwiegert­ochter von Andrea Berg („Tausendmal belogen“), ihre große Liebe Andreas Ferber zum zweiten Mal – „mit meinem originalen Hochzeitsk­leid an der Seite meines Mannes zur Musik von Xavier Naidoo“, erzählt sie. Den Song hatte Mai im Duett mit dem Mannheimer Popstar aufgenomme­n, der im Video auch als Trauzeuge auftritt.

Glückliche Momente, von denen Mai im vergangene­n Jahr nach eigener Aussage nicht immer begleitet wurde: „Es gab eine Zeit, in der ich sehr traurig war und der Erfolgsdru­ck mich fast kaputt gemacht hat“, hatte sie eingeräumt. Sie habe sich fremdbesti­mmt gefühlt und den Glauben an sich verloren.

Eine Auszeit habe ihr gutgetan. Sie habe sich auf das Wesentlich­e reduziert und Ballast abgeworfen: „Die Zeit war ungeheuer wichtig für mich und hat mich auf jeden Fall ein Stück weitergebr­acht“, erzählt sie heute. „Ich kann das, was ich machen darf, mehr als je zuvor genießen.“

Auf der Bühne und am Mikro scheint Mai trotz ihrer jungen Jahre bereits ein erfahrener Popstar. Als

Schauspiel­erin versucht sie sich im ARD-Streifen „Nur mit Dir zusammen“, der in der Mediathek abrufbar ist. Darin spielt sie eine junge Frau, die ihren Durchbruch als Sängerin schaffen will – und eine lebensbedr­ohliche Diagnose verarbeite­n muss. Als Vaterfigur an ihrer Seite: Axel Prahl, bekannt als „Tatort“Kommissar aus Münster und selbst begeistert­er Musiker. So begeistert, dass er auf „Für Immer“auch im Stück „Spiegel, Spiegel“zu hören ist.

4.10. Stuttgart, Liederhall­e (Hegelsaal); 5.10. München, Circus Krone.

 ?? FOTO: OBS/ARD DAS ERSTE ?? Vanessa Mai macht nicht nur Musik, sondern versucht sich auch als Schauspiel­erin. In „Nur mit Dir zusammen“ist sie in die Rolle von Juli geschlüpft. Die junge Frau braucht die Hilfe ihres Vaters Wim (Axel Prahl). Der Film ist in der ARD-Mediathek abrufbar.
FOTO: OBS/ARD DAS ERSTE Vanessa Mai macht nicht nur Musik, sondern versucht sich auch als Schauspiel­erin. In „Nur mit Dir zusammen“ist sie in die Rolle von Juli geschlüpft. Die junge Frau braucht die Hilfe ihres Vaters Wim (Axel Prahl). Der Film ist in der ARD-Mediathek abrufbar.

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